Missbrauchslawine
Vatikan ortet "verzerrte Perspektive"
09.03.2010
Die Kirche merkt an, dass es sexuellen Missbrauch auch in anderen Einrichtungen gebe.
Der Vatikan hat mit Entschlossenheit den Skandal um die Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen in Angriff genommen. Das betonte der vatikanische Pressesprecher in einem Kommentar, der am Dienstag von Radio Vatikan gesendet wurde. Lombardi erklärte, die Kirche habe ihren Willen bewiesen, für Transparenz zu sorgen. Die Opfer seien aufgefordert worden, das zu erzählen, was sie erlebt haben, "obwohl es sich um Fälle handelt, die lange Zeit zurückliegen".
"Verzerrte Perspektive"
Lombardi warnte, die
Pädophilie-Vorwürfe nur auf die Kirche zu konzentrieren, führe zu einer
"Verzerrung der Perspektive". "Gewiss sind die Fehler, die in kirchlichen
Institutionen begangen wurden, besonders verwerflich, da die Kirche eine
moralische und erzieherische Verantwortung hat, man verzerrt aber die
Perspektive, wenn die Vorwürfe ausschließlich auf die Kirche gerichtet
werden", meinte Lombardi.
Nicht nur in der Kirche
"Pädophilie-Fälle betreffen nicht nur die
Kirche, sondern auch andere Kreise, auch um diese sollte man sich kümmern",
sagte Lombardi. Er zitierte den Fall Österreich. "Hier gab es 17
Missbrauchsfälle in Einrichtungen, die auf die Kirche zurückzuführen sind,
510 wurden in anderen Kreisen gemeldet", erklärte Lombardi.
Anerkennen und vorbeugen
Deutsche Kirche habe den Fall auf
richtige Weise behandelt. Der korrekte Startpunkt sei die Anerkennung der
Vorfälle und die Sorge für die Opfer. Wichtig sei eine Vorbeugungsstrategie.
"Man muss alles Mögliche unternehmen, damit sich solche äußerst gravierenden
Fälle in Zukunft nicht wiederholen", meinte Lombardi.
"Schweres Verbrechen"
Der Vatikan-Sprecher betonte,
dass Kindesmissbrauch auch für das Kirchenrecht ein schweres Verbrechen sei.
"In Deutschland werden wir alles Mögliche zur Klärung des Problems
unternehmen", meinte er. Laut Lombardi müssten die Kindesmissbrauchsfälle in
einer gesamten und adäquaten Perspektive behandelt werden. "Die Kirche ist
bereit, sich zu engagieren. Wahrscheinlich kann ihre schmerzhafte Erfahrung
ein nützlicher Beitrag auch für andere sein", so Lombardi.