Nach der Freilassung des letzten Schweizer Geschäftsmannes wirft die Schweiz Libyen Entführung vor.
Nach der Freilassung eines schweizerischen Geschäftsmannes aus libyscher Haft erwägt die Regierung in Bern jetzt eine Klage gegen Libyen wegen Entführung vor einem internationalen Gericht. Derzeit werde geprüft, den Fall des jüngst freigelassenen Geschäftsmanns Max Göldi und des bereits zuvor aus libyscher Haft entlassene Schweizers Rachid Hamdani vor ein internationales Tribunal zu bringen, sagte Außenministerin Micheline Calmy-Rey in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit "20 Minuten online". Dabei gehe es um Entführung. Schließlich seien die beiden Schweizer im Herbst 2009 "fast acht Wochen lang isoliert" worden, erklärte Calmy-Rey.
Libyen vs. Schweiz
Göldi und Hamdani waren im Juli 2008 in Libyen
festgenommen worden. Vorausgegangen war eine vorübergehende Festnahme des
Sohns des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi, Hannibal, und dessen Frau
wegen des Vorwurfs der Misshandlung von Hotelangestellten in Genf. Am 18.
September 2009 wurden Göldi und Hamdani von libyschen Behördenvertretern aus
der schweizerischen Botschaft in Tripolis an einen geheimen Ort gebracht und
dort bis zum 9. November 2009 festgehalten. Schließlich wurden sie zu Geld-
und Gefängnisstrafen verurteilt. Hamdani kam im Februar frei, Göldi konnte
am vergangenen Sonntag das Land verlassen.
Diplomatische Krise
Der Fall hatte zu einer schweren
diplomatischen Krise zwischen Libyen und der Schweiz geführt. Sie konnte am
Sonntag mit der Unterzeichnung eines "Aktionsplans" beigelegt werden, der
den Weg zu einer Normalisierung der bilateralen Beziehungen ebnet. Calmy-Rey
wollte am Freitag in Madrid mit libyschen Vertretern über die Ausgestaltung
des Vertrags reden.