Adnan Syed saß wegen des Vorwurfs der Ermordung seiner Ex-Freundin mehr als 20 Jahre in Haft. Er erlangte Bekanntheit durch seinen Podcast "Serial".
Eine US-Richterin hat am Montag das Mordurteil gegen einen Mann aufgehoben, der mehr als 20 Jahre wegen des Vorwurfs der Ermordung seiner Ex-Freundin im Gefängnis saß. In einem Gericht in Baltimore gab die Richterin Melissa Phinn einem entsprechenden Antrag der Staatsanwaltschaft statt und hob das Urteil gegen den heute 42-jährigen Adnan Syed auf. Sein Fall hatte durch den erfolgreichen Podcast "Serial" weltweit Bekanntheit erlangt.
"Im Interesse der Justiz und der Fairness" ordnete Richterin Phinn die sofortige Freilassung von Syed an. Syed war im Jahr 2000 wegen Mordes an seiner Ex-Freundin Hae Min Lee in Baltimore an der US-Ostküste zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte stets seine Unschuld beteuert, zahlreiche Revisionsanträge wurden jedoch abgelehnt.
Der Staat habe "das Vertrauen in die Richtigkeit des Urteils verloren", sagte die stellvertretende Staatsanwältin Becky Feldman am Montag vor Gericht. Es müsse sichergestellt werden, "dass wir die richtige Person zur Rechenschaft gezogen haben". Die Ermittlungen würden fortgesetzt.
Fall könnte neu aufgerollt werden
Vergangene Woche hatte die zuständige Staatsanwältin Marilyn Mosby überraschend erklärt, sie habe die Aufhebung des Urteils beantragt. Syed solle auf freien Fuß kommen, während die Staatsanwaltschaft prüft, ob das Verfahren neu aufgerollt oder die Vorwürfe gegen ihn fallengelassen werden sollen, erklärte Mosby.
Grund für ihren Schritt seien "neue Informationen" zu zwei möglichen weiteren Verdächtigen sowie "unzuverlässige Mobilfunkdaten", erklärte Mosby. Syed verdiene "einen neuen Prozess, in dem er angemessen verteidigt wird und die neuesten Beweismittel vorgelegt werden können".
Syeds Fall war durch den Podcast "Serial" bekannt geworden, in dem ein US-Journalist den Fall beleuchtet und Syeds Schuld in Zweifel gezogen hatte. Im US-Sender HBO lief zudem eine Doku-Serie unter dem Titel "The Case Against Adnan Syed".
In dem Mordprozess hatte die Anklage Syed als "verschmähten Liebhaber" dargestellt, der seine Ex-Freundin getötet habe, nachdem sie mit ihm Schluss gemacht hatte. Laut Staatsanwältin Mosby erbrachten neue Ermittlungen jedoch Hinweise auf zwei andere mögliche Verdächtige. Zudem gebe es Zweifel an der Exaktheit von Funkzellenabfragen, mit denen Syeds Aufenthaltsort am Tag des Mordes nachgewiesen werden sollte.