Nahost-Konflikt
Waffenruhe nach Terror-Anschlag
21.11.2012
Bombe explodiert mitten in Tel Aviv - Am Abend Einigung auf Feuerpause.
Gestern jagten Palästinenser eine Bombe in Tel Aviv hoch. Dennoch einigten sich Israel und die Palästinenser am Abend auf eine Waffenruhe.
Nach sechs Jahren Pause explodierte am Mittwoch wieder eine Bombe mitten in der Metropole Tel Aviv.
Es war während der Stoßzeit zu Mittag. Der Bus 142 kriecht in der Innenstadt den Shaul Hamelech Boulevard entlang. Plötzlich geht die Bombe hoch. Fenster klirren. Menschen schreien. Weißer Rauch steigt aus dem zerfetzten Bus. Mindestens 24 Personen werden verletzt, zwei Jugendliche sehr schwer. Es ist ein Wunder, dass niemand stirbt.
Auf der anderen Seite der Grenze, in Gaza – nur 70 Kilometer entfernt –, ertönen Freudenschüsse, Jubel brandet auf. „Wir gratulieren unserem Volk zu dieser heldenhaften Tat“, wird über Lautsprecher verkündet.
In Tel Aviv beginnt sofort die Jagd nach zwei Terroristen. Sirenen der Polizei und der Rettung sind in der ganzen Stadt zu hören.
ÖSTERREICH-Reporter Oliver Ginner aus Tel Aviv: „Die Polizei kontrollierte sofort jeden Winkel der Stadt – alles ist perfekt organisiert, die Menschen sind nicht in Schock, sie agieren routiniert und sind gut vorbereitet auf die Attacke.“
Trotz des Terror-Anschlags: Am Abend gab es erstmals einen Durchbruch bei den Friedensverhandlungen. Um 17.57 Uhr verkündeten US-Außenministerin Hillary Clinton und der ägyptische Außenminister Mohammed Kamel Amr eine Waffenruhe zwischen der Terror-Organisation Hamas und Israel. Ab 20.00 Uhr sollte es keine Angriffe mehr geben. Internationale Vermittler hatten die Waffenruhe eingefädelt.
Clinton hat die vergangenen zwei Tage in Israel und Ägypten verbracht, um beide Seiten zu einer Feuerpause zu überreden.
Im Gegenzug für die Zustimmung zur Waffenruhe sagte US-Präsident Barack Obama seinem israelischen Amtskollegen Benjamin Netanjahu mehr amerikanische Militärhilfe zum Ausbau des Raketenabwehr-Programms „Iron Dome“ zu.
Die Details der Nahost-Waffenruhe
USA und Ägypten verkündeten am Mittwochabend Feuerpause zwischen Israel und der Hamas. Die Eckpunkte.
Nach acht Tagen blutiger Kämpfe einigten sich Israel und die radikale Hamas am Mittwochabend auf eine Waffenruhe – ab 20 Uhr MEZ sollten die Waffen schweigen. Noch am Abend sickerten die Details der Vereinbarung nach außen:
l Israel muss alle „feindseligen Aktionen“ im Gazastreifen von Land, von See und aus der Luft stoppen. Auch Überfälle und gezielte Angriffe auf Personen sind demnach untersagt.
- Die Palästinenser müssen im Gegenzug alle Feindseligkeiten vom Gazastreifen gegen Israel beenden. Das betrifft insbesondere das Abfeuern von Raketen und Angriffe auf die Grenzen.
- Die Grenzübergänge müssen innerhalb von 24 Stunden nach Inkrafttreten der Waffenruhe geöffnet werden. Das Überqueren der Grenzen müsse dann sowohl für Menschen als auch für Waren ermöglicht werden.
- Ägypten, das in dem Konflikt vermittelte, erhielt Garantien, dass sich beide Seiten an die Vereinbarung halten werden.
Israels Premier Benjamin Netanjahu kündigte in einer ersten Stellungnahme an, dass er der Waffenruhe eine Chance geben wolle. „Wir haben unser Ziel erreicht“, so Israels Verteidigungsminister Ehud Barak. Und zumindest zunächst scheint die Waffenruhe zu halten: Eine Armeesprecherin in Tel Aviv sagte am Donnerstag, seit Mitternacht habe es keine Raketenangriffe mehr auf israelische Städte gegeben. Auch Israels Luftwaffe habe keine Ziele im Gazastreifen angegriffen.
55 mutmaßliche Extremisten festgenommen
Festnahmewelle nach der Waffenruhe: Israel hat in der Nacht zum Donnerstag im Westjordanland 55 mutmaßliche Mitglieder radikaler Palästinenserorganisationen festgenommen. Die Armee teilte mit, unter den Festgenommenen seien mehrere ranghohe Mitglieder von Terrorgruppen.
