Schießereien "wie im Kriegsgebiet", Eruptionen der Gewalt ohne erkennbares Motiv und Täter, die bei ihrer Bluttat kugelsichere Westen tragen - eine Serie von Gewaltverbrechen erschüttert die USA.
Bei drei Schießereien in drei verschiedenen Bundesstaaten kamen seit Freitagabend insgesamt 23 Menschen ums Leben, darunter fünf Kinder und drei Polizisten. Besonders schockierend für die Polizei: In zwei Fällen haben die Killer ihre Tat kaltblütig vorbereitet und geplant. Die Zunahme der Gewalttaten in den USA wird immer bedrohlicher. Bereits im März haben in den USA bei Amokläufen 25 Menschen ihr Leben gelassen.
3 Polizisten getötet
Besonderes Entsetzen löste ein
dreifacher Polizistenmord in Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania aus. Als
die Beamten am Samstag zum Tatort eilten, schien es sich zunächst um einen
Routineeinsatz zu handeln, um einen Familienstreit zu schlichten. Doch die
beiden Beamten trafen auf einen 22-Jährigen mit einem Sturmgewehr. "Als die
Tür geöffnet wurde, wurde sofort auf sie geschossen", berichtete Polizeichef
Nathan Harper. Als ein dritter Polizist zu Hilfe kommen wollte, streckte ihn
der Täter ebenfalls nieder. "Wir haben noch niemals drei Polizisten bei
einem Einsatz verloren", klagte Harper.
Wie im Krieg
Danach verbarrikadierte sich der schwer bewaffnete
Mann in seinem Haus in einem mittelständischen Viertel. Polizisten, die sich
ihm näherten, empfing er mit einem Kugelhagel. Über vier Stunden dauerte die
Schießerei, berichtete die Polizei, über hundert Schüsse habe allein der
Mann abgefeuert. "Es hörte sich an, als ob wir in einem Kriegsgebiet wären",
berichtete ein verängstigter Anwohner. Wie es heißt, habe der Täter kürzlich
seinen Job verloren und habe eine "besondere Aktion" angekündigt. Der Mann
trug eine kugelsichere Weste. Als sich schließlich ergab, hatte er lediglich
Schusswunden den Beinen. Sein Waffenlager war beachtlich: Ein Sturmgewehr,
ein weiteres Gewehr, eine Pistole sowie jede Menge Munition. Das Motiv liegt
noch völlig im Dunklen.
Schock nach Familienmassaker
Das Massaker mit den meisten Opfern
ereignete sich am Freitag ausgerechnet in einem Sozialzentrum in Binghamton
im US-Bundesstaat New York. Ein 41-jähriger Einwanderer aus Vietnam betrat
das Gebäude und eröffnete sofort das Feuer. Nach Erkenntnissen der Polizei
erschoss er innerhalb von Minuten 13 Menschen, zumeist Ausländer. "Er muss
ein Feigling gewesen sein", sagte Polizeichef Joseph Zikuski. Er trug eine
kugelsichere Weste "und als er die Sirenen der Polizeiautos hörte, erschoss
er sich selbst". Auch hier sind konkrete Motive zunächst kaum zu erkennen.
Medien berichteten, der Täter habe erst kürzlich seinen Job verloren,
außerdem hätten ihn gehänselt, weil er nur schlecht Englisch sprechen konnte.