Eklat um das Literaturnobelpreiskomitee: Für den Sekretär sind amerikanische Schriftsteller minderwertig - und unwissend.
Ein Mitglied des schwedischen Literaturnobelpreiskomitees hat amerikanische Schriftsteller als zu isoliert und unwissend bezeichnet, um große Literatur zu schreiben. "Sie übersetzen nicht genug und sie nehmen nicht wirklich am großen Dialog der Literatur teil", sagte der ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Horace Engdahl, in einem Interview der in Stockholm. "Diese Unwissenheit ist hinderlich." US-Schriftsteller seien zu empfänglich für Trends in ihrer eigenen Massenkultur und das "zieht die Qualität ihrer Arbeit nach unten".
Engdahl wollte kurz vor Verleihung des diesjährigen Literaturnobelpreises keine Namen aussichtsreicher Kandidaten diskutieren. Eine Entscheidung sei in der Jury mit 16 Mitgliedern noch nicht gefallen. Der Preisträger wird möglicherweise am Donnerstag kommender Woche bekanntgegeben, der Termin wurde allerdings noch nicht fixiert. Engdahl sagte, es könnte dieses Jahr noch "einige Zeit" dauern, bis das Komitee sich auf einen Preisträger geeinigt habe.
Europa Zentrum der Literatur
Engdahl sagte, es gebe starke
Literatur in allen großen Kulturen. "Aber man entkommt nicht der Tatsache,
dass Europa immer noch das Zentrum der literarischen Welt ist, nicht die
Vereinigten Staaten." Es sei kein Zufall, dass die meisten
Literaturnobelpreisträger Europäer seien. Europa ziehe Exilliteraten an,
weil es "die Unabhängigkeit der Literatur respektiert" und ein sicherer
Hafen sei. "Viele Autoren, die ihre Wurzeln in anderen Ländern haben,
arbeiten in Europa, weil man da in Ruhe gelassen wird und schreiben kann,
ohne erschlagen zu werden", erklärte Engdahl. "Es ist in großen Teilen
Afrikas und Asiens gefährlich, Schriftsteller zu sein."
In den USA stießen Engdahls Äußerungen auf scharfe Kritik. Der Direktor der Nationalen Buchstiftung, Harold Augenbraum, sagte, er wolle Engdahl eine Empfehlungsliste mit amerikanischer Literatur schicken. "Solche Äußerungen lassen mich denken, dass Engdahl sehr wenig amerikanische Literatur außerhalb des Mainstreams gelesen hat und eine sehr enge Sicht auf das hat, was Literatur in diesem Zeitalter ausmacht", sagte er.