Mehr als 135 weitere Menschen sind verletzt worden.
Mehrere Lawinen haben auf einer Bergstraße im Norden Afghanistans mindestens 165 Menschen in den Tod gerissen und 135 weitere verletzt. Interimsgesundheitsministerin Suraja Dalil sprach am Mittwoch von einer der schwersten Naturkatastrophen in Afghanistan in jüngster Zeit. Armee, Polizei und Freiwillige suchten am Salang-Pass fieberhaft nach weiteren Opfern, die in ihren Fahrzeugen von den Schneemassen überrascht worden waren.
Die Lawinen waren am Montag auf die Salang-Passstraße niedergegangen, die den Norden Afghanistans mit der Hauptstadt Kabul verbindet. Etwa 1.500 Menschen waren nach dem Unglück zunächst von der Außenwelt abgeschnitten, sie konnten aber gerettet oder zumindest versorgt werden. In Afghanistan wüteten in den vergangenen Tagen die heftigsten Regen- und Schneefälle seit 50 Jahren.
14 Bus-Insassen überlebten
Die Tragödie am Salang-Pass
ereignete sich während eines schweren Schneesturms. An mindestens drei
Stellen gingen Lawinen ab. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP
berichtete, die Schneemassen hätten Fahrzeuge von der Passstraße in den
Abgrund gerissen. Mindestens neun Autos und zwei Busse lägen im Tal auf
ihren Dächern. Der vielbefahrene Salang-Pass steigt bis auf rund 3.400 Meter
Höhe an.
Inmitten des Chaos überlebten mindestens 14 Insassen eines Busses, der von einer der Lawinen verschüttet wurde. "Es ist ein Wunder, dass diese Leute 37 Stunden lang im Schnee begraben überlebt haben", sagte der Gouverneur der Provinz Parwan, Abdul Basir Salangi. Obwohl Schnee durch geborstene Scheiben in den Bus eingedrungen war, konnten die Insassen gerettet werden.
Seltene Erscheinung
Zur Unterstützung der Rettungsarbeiten, zu
denen auch schweres Räumgerät wie Bulldozer herangezogen wurden, wurden
weitere Soldaten mit Hubschraubern eingeflogen. Innenminister Mohammed Hanif
Atmar wies Vorwürfe zurück, es sei viel zu gefährlich gewesen, die
Passstraße trotz des Wetterchaos' für den Verkehr offen zu lassen. Anfangs
habe es so ausgesehen, als sei die Lage beherrschbar gewesen, doch dann sei
der Schneesturm plötzlich losgebrochen, sagte Atmar vor Journalisten.
Lawinen dieser Größenordnung sind im afghanischen Winter selten, sie treten eher im Frühjahr während der Schneeschmelze auf. 1997 wurden insgesamt mindestens 80 Menschen von Lawinen am Salang im Hindukusch verschüttet.