In dem kleinen EU-Land ist die Scheidung bisher verboten.
Die Bürger des EU-Kleinstaates Malta stimmen am Samstag über die Einführung der Scheidung ab. Diese ist bisher verboten. Dabei geht es in dem 400.000-Einwohner-Landes im Mittelmeer mit starker katholischer Tradition und 365 Kirchen nur um eine Version "light" der Scheidung: Die Malteser werden gefragt, ob sie der Möglichkeit, sich nach vier Jahren der Trennung scheiden zu lassen, zustimmen. Zudem ist das Referendum nicht bindend.
Nur auf Malta und den Philippinen keine Scheidung möglich
Malta und die Philippinen sind heute die einzigen Staaten, welche die Scheidung von Ehepartnern verbieten. Ein maltesisches Paar kann sich zwar gesetzmäßig trennen. Dann muss es aber vom Staat bezahlte Mediationskurse absolvieren und Unterhaltszahlungen sind weiterhin fällig. Ohne die seltene und langwierige Annullierung einer Ehe durch die römisch-katholische Kirche ist außerdem eine Wiederverheiratung nicht möglich. Ausnahmen gelten nur für im Ausland lebende Malteser und Malteser, die mit einem Ausländer verheiratet sind.
Katholische Kirche mobilisiert Scheidungs-Gegner
Die katholische Kirche mit den Privilegien einer Staatsreligion auf Malta führt naturgemäß das Nein-Lager an: Jesus würde den Bürgern in der Wahlkabine über die Schultern blicken, ließen ranghohe Kirchenvertreter wissen.
Regierungspartei PN gegen Scheidung
Das Thema aufgebracht hatte ein Parlamentsabgeordneter, Premierminister Lawrence Gonzi von der christdemokratischen Nationalist Party (PN) schlug daraufhin die Volksabstimmung vor. Die PN ist aber gegen die Einführung der Scheidung, die oppositionellen Sozialisten von der Labour-Partei (MLP) haben ihren Anhängern dagegen kein bestimmtes Abstimmungsverhalten vorgegeben. Parteichef Joseph Muscat machte aber deutlich: "Ich möchte in einem europäischen Land leben (...) und das heißt, europäische Werte zu haben."
Opposition pocht auf europäische Standards
Tatsächlich ist die EU bemüht, Ehepaaren verschiedener Nationalität per Verordnungen die Scheidung zu erleichtern. Es gebe andere ethische Werte als solche, die auf der Religion basieren, sagte Muscat. Die Scheidung sollte rational betrachtet werden und nicht als religiöses Dogma. Das Nein-Lager wiederum sieht die Familie gefährdet und befürchtet eine Scheidungswelle.
Umfragen: Knappes "Ja" erwartet
Mehrere Umfragen geben den Befürwortern der Scheidung einen knappen Vorsprung, rund 40 Prozent der Malteser sind aber noch unentschlossen. Die Führerin der Ja-Kampagne, die Anwältin Deborah Schembri, verlangt eine "zweite Chance für die Liebe", die Scheidung sollte "eine Option" sein. Selbst wenn das Ja-Lager klar in der Mehrheit sein sollte, müsste erst das Parlament ein Gesetz zur Einführung der Scheidung verabschieden.