Beim Eigentümer der Plattform, der Firma Transocean, waren nach tödlichen Unfällen schon vor der Ölpest massive Sicherheitsbedenken aufgetreten.
Die Betreiber der im Golf von Mexiko gesunkenen "Deepwater Horizon" sorgte sich bereits im vergangenen Jahr um die Sicherheit auf ihren Bohrplattformen. Wegen vier tödlicher Unfälle wurde den Topmanagern der Firma Transocean der Bonus gestrichen, wie aus amtlichen Dokumenten hervorgeht, die am 1. April eingereicht wurden. Transocean ist ein Spezialist für Bohrplattformen und hatte die "Deepwater Horizon" an BP verliehen. Mit dem Wegfall der Boni sollte dem Management ein Anreiz gegeben werden, um für mehr Sicherheit zu sorgen.
Wind hält das Öl auf
Unterdessen scheint die Natur den
Einsatzkräften bei der Bekämpfung der Ölpest zu helfen. Der Ölteppich im
Golf von Mexiko bleibt der US-Küste vorerst fern. Zwar sprudeln weiter jeden
Tag schätzungsweise 700 Tonnen Rohöl ins Wasser. Aber dank günstiger Winde
wurde das Öl auch am Dienstag noch nicht am Festland angeschwemmt. Die
Einsatzleiter vor Ort schätzen, dass es in den nächsten drei Tagen so bleibt.
Kein Öl auf Chandeleur Islands
Der Wind gibt den
Einsatzkräften Zeit, Säuberungsarbeiten und Schutzmaßnahmen für die
Küstenregion mit Hochdruck voranzutreiben. Berichte, nach denen am Dienstag
Öl auf die unbewohnten Chandeleur Islands vor der Südspitze des US-Staates
Louisiana schwappte, blieben zunächst unbestätigt. Es seien mehr als 20
Boote zu der kleinen Inselkette geschickt worden. Aber bisher habe man kein
Öl entdeckt, so die Küstenwache.
Mechanisch und chemisch
Konteradmiralin Mary Landry zeigte sich
erleichtert über das vorläufige Fernbleiben des Teppichs vom Festland: Sie
nannte den Zeitgewinn ein "Geschenk", das es erlaube, im Kampf gegen die
Ausbreitung der Ölpest alle Register zu ziehen. Dank des besseren Wetters
arbeiteten Experten bereits am Dienstag auf vollen Touren daran, Öl von der
Wasseroberfläche abzuschöpfen und durch das Versprühen von Chemikalien
aufzubrechen.
"Wirksame" Prozedur
Das Mittel, das einer Seifenlauge
ähnelt, wurde auch erneut mit Hilfe von Roboterfahrzeugen unter Wasser
eingesetzt - in der Nähe der drei Stellen in 1.500 Meter Tiefe, an denen das
Öl austritt. Doug Suttles, Manager des britischen Ölkonzerns BP, nannte
diese Prozedur "wirksam".
Ölglocke wird aufgesetzt
Hoffnung setzt der Konzern
insbesondere auf eine riesige Metallkuppel als vorläufige Lösung. Sie soll
über die ständig sprudelnde Ölquelle am Meeresboden gestülpt werden und das
Öl auffangen. Das will BP dann auf ein Schiff ableiten. Der rund 64 Tonnen
schwere Behälter soll an diesem Mittwoch aufs Meer gebracht werden.
Das Absenken ins Wasser und der Anschluss der nötigen Leitungen dauern aber so lange, dass das System erst in der kommenden Woche einsatzbereit sein wird. Wenn alles klappt: BP betont, eine solche Kuppel sei noch nie so tief im Meer eingesetzt worden.
Ölquelle verstopfen
Gearbeitet wird ebenfalls weiter an
einem Nebenzugang zu dem Bohrloch, aus dem das Öl quillt. Dadurch könnte
dann ein Mittel zum dauerhaften Verstopfen der Quelle geleitet werden. Aber
diese Prozedur wird nach Angaben des Ölkonzerns bis zu drei Monate dauern.
Die von BP geleaste Bohrinsel "Deepwater Horizon" war am 22. April nach einer Explosion gesunken. Seitdem strömt das Rohöl ins Meer. US-Präsident Barack Obama warnte vor einer Umweltkatastrophe von noch nie dagewesenem Ausmaß. Auf BP kommen Kosten in Milliardenhöhe zu.