Das Projekt soll innerhalb der nächsten 50 Jahre umgesetzt werden.
Auch im Vatikan wird insgeheim über die Möglichkeit einer Abschaffung des Zölibats für Priester und Ordensleute diskutiert. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Freitag-Ausgabe) überlegt der Vatikan in einer weiten Zukunft, die in Jahrzehnte gemessen wird, die Zölibatspflicht abzuschaffen. Den streng geheimen Auftrag, über einen Weg dahin nachzudenken, sei einigen hochrangigen Vertretern der Kleruskongregation unter der Leitung von Kardinal Claudio Hummes anvertraut worden.
"Wahre Revolution"
Laut anonymen Quellen der
Tageszeitung könnte es in den nächsten 50 Jahren tatsächlich zu einer
Abschaffung der Zölibatspflicht kommen. "Der Heilige Stuhl hat begonnen,
sich über etwas Gedanken zu machen, was sich als wahre Revolution erweisen
und die Katholiken den Protestanten annähern könnte, deren Geistlichen
Familien haben können. (...) Der Samen scheint gesät worden zu sein",
schrieb "La Repubblica".
Das römische Blatt betonte, dass Hummes bei seiner Ankunft in Rom im Jahr 2006 behauptet hatte, dass "das Zölibat kein Dogma" sei. Seitdem habe er jedoch nicht mehr auf das Thema zurückgegriffen. Bei einem Seminar am Donnerstag erklärte Hummes in Rom, dass der Zölibat ein "Geschenk Gottes" sei, das begriffen werden müsse.
Zölibat-Kritik seit 19. Jahrhundert
Da der Zölibat rein
kirchlichen Rechts ist, könnte er theoretisch aufgehoben werden. Jedoch ist
die römisch-katholische Kirche theologisch wie geschichtlich auf ihn
festgelegt. Seit dem 19. Jahrhundert wird verstärkt Kritik am Zölibat laut.
Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) lebte auch die
innerkirchliche Diskussion um die Zölibats-Problematik auf. Seit diesem
Konzil ist auch die Diakonen-Weihe für verheiratete Männer möglich.