2 Millimeter pro Jahr

Venedig sinkt schneller als erwartet

22.03.2012

Untergang: Ein US-Forscher schlägt für die Lagunenstadt jetzt Alarm.

Zur Vollversion des Artikels
© sxc
Zur Vollversion des Artikels

Venedig versinkt immer schneller im Wasser. Der Forscher Yehuda Bock, Experte des Ozeanografischen Instituts der Universität von San Diego in Kalifornien, errechnete, dass der Grund von Venedig um zwei Millimeter pro Jahr sinkt. In den kommenden 20 Jahren soll der Meerespegel in Venedig um acht Zentimeter höher als jetzt sein, sollte die Lagunenstadt weiterhin mit diesem Tempo sinken.

Das Phänomen betreffe nicht nur die Stadt, sondern auch die Lagune mit ihren 120 Inseln, stellte Bock fest. Der nördliche Teil der Lagune sinke um rund zwei bis drei Millimeter im Jahr, der südliche Teil um etwa drei bis vier Millimeter. Die Resultate der Studie sollen am 28. März vom Magazin des "American Geophysical Union", "Geochemistry, Geophysics, Geosystems" veröffentlicht werden, berichtete die Tageszeitung "Corriere della Sera" in ihrer Online-Ausgabe am Donnerstag.

Steigender Meeresspiegel
Gründe für die alarmierende Entwicklung sind nach Erkenntnis des Experten der Rückgang des Untergrundwassers und der steigende Meeresspiegel. Der Verlust der unterirdischen Wasserreservoirs bringe mit sich, dass sich der Boden senke, auf dem Venedig gebaut ist, sagte der Forscher. Gleichzeitig steigt der Meeresspiegel infolge der globalen Erwärmung.

Das als geniales Mittel gegen den steigenden Meeresspiegel gepriesene Schleusensystem "MOSE", an dem seit einigen Jahren gearbeitet wird, dürfte nicht genügen, um die weltberühmte Stadt zu retten, meinen einige Forscher in Italien. Das sogenannte MOSE-Projekt mit 78 riesigen mobilen Deich-Modulen, die den Eingang der Lagune von Venedig bei drohendem Hochwasser versperren sollen, ist schon seit Jahren umstritten. Umweltaktivisten behaupten, es sei für das Öko-System äußerst bedrohlich.

Laut den Umweltschützern wird es aufgrund der weltweiten Klimaveränderung künftig in Venedig weit häufiger Hochwasser geben, als es die Ingenieure des MOSE-Projekts einkalkulieren. In Hochwassermonaten wäre die Stadt somit fast ständig vom Frischwasser abgeschnitten und könnte sich schnell in eine Kloake verwandeln. Das Schleusensystem sollte bis Ende 2013 gebaut werden.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel