38 Österreicher waren im Land, als die Erde bebte. Das Schicksal von acht von ihnen ist nach wie vor unbekannt.
Acht Österreicher werden in dem von einem schweren Erdbeben erschütterten Haiti noch vermisst. Das sagte Außenminister Michael Spindelegger (V) in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag. Nach derzeitigem Stand waren zu Zeitpunkt der Katastrophe 38 Österreicher in dem Land. Diese Zahl steige allerdings, denn es melden sich immer wieder Verwandte. 29 Personen seien wohlauf, eine Frau wurde bei dem Beben getötet. Zu acht Österreichern habe man noch keinen Kontakt, so Spindelegger. Der österreichische Botschafter sei auf der Suche nach diesen Personen.
800.000 Euro
An Hilfsmittel hat Österreich laut dem
Außenminister bisher 800.000 Euro bereitgestellt. Den Vorwurf, dass dies zu
wenig sei, wies Spindelegger zurück. Es handle sich um eine erste Hilfe. Auf
Dauer solle eine internationale Konferenz einberufen werden, um auch in
Zukunft Mittel für das verarmte Land zur Verfügung zu stellen. Spindelegger
plädierte auch dafür, dass der Aufbau auch strukturelle Änderungen
beinhalte, um das Land längerfristig zu stabilisieren.
Botschafter vor Ort
Der für Haiti zuständige Botschafter in
Venezuela ist laut Außenamts-Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal kurz nach
Mitternacht europäischer Zeit in Port-au-Prince eingetroffen und widme sich
nun hauptsächlich der Suche nach den acht vermissten Österreichern. Bei den
zwei in den vergangenen Stunden ausfindig gemachten Personen handle es sich
um ein mittlerweile getrenntes Ehepaar. Die Frau habe die Katastrophe in
Haiti unbeschadet überstanden, ihr Ex-Mann lebe heute wieder in Österreich.
Es gebe eine enge Kooperation mit allen europäischen Teams aber auch den Südkoreanern, die einige Hilfstrupps nach Haiti entsandt hätten, so Launsky-Tieffenthal über die Suche. Laut dem Botschafter könne man sich in der Stadt einigermaßen frei bewegen, von den massiven Übergriffen habe der Diplomat bisher nichts mitbekommen. Hilfsgüter würden auch in den Nachtstunden im Minutentakt eintreffen.
Katastrophe auch für die UN
Das verheerende Erdbeben nahe
der Hauptstadt Port-au-Prince wurde auch für die Helfer der Vereinten
Nationen zur Tragödie: Mindestens 36 Mitarbeiter der Friedensmission
MINUSTAH kamen ums Leben, viele werden weiterhin vermisst.
Unter den Toten ist auch die gesamte Spitze der UN-Mission in Haiti. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon bestätigte am Samstag, der Missionschef Hedi Annabi aus Tunesien, dessen Stellvertreter Luiz Carlos da Costa und der UN-Polizeichef in Haiti, der Kanadier Doug Coates, seien tot aus den Trümmern geborgen worden. Damit ist das Erdbeben in Haiti der schwerste Schlag für die internationale Organisation seit August 2003: Damals waren bei einem Selbstmordanschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad 22 Mitarbeiter getötet worden, unter ihnen der Sonderbeauftragte Sergio Vieira de Mello.