Umfrage sieht den Lebemann im Mormonenstaat gleichauf mit Clinton.
Im strengreligiösen Utah ist für Demokraten schon lange nichts mehr zu holen gewesen: 34 Prozent für Barack Obama (2008), 26 Prozent für Al Gore (2000), gar nur 25 Prozent für Bill Clinton (1992). Doch Donald Trump läuft einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage zufolge Gefahr, die Republikaner-Hochburg an Hillary Clinton zu verlieren - oder sogar an den unabhängigen Quereinsteiger Evan McMullin.
Harsche Kritik wegen Sex-Aussagen
Clinton und Trump liegen in der Umfrage gleichauf bei 26 Prozent in der Gruppe der wahrscheinlichen Wähler, berichtet der US-Sender CNN. Der mormonische Kandidat McMullin kann demnach mit 22 Prozent der Stimmen rechnen, der libertäre Kandidat Gary Johnson mit 14 Prozent.
Trump hat für seine frauenverachtenden Sex-Aussagen besonders harsche Kritik aus Utah einstecken müssen. Praktisch das gesamte republikanische Establishment in dem Staat, dessen Wahlvolk zu 60 Prozent mormonisch ist, verstieß den umstrittenen Kandidaten. Der republikanische Senator Mike Lee forderte Trump bereits kurz nach Bekanntwerden des Videos, in dem sich der Bautycoon des Grapschens rühmte, zum Rückzug auf.
Niederlage hätte hohen Symbolwert
Seit dem Jahr 1964, als Lyndon B. Johnson einen landesweiten Erdrutschsieg feierte, hat sich in Utah kein demokratischer Politiker mehr durchgesetzt. Zwar stellt Utah nur vier Elektorenstimmen, doch hätte eine Niederlage Trumps hohen Symbolwert. Clintons Kampagne bemüht sich intensiv, einen Keil zwischen das populistische Trump-Lager und streng religiöse mormonische Wähler zu treiben, für die der Lebenswandel des New Yorker Immobilienmagnaten inakzeptabel ist.
Der Mormone McMullin tritt nur seiner Heimat Utah und einigen wenigen weiteren Staaten an. Sollte der frühere CIA-Mitarbeiter Trump und Clinton überflügeln können, wäre es das erste Mal seit dem Jahr 1968, dass ein US-Staat nicht für einen Demokraten oder Republikaner gestimmt hat. Damals gewann der rassistische Gouverneur von Alabama, George Wallace, fünf Südstaaten für die "American Independent Party" (AIP), die aus Protest gegen das Bürgerrechtsgesetz gegründet worden war.