Der frühere irakische Präsident Saddam Hussein ist am Samstag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gehängt worden. Im Folgenden Informationen zu den Verbrechen unter seiner Herrschaft.
DAS MASSAKER VON DUJAIL
Dem Massaker in dem Dorf bei Bagdad
fielen 1982 148 Schiiten zum Opfer. Es gilt als Racheakt. In dem Ort war
zuvor ein Anschlag auf den Präsidentenkonvoi verübt worden. Der Anklage
zufolge wurden hunderte Frauen und Kinder aus dem Ort jahrelang in
Internierungslagern in der Wüste festgehalten. Die Regierung zerstörte die
Palmenhaine und Ackerflächen am Ufer des Tigris und damit auch die örtliche
Wirtschaft. So verloren die Einwohner ihren Lebensunterhalt.
Saddam sagte aus, er habe zwar Gerichtsverfahren angeordnet, die zu dutzenden Hinrichtungen führten. Er habe sich dabei aber an die geltenden Gesetze gehalten.
VÖLKERMORD AN KURDEN
1987 und 1988 eroberte die irakische
Armee die Kontrolle über die kurdischen Gebiete im Norden zurück. In der
"Anfal-Offensive" wurden ganze Dörfer ausgelöscht, Bauernhöfe zerstört und
die Bewohner unter Zwang umgesiedelt. Kurdischen Angaben zufolge wurden
hunderttausende Menschen vertrieben und zehntausende getötet. Diese
Verbrechen standen im Zentrum des zweiten Verfahrens gegen Saddam.
Eine der berüchtigtsten Aktionen war der Angriff mit Nervengas auf das kurdische Dorf Halabja. 5.000 Menschen wurden dabei innerhalb von Stunden getötet. Saddams Cousin, General Ali Hassan al-Majid, auch "Chemie-Ali" genannt, wird für die schlimmsten Gräueltaten verantwortlich gemacht und saß in diesem Verfahren mit Saddam auf der Anklagebank. Er sagte, die Bewohner von Halabja seien dafür bestraft worden, dass sie das Eindringen iranischer Kräfte in dem damaligen Krieg mit dem Nachbarland nicht verhindert hätten.
EINMARSCH IN KUWAIT
Mit dem Einmarsch ins Nachbarland Kuwait im
August 1990 verletzte Saddam das Völkerrecht. Eine von den USA angeführte
Koalition verlangte den Rückzug der Iraker und griff Saddams Armee am 17.
Januar 1991 an, nachdem der Machthaber mehrere Resolutionen der Vereinten
Nationen ignoriert hatte. Der Golfkrieg endete am 28. Februar 1991.
Während der Besetzung Kuwaits sollen irakische Soldaten Gefangene gefoltert und in Gruppen hingerichtet haben. Zudem wurde den Vorwürfen zufolge Kuwait-Stadt geplündert. Hunderte von kuwaitischen Gefangenen sollen nach Bagdad verschleppt worden sein. Irakische Soldaten steckten zudem in Kuwait mehr als 700 Ölquellen in Brand und ließen das Öl aus Pipelines unter anderem in den Golf laufen.
POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG
Saddam wird vorgeworfen, nach dem
Golfkrieg von 1991 Aufstände von Schiiten im Süden und Kurden im Norden
brutal niedergeschlagen zu haben. Massengräber im Süden von Bagdad und im
Norden bergen die Opfer. Hunderttausende Kurden flohen in den Iran und in
die Türkei.
SUMPFARABER
Auf Befehl Saddams soll die irakische Armee
systematisch die Lebensgrundlage der arabischen Stämme vernichtet haben, die
5.000 Jahre lang im Südosten des Landes große Sumpfgebiete bewirtschaftet
haben. Saddam warf ihnen vor, im Krieg gegen den Iran von 1980 bis 1988 dem
Feind geholfen und den schiitischen Aufstand 1991 unterstützt zu haben.
Bereits zu Beginn seiner Herrschaft ordnete Saddam eine Entwässerung des
Sumpflandes an.
POLITISCHE MORDE
Saddam und seine Sicherheitskräfte sollen
zahlreiche politisch motivierte Morde und Menschenrechtsverletzungen
begangen haben, darunter die Hinrichtung von fünf führenden schiitischen
Geistlichen 1974, die Ermordung von tausenden Mitgliedern des kurdischen
Stammes der Barsani 1983 und die Tötung von politischen Gegnern. Bisher
wurden im Irak etwa 270 Massengräber gefunden.