Nächste Seite: Der Live-Ticker zum Nachlesen
23.36 Uhr: UN-Generalsekretär Ban informiert Sicherheitsrat
Kurz nach Beginn der Waffenruhe ist in New York der UN-Sicherheitsrat zu Beratungen zusammengekommen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon wollte per Bildübertragung aus der jordanischen Hauptstadt Amman die Mitglieder des Gremiums über die aktuelle Situation informieren.
23.09 Uhr: Die EU-Spitze hat die Waffenruhe im Gazastreifen begrüßt. "Es ist nun entscheidend, ihre Umsetzung sicherzustellen und den Neubeginn der Gewalt zu verhindern", so EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der Chef des Rates der EU-Länder, Herman Van Rompuy, in einer gemeinsamen Erklärung.
22.13 Uhr: Wieder Raketen abgefeuert
Radikale Palästinenser haben nach israelischen Angaben auch nach Inkrafttreten der Waffenruhe Raketen auf Israel abgefeuert. Zwölf Geschoße seien auf offenem Gelände niedergegangen. Es sei niemand zu Schaden gekommen. Eine Militärsprecherin erklärte, das israelische Abwehrsystem habe einige der Raketen abgefangen.
22.05 Uhr: Waffenruhe hält
Nur in den ersten Minuten nach Inkrafttreten der Vereinbarung (20 Uhr) seien noch einige Raketen auf Israel abgefeuert worden, teilte das israelische Militär mit. Seither sei es ruhig.
21.56 Uhr: Kundgebung für Israel in Wien
Vor der Wiener Oper haben etwa 500 Personen für Israel demonstriert. Die Hauptkritik der Sprecher, darunter Israels Botschafter Aviv Shir-On und Oskar Deutsch, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, galt der "einseitigen Berichterstattung". Deutsch kritisierte, dass Medien und Politik immer nur aktiv würden, wenn Israel auf einen der vielen Raketenangriffe von palästinensischer Seite reagiere. "Dann wird ein großes Medienecho erzeugt und es entsteht das Bild eines aggressiven Staates. Schuld ist immer Israel", sagte Deutsch.
Demonstranten vor der Wiener Oper; Foto: APA
21.15 Uhr: Libanesische Raketen in Richtung Israel
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Beirut schlug eine Rakete am Mittwochabend auf libanesischem Staatsgebiet auf, die zweite knapp jenseits der Grenze. Aus Israel hieß es jedoch, es habe keinen Beschuss gegeben.
21.05 Uhr: Hält die Waffenruhe?
Unmittelbar vor deren Inkrafttreten um 20.00 Uhr MEZ hatte die Intensität der Kämpfe kurzfristig zugenommen; noch wenige Minuten vor 20 Uhr flogen nach Berichten von Beobachtern israelische Kampfjets Einsätze über Gaza.
20.53 Uhr: Barak: Israel hat alle Ziele erreicht
Laut Verteidigungsminister Ehud Barak hat Israel bei dem Militreinsatz im Gaza-Streifen alle Ziele erreicht. Man sei mit der Absicht in den Kampf gegangen, den militanten Palästinenserorganisation einen harten Schlag zu versetzen und die Angriffe auf israelische Grenzorte zu unterbinden. Nun "erwarten wir, dass die Waffenruhe eingehalten wird", sagte Barak.
20.25 Uhr: Arabische Kommentatoren sehen derzeit vor allem zwei Sieger: Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Khaled Meshaal, den Vorsitzenden des Politbüros der Hamas-Bewegung. Meshaal hat sich, indem er von Ägypten als Verhandlungspartner ausgewählt wurde, im internen Machtkampf der Hamas einen klaren Vorteil verschafft.
Palästinenser feiern Waffenruhe im Gaza-Streifen; Foto: Reuters
Details der Vereinbarung über die Waffenruhe:
- Israel muss alle feindseligen Aktionen im Gazastreifen von Land, von See und aus der Luft stoppen. Dazu gehören auch Überfälle und gezielte Angriffe auf Personen.
- Die palästinensischen Gruppierungen müssen alle Feindseligkeiten vom Gazastreifen gegen Israel beenden, darunter das Abfeuern von Raketen und Angriffe auf die Grenzen.
- Innerhalb von 24 Stunden nach Inkrafttreten der Waffenruhe müssen die Grenzübergänge geöffnet sein und das Überqueren der Grenze durch Menschen ermöglicht werden, dies gilt auch für Waren. Es ist untersagt, die Bewegungsfreiheit der Menschen einzuschränken oder sie an der Grenze anzugreifen.
