In seinem bisher größten Ermittlungsverfahren gegen die Zigarettenmafia hat der Zoll europaweit 640 Millionen unversteuerte Zigaretten sichergestellt.
In Deutschland, Belgien und Griechenland wurden 28 Verdächtige festgenommen, allein in Deutschland wird gegen 79 mögliche Mittäter ermittelt. Der Steuerschaden in den betroffenen EU-Ländern betrage 108 Millionen Euro, teilten am Freitag das Zollkriminalamt Köln, das Zollfahndungsamt Hannover und Vertreter mehrerer Staatsanwaltschaften mit.
Gute Organisation der Zollfahnder
Die Arbeit der Zollfahnder sei
durch die gute Organisation der kriminellen Vereinigung erschwert worden,
sagte Jürgen Heise vom Zollfahndungsamt Hannover. "Die Hinterleute vermieden
den direkten Kontakt mit der Ware. Das machte es uns doppelt schwer." Die
Schmuggler hätten zudem ihre Gespräche verschlüsselt, in Telefonaten sei aus
"Brüssel" beispielsweise "Bruce Lee" geworden.
Auch Waffen sichergestellt
Neben beschlagnahmten Zigaretten
zeigten die Fahnder in Köln auch sichergestellte Waffen und unterstrichen
damit die Gewaltbereitschaft des Netzwerks, das die Ermittler der
organisierten Kriminalität zuordnen. Der Schmugglerring habe sowohl mit
gefälschter Ware als auch mit weniger bekannten Marken gehandelt.
Drahtzieher leben in Griechenland
Im Jahr 2006 hoben die
Ermittler ein Lager im Raum Bielefeld aus, das als Umschlagplatz für die
nach Deutschland geschmuggelten Zigaretten diente. Von hier aus verfolgten
die Fahnder den Weg der Ware über Belgien bis nach Griechenland zurück. "Die
Drahtzieher haben in Griechenland ein luxuriöses Leben geführt", sagte
Wolfgang Schmitz, Sprecher des Kölner Zollkriminalamts. Mit Festnahmen in
Belgien im April und in Griechenland im Juni diesen Jahres wurde der
Schmugglerring schließlich zerschlagen.
Die Fahnder berichteten von einer beispiellosen Organisation mit klaren Strukturen. "Es gibt in diesem Bereich eine Art Parallelgesellschaft, die uns so noch nicht unterkommen ist. Mit Gewalt, Kriminalität und einer eigenen Justiz", sagte Heise.