Varoufakis: "Ich werde die Abscheu der Gläubiger mit Stolz tragen"
Wenige Stunden nach dem Nein der Griechen zu den Sparvorgaben der internationalen Geldgeber hat der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis seinen Rücktritt angekündigt.
Minister No More! http://t.co/Oa6MlhTPjG
— Yanis Varoufakis (@yanisvaroufakis) 6. Juli 2015
Varoufakis unerwünscht bei Eurogruppe
Kurze Zeit nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der Volksabstimmung sei er aus Kreisen der Eurogruppe darauf hingewiesen worden, dass es eine "gewisse Präferenz" gebe, dass er bei den Beratungen der Eurogruppe nicht mehr zugegen sei, schrieb Varoufakis am Montag in seinem Blog. Er sprach von einem Schritt, den Ministerpräsident Alexis Tsipras als "potenziell hilfreich" betrachte, um eine Vereinbarung mit den internationalen Gläubigern zu erzielen. "Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute", erklärte Varoufakis.
Der Euro, der nach dem Nein der Griechen zu den Sparauflagen in der Nacht nachgegeben hat, ist nach der Rücktrittsankündigung Varoufakis leicht gestiegen.
61 Prozent für "NEIN"
Die Griechen hatten am Sonntag mit 61 Prozent überraschend deutlich dagegen gestimmt, im Gegenzug für weitere Finanzhilfen die Spar- und Reformauflagen der internationalen Geldgeber anzunehmen. Für den Fall einer Zustimmung zu den Gläubigerplänen hatte Varoufakis bereits im Vorfeld seinen Rücktritt angekündigt, nach dem Nein kam die Entscheidung aber überraschend. Allerdings sorgt der linke Politiker seit Monaten mit seinem konfrontativen Stil und seiner scharfen Rhetorik in der Eurogruppe für Verärgerung.
"Bald nach der Ankündigung der Ergebnisse des Referendums wurde ich auf eine gewisse Präferenz bei einigen Teilnehmern der Eurogruppe und diverser 'Partner' für meine 'Abwesenheit' von ihren Treffen hingewiesen; eine Idee, die vom Ministerpräsident als potenziell hilfreich eingeschätzt wurde, um eine Einigung zu erreichen. Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute", schrieb Varoufakis wörtlich auf seinem Blog, nachdem er den Rücktritt auf Twitter verkündet hatte.
Varoufakis kämpferisch
"Ich werde die Abscheu der Gläubiger mit Stolz tragen", schrieb Varoufakis. Erst am Samstag hatte Varoufakis in einem Interview den Geldgebern "Terrorismus" vorgeworfen und sie beschuldigt, auf ein Ja bei der Volksabstimmung zu drängen, um die Griechen "weiter demütigen" zu können. Zugleich hatte er sich zuversichtlich gezeigt, dass es nach einer Ablehnung der Spar- und Reformauflagen der Geldgeber rasch eine Einigung auf weitere Finanzhilfen geben werde.