Koma-Gerüchte um Kim
Warnung vor Kims Schwester: ''Sie könnte schlimmste Diktatorin werden''
25.08.2020
Der nordkoreanische Diktator soll seit Tagen im Koma liegen. Eine kolportierte Nachfolgerin ist seite Schwester. Doch Experten warnen: sie könnte noch brutaler sein als ihr Bruder.
Es gibt erneut Gerüchte um Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Laut einem südkoreanischen Diplomaten soll der 36-Jährige nun schon seit Tagen im Koma liegen.
Nun wurden wieder Spekulationen um eine mögliche Nachfolge laut. Die zuletzt immer stärker in Erscheinung getretene Kim Yo-jong, die Schwester von Machthaber Kim, wird schon seit längerem als mögliche Nachfolgerin an der Spitze des autoritär geführten Landes gehandelt. Sie ist eine der engsten Beraterinnen von Kim und zählt zu den einflussreichsten Frauen in dem abgeschotteten Land.
Nun werden immer öfter Stimmen laut, die vor ihr warnen. Gegenüber der "New York Post" erklärten Experten, dass die "ambitionierte und intelligente" Schwester von Kim die brutalste Diktatorin werden könnte, die das Land jemals gesehen hat. Der Ex-US-General David Maxwell erklärte dem Blatt: "Ich habe keine Beweise gesehen, keine Hinweis auf ihre mögliche Herrschaftsweise, aber meine Spekulation – gerade vor dem Hintergrund der Reputation und der Geschichte der Familie – ist die, dass sie mit eiserner Faust regieren würde."
Wie es um Kim Jong-un wirklich steht, ist nicht bekannt. Es gibt keine Beweise für die Koma-Gerüchte. Allerdings sollte man laut Maxwell stets davon ausgehen, dass "jeder Nachfolger schlimmer ist, als der Vorgänger".
Dass die Schwester des Machthabers in den letzten Monaten aber immer öfter ins Licht der Öffentlichkeit gerückt ist, ist Fakt. Für Sung-Yoon Lee, einem Professor an der US-Universität Tufts, steckt dahinter ein "Notfallplan".
Im März veröffentlichte sie erstmals eine politische Erklärung im eigenen Namen. Zwar ist Yo-jong offiziell nur ein wechselndes Mitglied des Politbüros der Arbeiterpartei, doch berief sie sich in einer Erklärung im Juni auf ihre "vom obersten Führer, von unserer Partei und vom Staat autorisierte Macht".
Es war auch Yo-jong, die vor zwei Monaten mit der "völligen Zerstörung" des "nutzlosen" gemeinsamen Verbindungsbüros mit Südkorea drohte. Kurz darauf ließ Pjöngjang das Büro dann in Schutt und Asche legen.
Kim Yo-jong wurde nach Angaben des südkoreanischen Wiedervereinigungsministeriums 1988 als eines von drei Kindern des früheren Machthabers Kim Jong-il und dessen dritter bekannter Partnerin, der früheren Tänzerin Ko Yong-hui, geboren. Gemeinsam mit ihrem Bruder erhielt sie ihre Ausbildung in der Schweiz.
Nachdem Bruder Kim nach dem Tod des Vaters 2011 die Macht übernommen hatte, stieg auch Yo-jong schnell in der Hierarchie auf. Beim Begräbnis des Vaters war Yo-jong im Staatsfernsehen unmittelbar hinter Kim Jong-un zu sehen - mit tränenüberströmtem und aschfahlem Gesicht.
Zuletzt tauchte sie öfter an der Seite ihres Bruders auf. Yo-jong habe diesen als "obersten Führer propagiert, sein Image im In- und Ausland aufpoliert und ihm praktisch als seine De-facto-Stabschefin geholfen", sagt die Politikprofessorin Katharine Moon vom Wellesley College in den USA.
Auf der 60-stündigen Zugfahrt nach Hanoi zum Gipfeltreffen von Kim Jong-un mit US-Präsident Donald Trump war sie im Februar 2019 zu sehen, wie sie ihrem Bruder einen Aschenbecher reichte, als dieser eine Zigarettenpause einlegte.
Es gebe "keinen Zweifel", dass Kim eine außergewöhnlich enge Beziehung zu seiner Schwester habe, sagt Yang Mo-jin von der Universität für Nordkoreastudien in Seoul. "Jong-un und Yo-jong haben einen Großteil ihrer einsamen Jugend zusammen im Ausland verbracht - ich denke, dass sie zu diesem Zeitpunkt so etwas wie Kameradschaft zusätzlich zur Geschwisterliebe entwickelten."
Nordkorea hatte noch nie eine weibliche Führung. Die politische Führung des Landes war in Nordkorea schon immer eine Familienangelegenheit, und Yo-jong zählt zu den prominentesten Mitgliedern des "Paektu-Stammbaums" - einem nordkoreanischen Begriff für Kim Il-sung und dessen Nachkommen, die das über Kernwaffen verfügende Land seit der Staatsgründung führen.
Beobachtern zufolge könnten ihre Darstellung in den Staatsmedien als Stimme Pjöngjangs gegen die Flugblattaktion und zuletzt ihre Rolle bei der Zerstörung des Verbindungsbüros dazu dienen, ihre Glaubwürdigkeit bei nordkoreanischen Militärs und anderen Hardlinern in der Führung zu festigen.
Bis vor Kurzem noch wurde Yo-jong eher mit diplomatischen Bemühungen in Verbindung gebracht, etwa als Kims Gesandte bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea. Die Spiele läuteten eine Phase schneller diplomatischer Annäherung zwischen Nord- und Südkorea ein, und Yo-jong nahm als Beraterin ihres Bruders an einer Reihe von Gipfeltreffen teil.
Im Einklang mit der Geheimhaltung des Privatlebens der nordkoreanischen Führer ist ansonsten nicht viel über ihr Leben bekannt. So ist beispielsweise unklar, ob Yo-jong verheiratet ist.