- Ägypten erhält Garantien, dass beide Seiten sich an die Vereinbarungen halten. Jede Partei ist verpflichtet, auf Aktionen zu verzichten, die diese Übereinkunft brechen.
20.08 Uhr: US-Präsident Barack Obama sagte den Israelis mehr Militärhilfe zum Ausbau ihres Raketenabwehr-Programms "Iron Dome" (Eiserne Kuppel) zu. Die jährliche US-Militärhilfe an Israel beläuft sich auf drei Milliarden Dollar.
Verhandlungen in Kairo: Außenminister Hillary Clinton und Mohammed Kamel Amr; Foto: EPA
19.54 Uhr: US-Präsident Barack Obama lobte in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu dessen Zustimmung zur Waffenruhe. In wenigen Minuten soll die Feuerpause in Kraft treten. Obama selbst habe Netanyahu zu dem Waffenstillstand geraten. Israel habe aber weiterhin das Recht, sich zu verteidigen.
18.59 Uhr: Feuerpause soll ab 20 Uhr MEZ beginnen
Laut dem ägyptischen Außenminister Mohammed Amr soll die vereinbarte Waffenruhe in einer Stunde in Kraft treten .
18.23 Uhr: Israel will Blockade aber nicht aufheben
In israelischen Kreisen hieß es, Israel habe der Waffenruhe zugestimmt, werde aber nicht - wie von der Hamas gefordert - die Blockade das Gazastreifens komplett aufheben. Ein Vertreter der ägyptischen Regierung sagte der Nachrichtenagentur Reuters, eine formelle Erklärung seitens Ägyptens werde in Kürze folgen.
17.59 Uhr: Palästinenser: Waffenstillstand
Laut einem palästinensischen Offiziellen wurde ein Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas vereinbart. Laut dem ägyptischen Fernsehen soll es in Kürze eine Pressekonferenz von Staatschef Mohammed Mursi geben. Er hatte vermittelt und zuletzt US-Außenministerin Hillary Clinton in Kairo empfangen.
17.56 Uhr: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sagte nach einem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi, dass vor einer Waffenruhe noch "viele Details" offen seien.
17.22 Uhr: Der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani bestätigte heute zum ersten Mal, dass der Iran der Hamas militärische Hilfe leistet. "Wir sind stolz zu verkünden, dass unsere Hilfe für die Hamas finanziell und militärisch ist", sagte Larijani.
16:48 Uhr: Demonstranten im palästinensischen Westjordanland protestieren mit gewalttätigen Demonstrationen gegen die israelischen Angriffe im Gazastreifen. Die meist jungen Leute schleuderten auch am Mittwoch Steine und Molotow-Cocktails, die Sicherheitskräfte antworten mit Tränengas und Gummigeschossen.
16:25 Uhr: Ägyptische Polizisten konfiszieren 108 Sprengköpfe für Grad-Raketen ca. 430 Kilometer nordwestlich von Kairo, berichtet „Haaretz“.
16:06 Uhr: US-Außenministerin Hillary Clinton ist derzeit in Kairo ein, um mit der ägyptischen Führung über eine Waffenruhe zwischen Israel und den radikalen Palästinensergruppen zu sprechen.
15:38 Uhr: Bei einem weiteren israelischen Luftangriff auf Gaza-Stadt wurden nach palästinensischen Angaben fünf Palästinenser getötet.
15:23 Uhr: Auch nach dem Bombenanschlag auf einen Autobus in Tel Aviv gibt es keine Reisewarnung vom österreichischen Außenministerium für ganz Israel.
15:07 Uhr: Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Gebäude in Gaza, in dem die Nachrichtenagentur AFP ihre Büros hat, ist ein Mensch getötet worden. Bei dem Todesopfer handele es sich um ein Kind, ein weiterer Palästinenser sei verletzt worden, teilten die palästinensischen Rettungskräfte mit.
15:02 Uhr: USA haben den Bombenanschlag auf einen Bus in Tel Aviv verurteilt und Israel Unterstützung bei der Suche nach den Verantwortlichen zugesichert. Die USA stünden an der Seite ihres Verbündeten Israel, sagte ein Sprecher des US-Präsidialamtes.
14:54 Uhr: Die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen sind nach Auffassung des Generalsekretärs der Arabischen Liga ein "Schandmal auf dem Antlitz der Menschlichkeit". Nabil al-Arabi, der das Palästinensergebiet am Vortag besucht hatte, sagte am Mittwoch in Kairo: "Die Blockade dort hat das Niveau eines Kriegsverbrechens erreicht."
