Die irre Welt des Attentäters
"Vienna 1683" auf Waffe des Moscheen-Killers
15.03.2019
Name von Ernst Rüdiger von Starhemberg auf Gewehrmagazin geschrieben - Auch Bezüge zu anderen historische Persönlichkeiten, die gegen Osmanen kämpften.
Der mutmaßliche Attentäter von Neuseeland nahm bei seinen Angriffen auf zwei Moscheen in Christchurch offenbar auch Bezug auf die Zweite Wiener Türkenbelagerung. In einem TV-Bericht des niederländischen Senders RTL Nieuws mit Aufnahmen vom Tatort ist beispielsweise ein Schriftzug mit dem Namen "Ernst Rüdiger von Starhemberg" zu sehen. Der Feldmarschall hatte 1683 die Verteidigung Wiens geleitet.
Der Bericht, der auch auf der Internet-Plattform Youtube zu sehen ist, lässt vermuten, dass auf den Magazinen des Gewehrs die Namen von historischen Persönlichkeiten aufgeschrieben waren, die gegen die Osmanen gekämpft hatten. Genannt werden neben Graf Starhemberg unter anderen auch Edward Codrington (der britische Admiral unterstützte in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts den Unabhängigkeitskampf Griechenlands gegen die Osmanen) oder Marcantonio Bragadin (kämpfte im 16. Jahrhundert als Gouverneur von Zypern gegen das Osmanische Reich) sowie der serbische Fürst Lazar, der 1389 in der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje) gegen die Türken gefallen war.
Über den Dienst verbreitete er im Vorfeld ein Manifest mit dem Titel "The Great Replacement" – abgeleitet von einer rechtsextremen Verschwörungstheorie, nach der die Politiker und Führer des Westens einen Austausch der einheimischen Bevölkerung durch Muslime planen. Dort beschrieb er sich als "normalen, 28-jährigen weißen Mann". Er wolle Rache nehmen an den "Tausenden Toten, die Europa in seiner Geschichte durch ausländische Invasionen zu erleiden hatte."
Zudem werden in dem im Internet kursierenden Video auch Bezüge auf frühere christliche Kreuzzüge gezeigt. Außerdem seien auf der Tasche des Verdächtigen Neonazi-Symbole gefunden worden, so der Bericht. Dieser bezieht sich offenbar auch auf das mit "The Great Replacement" überschrieben Hass-Manifest (Der große Austausch) des Attentäters. Der Titel geht auf eine aus Frankreich stammende rechtsextreme Verschwörungstheorie zurück, wonach die Bevölkerung in Europa durch Zuwanderer ersetzt werden soll, deren Geburtenrate deutlich höher sei. Das Manifest wurde Experten als echt bewertet, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete.
"Ich unterstütze viele, die gegen ethnischen und kulturellen Genozid aufstehen", schrieb er laut einem Forscher des Institute for Strategic Dialogue. Dazu gehörten etwa der Angreifer, der vor etwa einem Jahr in der italienischen Kleinstadt Macerata aus einem Auto auf Ausländer schoss – aber auch Anders Breivik.
"Kill Merkel"
In einem Tweet postete Tarrant zwei Tage vor der Tat Fotos von seinen Waffen. In seinem Manifest schrieb er unter anderem, Angela Merkel, Recep Tayip Erdogan und Sadiq Khan, der Bürgermeister von London müssten getötet werden. Merkel beschrieb er als "Mutter alles Anti-Deutschen und Anti-Weißen": Sie sei "ganz oben auf der Liste" und ein "High Profile Enemy".