Geheimplan

Vatikan bastelt an Priester-Ehe

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Die Kirche plant eine Revolution: In Rom wurde ein Team beauftragt, einen Geheimplan zur Abschaffung des Zölibats zu erstellen.

Hinter den dicken Mauern des Vatikans rumort es. Papst Benedikt XVI. zeigte sich gestern „erschüttert" über die täglich enthüllten Missbrauchsfälle in Österreich und Deutschland. Jetzt wird in höchsten Kreisen im Umfeld des Papstes an einem Grundpfeiler der römisch-katholischen Kirche gerüttelt: Dem Zölibat.

Seit dem Zweiten Laterankonzil im Jahr 1139 sind katholische Priester zur „Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen" verpflichtet. Der brasilianische Kardinal Cláudio Hummes hat jetzt einen streng geheimen Auftrag bekommen: Er soll einen Plan erarbeiten, wie die Kirche diese jahrhundertealte Tradition abschaffen kann. Das berichtet die italienische Tageszeitung La Repubblica.

„Könnte sich als wahre Revolution erweisen"
„Der Heilige Stuhl hat begonnen, sich über etwas Gedanken zu machen, was sich als wahre Revolution erweisen und die Katholiken den Protestanten annähern könnte, deren Geistliche Familien haben können. (...) Der Samen scheint gesät worden zu sein", schrieb „La Repubblica".

Hummes hatte schon bei seiner Ankunft in Rom im Jahr 2006 gemeint, der Zölibat sei „kein Dogma". Aber: Die Kirche will sich Zeit lassen. Insider des Vatikans sprechen von einer Abschaffung „in den nächsten 50 Jahren". Der Geheimplan des Vatikans flog auf, während auch in Österreich die Diskussion über die Ehelosigkeit von Priestern voll entbrannt ist.

Jetzt spricht sich auch der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser für eine Diskussion über den Zölibat aus. „Die Kirche muss sich überlegen, wie sie diese Lebensform weiterpflegen kann oder was sie verändern muss (siehe Kasten)." Der Wiener Dompfarrer Toni Faber sagt zu ÖSTERREICH: „Eine Diskussion darüber wäre sicher zu begrüßen."

Schönborn: Missbrauch nicht durch den Zölibat
Aber: Richtig offensiv wird das Thema Zölibat in Österreich nicht angegangen. Kardinal Christoph Schönborn wies gestern zurück, dass zölibatär Lebende eher zum Missbrauch neigen würden als andere. Die Probleme würden „tiefer liegen".

Allerdings: Mit dem Überdenken des Zölibats könnte die Kirche einer neuen Flut an Austritten entgegensteuern. In Österreich gab es im Vorjahr mit 53.216 Austritten einen absoluten Rekordwert. Ähnlich viele Unzufriedene gab es zuvor nur im Jahr 2004, als aus dem Priesterseminar in St. Pölten homoerotische Fotos und Kussfotos aufgetaucht waren. Damals kehrten 52.177 Katholiken ihrer Kirche den Rücken.

Erzbischof ganz offen: "Es ist zum Schämen"

Offen wie kein Kirchen-Mann zuvor spricht der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser über den Zölibat. Immer mehr hohe Würdenträger der Kirche sind dafür, dass die Ehelosigkeit der Priester überdacht wird. „In der heutigen Lage der Kirche muss überlegt werden, ob der Zölibat eine angemessene Lebensform für den priesterlichen Dienst und für die Ordensleute ist. Die Zeiten und die Gesellschaft haben sich geändert. Deshalb wird die Kirche überlegen müssen, wie sie diese Lebensform weiterpflegen kann oder was sie verändern muss.“, sagte Kothgasser im ORF.

Auf die Frage, ob er sich für die Missbrauchs-Fälle schäme, sagt Kothgasser: „Ich schäme mich sehr. Ich erfahre immer mehr, wie viel Leid verursacht worden ist – an Leib und Geist und Seele. Und wie diese Handlungen schwerwiegend auf die Kinder und Jugendlichen wirken.“

Bei der sehr persönlichen Frage nach seiner eigenen Sexualität antwortet Kothgasser offen: „Wir hatten eine gute Ausbildung in den Fragen eines möglichen zu engen Kontaktes mit Jugendlichen. Da hat man uns immer wieder vorgehalten, daran zu denken, dass man die Kinder nicht anrühren darf und sich nicht anrühren lassen darf. Dass ab und zu die Sehnsucht auftaucht, eine Familie zu haben, das ist wohl klar – auch wenn man ab und zu schönen Menschen begegnet, dann erwacht sicher etwas, was zu uns Menschen gehört. Das ist doch ganz natürlich.“

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