Fall in Italien
18 Jahre von eigener Familie eingesperrt
13.06.2008
Eine Italienerin ist von ihrer eigenen Familie 18 Jahre lang eingesperrt worden, weil sie ein uneheliches Kind zur Welt gebracht hat.
In Italien ist ein Fall entdeckt worden, der in vielen Aspekten an die Tragödie von "Amstetten" erinnert: Eine Frau ist 18 Jahre lang von den Familienangehörigen in einer Wohnung in Santa Maria Capua Vetere in der Provinz Caserta eingesperrt worden. Die Angehörigen wollten angeblich die Frau "bestrafen", weil sie schwanger war und ein Kind bekommen hatte.
Familie gegen Beziehung
Die Familie sei gegen die Beziehung der
heute 47-Jährigen gewesen, hieß es. Die Frau leide unter psychischen
Störungen. Den Carabinieri, die die Frau befreiten, bot sich eine
erschreckende Szene. Die Frau wurde in einem kleinen Zimmer in
unmenschlichen "entsetzlichen hygienischen" Zuständen hinter
Schloss und Riegel gehalten.
Schwere Misshandlungen
Die über 80-jährige Mutter und
Geschwister der Frau, die nach der Befreiung in ein Krankenhaus in Neapel
zur ärztlichen Kontrolle gebracht wurde, wurden festgenommen. Sie werden der
Personenentführung und schwerer Misshandlungen beschuldigt.
Überall lagen Exkremente
"Die Lage, in der die Frau so
viele Jahre ihres Lebens verbringen musste, ist unbeschreiblich", sagte
ein Polizeibeamter, der das Opfer befreit hatte. Die Frau lebte in einem
Zimmer ohne Fenster, in dem nur ein völlig verschmutztes Bett und ein Sessel
standen. Eine angrenzende Toilette sei nie gesäubert worden und schon lange
funktionsuntüchtig gewesen. Überall seien Zigarettenstummel und Exkremente
gelegen.
Nachbarn zeigten Familie an
Der Sohn der Frau, ein 17-jähriger
Schüler, wurde von der Polizei in der Wohnung eines Angehörigen aufgefunden.
Die Familie lebt in einem baufälligen Gebäude an der Peripherie von Santa
Maria Capua Vetere. Die Polizei ist nach einer Anzeige einiger Nachbarn zur
Befreiung der Frau eingeschritten.
(c) Bild: EPA/AG.FRATTARI/CASERTA PRESS