Mehr als 50 weitere Kinder wurden verletzt. Die verzweifelten Eltern versuchten ihre Kinder aus den Flammen zu retten
Mindestens 38 Babys und Kleinkinder sind am Samstag bei einer Brandkatastrophe in einer Kinderkrippe in Mexiko ums Leben gekommen. Die Zahl der Opfer des Brandes in Hermosillo im Nordwesten drohte am Sonntag weiter zu steigen, weil viele Kinder noch in Lebensgefahr schwebten. Verzweifelte Eltern suchten in Kliniken nach ihren durch Brandwunden oft kaum zu erkennenden Kindern, andere Mütter und Väter trugen ihre toten Kinder zu Grabe.
In den Krankenhäusern rangen die Ärzte um das Leben von 23 Kindern, die bei dem Brand in der staatlichen Kinderkrippe ABC am Freitag verletzt wurden. 15 von ihnen schwebten in akuter Lebensgefahr, berichtete Raymundo Lopez, Gesundheitsminister des Bundesstaates Sonora: "Wir haben hier einen kleinen Buben, der hirntot ist und nicht transportiert werden kann." Einige Kinder wurden in den Bundesstaat Jalisco gebracht, wo sie von Experten behandelt werden sollten. Ein Kind wurde in eine Spezialklinik nach Sacramento in den USA ausgeflogen.
Verzweifelte Eltern
Verzweifelte Eltern suchten inzwischen in
den Krankenhäusern noch nach ihren Kindern, was sich als schwierig
herausstellte: "Es gibt Kinder hier in der Klinik, die derart schwere
Verbrennungen haben, dass es für ihre Eltern unmöglich ist, sie zu
identifizieren", sagte ein Arzt an einer Kinderklinik in Hermosillo. Der
elfjährige Gustavo Rey berichtete bekümmert, seine Schwester habe im
Krankenhaus nach ihrem kleinen Sohn gesucht, "sie hat ihn aber nicht
gefunden".
Auch viele der Kinder, die durch das Feuer starben, waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nach Behördenangaben kamen die meisten der Kinder durch Rauchvergiftung ums Leben. Andere starben in den Trümmern, als das Dach der Kinderkrippe einstürzte. Die meisten Opfer waren jünger als zwei Jahre. Zum Zeitpunkt des Brandes waren etwa 140 Kinder in der Einrichtung.
Abschied von Camila
Eines der kleinen Opfer war die dreijährige
Camila, die am Samstag beerdigt wurde. Dutzende Trauergäste mit Blumen und
Spielzeug versammelten sich zum Gottesdienst, während Camilas vierjährige
Schwester in einem Krankenhaus in Guadalajara um ihr Leben kämpfte.
Unterdessen wurde die Frage immer lauter, ob die Katastrophe nicht hätte verhindert werden können. Medienberichten zufolge hatte die in einem Arbeiterviertel von Hermosillo gelegene Krippe keine Notausgänge, das Gebäude wurde als nicht besonders stabil beschrieben - ein Hinweis darauf könnte das rasch eingestürzte Dach sein. Das Feuer brach am Nachmittag aus, als viele der Kinder gerade schliefen.
Die Brandursache war zunächst ungeklärt. Ein Wachmann sagte, das Feuer habe von einem nahe gelegenen Lager übergegriffen, in dem Regierungsdokumente verwahrt worden seien. Anderen Berichten zufolge könnte der Brand auch in einem benachbarten Reifenhandel ausgebrochen sein, was die Betreiber aber zurückwiesen. Mexikos Präsident Felipe Calderon, der eine Reise in den Urlaubsort Cancun abbrach und nach Hermosillo reiste, versicherte, die Staatsanwaltschaft werde unverzüglich Ermittlungen einleiten.
Augenzeugen zufolge versuchten die Anrainer sofort, Kinder in Sicherheit zu bringen - lange, bevor die Feuerwehr eintraf: "Wir sind gerannt, um die Kleinen zu retten, aber die Plastikmatratzen in den Betten sind schnell in Flammen aufgegangen." Rasch hätten sie wegen des dichten Qualms nichts mehr sehen können. In einer Wand der Krippe waren Löcher zu sehen: Hier hatte ein Mann seinen Laster in die Wand gerammt, um Kinder zu retten.