Ältester Grundschüler der Welt

Nur mit Mühe kann Kimani Maruge seine Beine unter dem kleinen Holzschreibtisch ausstrecken. Er trägt genau wie seine 95 Klassenkameraden Kniestrümpfe, kurze Hosen und einen marineblauen Pullover. Dennoch ist Maruge in der dritten Klasse der Kapkenduiywo Grundschule im Westen Kenias etwas Besonderes: Mit 86 Jahren ist er mehr als zehn Mal so alt wie die anderen Schüler in seiner Klasse. Er gilt als ältester Grundschüler der Welt.

Seit drei Jahren an der Schule
Als Kenias Präsident Mwai Kibaki vor drei Jahren die kostenlose Grundschulbildung für alle Bürger einführte, ergriff der Bauer Maruge seine Chance. Er war einer von 1,2 Millionen neuen Schülern. "Ich werde nur aufhören zu lernen, wenn ich blind werde oder sterbe", sagt Margue, der in den fünfziger Jahren in der Mau-Mau-Revolution gegen die Kolonialherrschaft gekämpft hatte.

Entschluss in der Kirche gefasst
Den Entschluss, zur Schule zu gehen, fasste Maruge in der Kirche, als er vermutete, der Prediger interpretiere die Bibel falsch. "Ich wollte zur Schule gehen, um die Bibel selbst lesen zu können", sagt er. Als er zum ersten Mal in der Schule auftauchte, versuchten die Lehrer zunächst, ihn zur Teilnahme an einem Programm für Erwachsenenbildung zu überreden. Maruge blieb aber hartnäckig, und ein gesetzliches Höchstalter für Grundschüler gibt es in Kenia nicht.

Die größten Hürden sind überwunden
Inzwischen habe der Senior die größten Hürden bereits überwunden, sagt die Direktorin. Maruges Lieblingsfächer sind die Landessprache Suaheli und Mathematik, mit Englisch tut er sich schwer. Zu seinen Mitschülern hat er ein gutes Verhältnis, auch wenn er wegen seines Alters nicht mehr alle Spiele auf dem Schulhof mitmachen kann. "Meine Klassenkameraden sind meine Freunde. Sie lieben mich, und helfen mir nach Hause zu gehen. Ich will die Grenzen zwischen Alt und Jung einreißen", sagt Maruge.

Hollywood plant einen Film
Der 86-jährige Bauer ist inzwischen schon eine nationale Berühmtheit und das Aushängeschild für Organisationen auf der ganzen Welt, die kostenlose Bildung fordern. Sogar Hollywood plant einen Film über sein Leben. Und Maruge hat noch große Ziele: "Ich werde nicht aufhören zu lernen. Ich will, dass mein Name eines Tages Professor Doktor Kimani ist."