Seit 17 Tagen sind sie unter Tage. Nun gaben die Chilenen ein erstes Lebenszeichen ab. Die Rettung könnte aber noch bis Weihnachten dauern.
Auf diese Nachricht hat Chile 17 quälend lange Tage gewartet: "Wir sind alle 33 im Schutzraum, uns geht es gut." Geschrieben hat die Worte einer der Arbeiter, die seit einem Grubenunglück am 5. August verschüttet sind und bis Sonntag als verschollen galten. Die Bergungsmannschaften hatten die Hoffnung, dass sich die Bergleute in einem Hohlraum in etwa 700 Metern befinden, bis zuletzt nicht aufgegeben. Bis zu ihrer Rettung könnten aber noch Wochen oder sogar Monate vergehen.
Kerzen entzündet
"Ganz Chile weint heute vor Aufregung und
Freude", sagte Präsident Sebastian Pinera, als er die Nachricht verkündete.
Angehörige und Freunde fielen sich um den Hals. Auf dem Gelände der Gold-
und Kupfermine in Copiapo feierten sie die Neuigkeit am Sonntagabend mit
einem Barbecue. Kerzen wurden entzündet und Fahnen aufgestellt.
Selbst in der 850 Kilometer entfernten Hauptstadt Santiago versammelten sich mehrere hundert Menschen, um auf der Plaza Italia gemeinsam zu feiern. Im ganzen Land verfolgten die Menschen die Ereignisse an den Fernsehschirmen.
"Sind überglücklich"
Wiederholt hatten die
Rettungskräfte versucht, einen schmalen Schacht zu dem Schutzraum zu bohren.
Siebenmal scheiterten sie - erst beim achten Mal erreichten sie ihr Ziel und
ließen eine Sonde in 688 Meter Tiefe hinab. Als diese nach oben gezogen
wurde, hing daran ein Zettel, auf dem in roter Schrift die ersehnte
Botschaft geschrieben stand.
Dabei war die Hoffnung, die Vermissten noch lebend zu finden, von Tag zu Tag geschwunden. Zunächst hatte es nämlich geheißen, die Sauerstoff- und Lebensmittelvorräte in dem Schutzraum würden voraussichtlich nur für 48 Stunden reichen. "Wir sind überglücklich", sagte Präsident Pinera. Auf einer Videoaufnahme habe er gesehen, wie acht oder neun Bergleute in die Kamera winkten. "Sie waren so nah an der Kamera, dass man ihre Augen und ihre Freude sehen konnte."
Bis Weihnachten unter Tage?
Durch das gebohrte Loch sollten nun
kleine Behälter mit Nahrung, Wasser und notfalls auch Sauerstoff zu den
Eingeschlossenen hinabgelassen werden. Außerdem sollen die Bergleute eine
Videoausrüstung erhalten, damit sie mit Angehörigen und Rettungskräften
kommunizieren können. Denn möglicherweise müssen die Verschütteten bis
Weihnachten unter Tage ausharren. So lange könnte es dauern, einen
ausreichend breiten Rettungstunnel zu graben.
Schon jetzt gibt es nur wenige, die jemals länger unter Tage festsaßen als die 33 chilenischen Bergleute. Im vergangenen Jahr überlebten im Süden Chinas drei Kumpel 25 Tage in einem überfluteten Bergwerk. Fast ebenso lang, nämlich 23 Tage, dauerte es 1983 bis zur Rettung von zwei Bergleuten im Nordosten Chinas.