Ein Insider packt aus
Wachmann: So geht es im Flüchtlingsheim zu
02.03.2016
Ein Insider packt aus und erzählt aus seinem Alltag im Flüchtlingsheim.
Er will anonym bleiben. Sein Beruf verbietet ihm eigentlich mit der Presse zu sprechen, aber er hält es nicht mehr aus. Ein Wachmann will über die Zustände in deutschen Flüchtlingslagern sprechen und prangert die Arbeitsbedingungen von Securities in den Unterkünften an. Vor allem der Mangel an Personal mache allen zu schaffen.
Mini-Lohn
Obwohl Wachmänner in Asylheimen zwischen 180 und 200 Stunden im Monat arbeiten, ist die Bezahlung unterdurchschnittlich. „Man verdient etwa 1300 bis 1400 Euro netto", erzählt der 28-Jährige gegenüber dem „Tagesspiegel“. Viele Sicherheitskräfte arbeiten deshalb schwarz. Sie arbeiten zwar Vollzeit, sind aber dennoch arbeitslos gemeldet. Zur Sicherheit melden sie einen Minijob an, sodass ihnen bei behördlichen Kontrollen keine Probleme drohen. „Ich hab aber noch nie eine Kontrolle erlebt“, berichtet der Wachmann. Es sei weitestgehend bekannt, dass Wachmänner ohnehin Mangelware wären und somit wird innerhalb der Branche auch sehr selten kontrolliert.
Wie unterbesetzt die Securities sind, zeigt ein Beispiel aus der Praxis. "Ich war zuletzt in einer Turnhalle mit etwa 300 Flüchtlingen. Als ich dort anfing, lagen noch Stuhlbeine und Stangen von Betten herum, weil es kurz zuvor eine Massenschlägerei gegeben hatte", so der Unbekannte. In dieser Nacht hätten nur vier Wachleute Dienst gehabt. "Was sollten die schon gegen 50,60 wütende Männer machen, fragt sich der 28-Jährige.
Aus ihrer Panik heraus, verschanzte sich das Sicherheitspersonal in einem Büro und harrten dort aus, bis die Polizei eintraf. Der Grund für die Schlägerei ist unbekannt.
Nur ein Schlafraum
Die Platzsituation ist unterirdisch. Nach Angaben des Secuirty-Mitarbeiters steht den Flüchtlingen nur ein einziger Raum als Schlafstätte zur Verfügung. Die Frauen leben teilweise in Angst: "Manche Frauen haben sich ein Zelt besorgt, vor allem wegen der Männer. Die fühlen sich belästigt, wenn so viele Männer ihnen quasi bei jeder Tätigkeit zusehen können".
Auch unter den Wachmännern gibt es schwarze Schafe
Einige unter den Wachmännern sind regelrecht auf Stress aus, packt der Insider aus: "Manche warten regelrecht auf Stunk, damit sie sich mal abreagieren können. Ich habe auch erlebt, dass mir ein Kollege bei Dienstantritt an einer neuen Arbeitsstelle erst mal gezeigt hat, wo die Überwachungskamera ist - und wo man sie ausschalten kann, falls was passiert, das die Öffentlichkeit nicht mitbekommen soll."
VIDEO: Versteckte Kamera im Flüchtlingsheim Traiskirchen