Thailand
Waffenhändler Bout an die USA ausgeliefert
16.11.2010
Nach langem juristischen Tauziehen wurde der Russe in die USA überführt.
Der mutmaßliche Waffenhändler Viktor Bout (43) ist nach zweieinhalbjährigem juristischen Tauziehen von Thailand an die USA ausgeliefert wurden. Der als "Händler des Todes" berüchtigte Russe soll sich vor einem US-Gericht verantworten. Sechs US-Beamte nahmen Bout am Dienstag am Militärflughafen Don Muang im Empfang und verließen das Land mit ihm in einem gecharterten Kleinflugzeug. Das bestätigte der zuständige Polizeichef. Bout soll Diktatoren und Rebellen rund um den Erdball mit Waffen versorgt haben. Er hat stets alle Vorwürfe abgestritten.
Ex-Offizier
Wo das Flugzeug mit Bout an Bord hinflog, wollte auch die US-Botschaft in Bangkok nicht sagen. Bout war 2008 in Bangkok nach einer verdeckten Aktion amerikanischer Agenten festgenommen worden. Der ehemalige Offizier der Sowjetarmee war Vorbild für die Hauptrolle im Kinofilm "Lord of War" (Händler des Todes) mit Nicolas Cage.
Moskau kritisierte die Auslieferung scharf. Die Entscheidung der Behörden sei auf "beispiellosen politischen Druck" der US-Regierung zustande gekommen und gesetzwidrig, sagte Außenminister Sergej Lawrow nach Angaben der Agentur Interfax. Die Unabhängigkeit des thailändischen Justizsystems müsse nach einer solchen "Einmischung" infrage gestellt werden. Russland werde den 43-Jährigen "unter allen Umständen unterstützen".
"Alles wurde hastig und heimlich abgewickelt, wie Diebe das machen. In dieser Situation hat die thailändische Regierung wie eine amerikanische Marionette agiert", sagte Bouts Frau Alla.
Kritik zurückgewiesen
Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva wies die Kritik aus Russland zurück. Man sei mit beiden Ländern in Kontakt gewesen und glaube nicht, dass die Beziehungen zu Russland beschädigt würden. "Es war unsere Pflicht zu entscheiden und zu tun, was richtig ist. Wir können es nicht jedem recht machen", sagte der Regierungschef vor Journalisten.
In die Falle gelockt
US-Agenten hatten Bout vor zweieinhalb Jahren in Bangkok eine Falle gelockt. Sie gaben sich als Zwischenhändler für die kolumbianischen Farc-Rebellen aus, die Boden-Luft-Raketen und Gewehre kaufen wollten. Nachdem der Russe sich in den vermeintlichen Verhandlungen selbst belastet hatte, schnappten die Handschellen zu. Weil es in dem Gespräch um den Abschuss von US-Flugzeugen ging, ist er wegen Unterstützung einer Terrororganisation und Verschwörung zur Ermordung amerikanischer Staatsbürger angeklagt. Bei einer Verurteilung droht Bout eine lebenslange Haftstrafe.
Bout hat sich stets als sauberer Geschäftsmann ausgegeben. Er habe von 1993 bis 2001 ganz normale Frachtgeschäfte abgewickelt und nie mit Waffen gehandelt, sagte er nach seiner Festnahme. "Das alles ist eine einzige Erfindung der USA", meinte er. Er habe das Unternehmen geschlossen, als im Frachtgeschäft kein Geld mehr zu verdienen gewesen sei.
Abgemagert
Der Millionär wurde in Bangkok in einem berüchtigten Gefängnis mit Kinderschändern und Verbrechern festgehalten und in orange-farbenem Gefängnisanzug an Händen und Füßen gefesselt der Öffentlichkeit vorgeführt. Er magerte in der Haft deutlich ab.
Das juristische Tauziehen um die Auslieferung zog sich über zweieinhalb Jahre hin. Sowohl die USA als auch Russland sollen Druck auf Thailand ausgeübt haben. Ein Gericht lehnte den Auslieferungsantrag im vergangenen Jahr zunächst ab. Im August wurde das Urteil revidiert.
Der Fall ist für Thailand politisch brisant: Die USA sind ein traditioneller Verbündeter des Königreichs, aber das südostasiatische Land legt auch Wert auf gute Beziehungen zu Russland. Ministerpräsident Abhisit beteuerte am Dienstag, die Zustimmung zu der Auslieferung des Russen sei nicht politisch motiviert gewesen.