Bruch mit Tradition
Wegen Russland: Ukraine verschiebt Weihnachten
25.12.2023Orthodoxe Christen in der Ukraine haben sich darauf vorbereitet, zum ersten Mal am 25. Dezember statt am 7. Jänner zu feiern.
Viele Gläubige nahmen bereits am Sonntag an den Gottesdiensten zum Heiligen Abend teil. Sie unterstützten in der Mehrzahl die Entscheidung Kiews vom vergangenen Sommer, das Datum für das Weihnachtsfest zu verschieben, um sich von Russland zu distanzieren.
In seiner im berühmten Höhlenkloster in Kiew aufgezeichneten Weihnachtsbotschaft betonte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntagabend, alle Ukrainer feierten "gemeinsam Weihnachten", "am selben Tag, als eine große Familie, als eine Nation, als ein vereintes Land".
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, sprach von einer "lokalen Zeitenwende". Zum ersten Mal feiere die Ukraine "am 25. Dezember gemeinsam mit der ganzen Welt Weihnachten", erklärte Makeiev im Online-Dienst X (vormals Twitter).
"Weit weg von Moskau"
Ähnlich äußerte sich Olena, eine Gottesdienstbesucherin in der Schwarzmeerstadt Odessa. "Wir glauben, dass wir tatsächlich mit der ganzen Welt feiern sollten, weit weg, weit weg von Moskau. Für mich ist das jetzt die neue Botschaft", sagte Olena, deren Sohn als Sanitäter an der Front ist, der Nachrichtenagentur AFP.
Die Verlegung des Weihnachtsfests verdeutlicht die sich seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine vertiefende Kluft zwischen den Kirchen in Kiew und Moskau. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte seit dem 17. Jahrhundert als Zweig der russisch-orthodoxen Kirche zum Moskauer Patriarchat gehört.
Teile von ihr brachen bereits Anfang 2019 infolge der russischen Annexion der Krim mit Moskau. Nach dem russischen Angriff im Februar 2022 sagte sich die Orthodoxe Kirche in der Ukraine dann ganz von Moskau los.
Dagegen hält die alte ukrainisch-orthodoxe Kirche am 7. Jänner als Datum für Weihnachten fest. Sie versichert zwar ebenfalls, ihre Verbindungen zu Russland wegen dessen Angriffskriegs in der Ukraine abgebrochen zu haben. Doch viele Ukrainer zweifeln daran.