US-Prozesse

Warum Trump das Hunter-Urteil gar nicht recht ist

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Ein Schuldspruch stürzt die Präsidentenfamilie in die Krise – aber es trifft auch indirekt den Rivalen.  

Es war ein neuer historischer Tag in den Annalen der US-Justizgeschichte: Mit Hunter Biden wurde erstmals das Kind eines amtierenden Präsidenten strafrechtlich verurteilt.

Präsident Joe Biden flog in seine Heimatstadt Wilmington (Delaware), wo auch der Prozess stattfand, und umarmte seinen einzigen noch lebenden Sohn. 

Hunter Biden war gerade in drei Anklagepunkten schuldig gesprochen worden, weil er 2018 einen „Colt Cobra“-Revolver kaufte, als er drogensüchtig war – und beim Ausfüllen eines Formulars bei dem Waffenkauf darüber gelogen hatte. Es droht eine Haftstrafe. 

Republikanern passte Urteil nicht ins Konzept

Die Republikaner – allen voran White-House-Bewerber Donald Trump – reagierten auffallend schweigsam. Insgeheim – und aus politischem Kalkül – hatten sie auf einen Freispruch gehofft. 

Denn: Der Schuldspruch in Delaware nach nur drei Stunden Beratungen der „Jury“ passt nicht ins Narrativ der Konservativen über eine vom Weißen Haus heimlich dirigierte Strafverfolgung von Donald Trump (für den es zuletzt im sogenannten Schweigegeld-Prozess in New York 34 Mal schuldig hieß). 

Nach dem knallharten Urteil gegen den Biden-Spross klingt nun Trumps Argument einer gegen ihn instrumentalisierten "Demokraten-Justiz" hohl.

Aushängeschilder der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“) im Kongress spielten deshalb den Hunter-Prozess prompt herunter. Abgeordneter Matt Gaetz nannte das Verfahren „eigentlich ziemlich dämlich“, einer seiner Kollegen sprach sogar von einem „faken Prozess“. 

Gleich zwei Präsidentenfamilien im Fokus der Justiz

Klar: Bei einem Freispruch hätten Trump & Co. seine Märtyrer-Mär weiterspinnen können. Es waren sogar bereits explizite Spendenaufrufe vorbereitet gewesen. Es wurde auf Millionen für Trumps Wahlkampf-Kriegskasse gehofft. 

Auffallend ist insgesamt, wie die Gerichtsdramen in diesem US-Wahlkampf gleich zwei Präsidenten-Familien erschüttern. Für Trump tickt nach dem Schuldspruch Ende Mai der Countdown zur Anhörung am 11. Juli, wenn Richter Juan Merchan das Strafausmaß festlegen wird. Experten rechnen mit einer Bewährungsstrafe. 

Der Ex-Präsident hatte sich unterdessen bei einem Video-Gespräch mit seinem Bewährungshelfer am Montag zahm gegeben, sagen Insider: Er agierte „höflich, respektvoll und zuvorkommend“. Das Gespräch dauerte rund 30 Minuten. 

Es war taktisch mal klug: Denn der Rapport der Behörde hat Gewicht bei der Entscheidung des Richters über die Strafe. (bah)

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