14:40 Uhr: Vor Freude über den Anschlag in Tel Aviv wurde im größten Krankenhaus in Gaza, wo viele Verletzte der israelischen Luftangriffe behandelt werden, Kuchen verteilt.
14:21 Uhr: Über Nacht beschoss Israel mehr als 100 Ziele im Gazastreifen, während radikale Islamisten von dort aus 31 Raketen auf Israel abfeuerten.
14:03 Uhr: Das Fußball-Europa-League-Spiel in Israel zwischen Hapoel Kiryat Shmona und dem spanischen Erstligisten Athletic Bilbao ist wegen der angespannten Lage im Nahostkonflikt abgesagt worden.
13:49 Uhr: Medienberichten zufolge haben sich die Al-Aksa-Brigaden, die einen bewaffneten Arm der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas bilden, zu dem Anschlag auf den Bus in Tel Aviv bekannt. Die Bombenleger seien entkommen.
13:35 Uhr: Der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani hat zum ersten Mal bestätigt, dass der Iran der Hamas militärische Hilfe leistet und darauf auch "stolz" sei. "Die arabischen Länder veranstalten Konferenzen und reden nur, aber sie müssen wissen, dass die Palästinenser dies nicht brauchen . wir sind daher stolz zu verkünden, dass unsere Hilfe für Hamas finanziell und militärisch ist", sagte Larijani nach Angaben der Nachrichtenagentur FARS.
13:26 Uhr: Schulen wurden angewiesen, die Schüler bis auf weiteres nicht ins Freie zu lassen.
13:14 Uhr: Der festgenommene Terrorverdächtige wurde wieder freigelassen. Die Polizei sucht weiter nach zwei Verdächtigen.
13:03 Uhr: Die israelische Air Force bombardiert das Fußballstadion al-Yarmouk. Laut Al-Jazeera gab es mindestens zehn Explosionen.
12:54 Uhr: Laut "Haaretz" hat sich die Zahl der Verletzten auf 21 erhöht.
12:41 Uhr: Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai fordert die Bewohner seiner Stadt auf, Ruhe zu bewahren
12:33 Uhr: Nicht weit vom Tatort entfernt ist eine Basis des israelischen Militärs.
12:26 Uhr: Der Sprecher der radikalislamischen Hamas, Sami Abu Zuhri, hat den Anschlag begrüßt. "Hamas segnet die Märtyrer-Operation gegen Tal Arabee (Tel Aviv). Diese heldenhafte Operation ist eine natürliche Reaktion auf das Massaker an der Familie Dalu und die Angriffe auf Zivilisten, Frauen und Kinder in Gaza", erklärte Abu Zuhri.
12:19 Uhr: Die Polizei hält Passanten vom Tatort fern. In Kürze soll eine kontrollierte Sprengung stattfinden.
12:13 Uhr: Die Hamas spricht von einem Selbstmordattentat.
12:08 Uhr: Die Zeitung "Haaretz" spricht von 17 Verletzten.
12:03 Uhr: Die Polizei hat einen Terrorverdächtigen in der nähe des Anschlagsortes verhaftet, sucht aber noch einen weiteren Verdächtigen.
11:58 Uhr: Nachdem lokale Radiosender die Nachricht von der Busexplosion in Tel Aviv verbreitet haben, werden im Gazastreifen Freudenschüsse abgegeben.
11:54 Uhr: Ein Augenzeuge sagte im israelischen Militärrundfunk, der Bus sei innen völlig ausgebrannt. Die Fenster des Busses wurden von der Wucht der Explosion zersplittert.
11:46 Uhr: Der israelische Rundfunk meldet, es handele sich nicht um einen palästinensischen Selbstmordanschlag. Möglicherweise habe ein Attentäter eine Bombe gelegt und sei entkommen.
11:35 Uhr: Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften ist am Tatort.
11:31 Uhr: Der Anschlag habe sich auf dem Shaul-Hamelech-Boulevard im Zentrum Tel Avivs ereignet.
11:20 Uhr: Ersten Medienberichten zufolge wurden zahlreiche Menschen verletzt. Der israelische Rundfunk meldete, es gebe mindestens zehn Opfer. Drei von ihnnen seien schwer verletzt.
11:17 Uhr: In einem Autobus in Tel Aviv hat sich am Mittwoch eine Explosion ereignet. Krankenwagen rasten zum Ort des Geschehens. Die Polizei sprach von einem Terrorangriff.
11:12 Uhr: Explosion in Bus in Tel Aviv.