Ölpest
Wasserversorgung in Norditalien bedroht
26.02.2010
Am Sonntag wird der Ölteppich die Adria erreicht haben.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Spätestens am Sonntag könnte der nach einem Sabotageakt in einer Raffinerie entstandene riesige Ölteppich auf dem Po die Adria erreichen. "Wir haben noch maximal zwei Tage Zeit", erklärte die italienische Umweltministerin Stefania Prestigiacomo, die mit dem Hubschrauber den mit 650 Kilometer längsten Fluss Italiens überflog. Die Küstenwache will vor der Po-Mündung südlich von Venedig die Situation überwachen.
Stadtverwaltungen rüsten sich
Unter anderem bei Piacenza und
bei Cremona wurden schwimmende Barrieren errichtet, um die klebrige Ölmasse
zu stoppen. Auch weiter flussabwärts rüsteten sich die Stadtverwaltungen.
"Wir wollen alles unternehmen, um Umweltschäden möglichst zu vermeiden",
sagte der Verantwortliche für Fischfang in der Region Venetien im Nordosten
Italiens mit Blick auf den Tourismus und die Fischereiwirtschaft. "Das
gesamte ökologische und ökonomische System ist in Gefahr", warnte die
Umweltorganisation WWF.
Umweltorganisationen befürchteten auch eine Grundwasserverschmutzung und kritisierten die Maßnahmen der Behörden als unzureichend und verspätet. Der Bauernverband Coldiretti versicherte jedoch, dass die Nahrungskette nicht gefährdet sei. Derzeit sei die landwirtschaftliche Produktion saisonbedingt ohnehin gering, erklärte der Verband.
Tierschützer im Dauereinsatz
600.000 Liter Diesel- und
Heizöl sind aus drei Raffinerie-Tanks nahe der lombardischen Stadt Monza in
den Lambro, einen Nebenfluss des Po, gelangt. Die Schäden dürften sich auf
mehrere Millionen Euro belaufen. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen
aufgenommen. Angenommen wird unter anderem, dass die Täter auf diese Weise
ein Projekt verhindern wollten, das eine Grünzone in der dicht bebauten
Region nahe der Stadt Monza vorsieht.
Mitarbeiter der Raffinerie stehen in Verdacht, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. "Experten stecken hinter dieser Katastrophe", sagte der Vize-Umweltminister Roberto Menia vor der Abgeordnetenkammer in Rom. Er appellierte an die Behörden, die Verantwortlichen schnell ausfindig zu machen. Es handle sich um "einen Anschlag auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen".
Tierschützer aus ganz Italien sind im Dauereinsatz, um die an den Ufern des Gewässers lebenden Vögel zu retten. Ölverschmierten Reihern, Kormoranen, Enten und Möwen droht nämlich ein qualvoller Tod. Tausende Vögel wurden bereits behandelt, um ihre Augen, Schnäbel und Flügel von dem Öl zu befreien. Der französische Vogelschutzverband LPO stellte dafür mobile Einheiten zur Verfügung. Hunderte Tiere seien bereits verendet.