Die beiden Amokläufer von Finnland hatten offenbar per Internet direkten Kontakt. Die finnische Polizei hat fünf Nachahmungstäter festgenommen.
Die beiden finnischen Schul-Amokläufer haben nach Aussagen von Bekannten direkten Kontakt gehabt. Das berichtete der Fernsehsender TV4 am Donnerstag. Der Maturant Pekka-Eric Auvinen (18), der im vergangenen November an einer Schule acht Menschen erschoss und sich selbst tötete, habe in jedem Fall über das Internet Kontakt zum Amokläufer aus dieser Woche gehabt. Bei dem Massaker am Dienstag hatte der Berufsschüler Matti Juhani Saari (22) neun Mitschüler und einen an seiner Schule arbeitenden Mann ermordet und zuletzt sich selbst erschossen.
Auch die Polizei vermutet Verbindungen zwischen beiden jungen Männern, die weit entfernt voneinander gelebt hatten. Saari hat seine Pistole nachweislich im selben Geschäft in Jokela gekauft wie Auvinen, der dort auf das Gymnasium ging. Jokela liege aber rund 300 Kilometer entfernt von Saaris Wohnort. Außerdem ähnele das Vorgehen des zweiten Amokläufers auffallend stark dem seines Vorgängers zehn Monate zuvor.
Fünf mutmaßliche Trittbrettfahrer festgenommen
Nach dem
Amoklauf sind am Donnerstag mindestens fünf mutmaßliche Trittbrettfahrer
festgenommen worden. Die Polizei erklärte, sie gehe mit aller Härte gegen
Verdächtige vor, die nach dem Massaker in Kauhajoki Drohungen ausstießen.In
der ostfinnischen Stadt Kajaani wurden zwei junge Männer festgenommen: Ein
18-Jähriger hatte laut Polizei im Internet gedroht, er werde um sich
schießen. Ein 23-Jähriger ließ demnach gegenüber einem Lehrer Bemerkungen
über Schießereien und Explosionen fallen. Im westfinnischen Ort Siikajoki
wurden zwei junge Frauen festgenommen, die an einer Landwirtschaftsschule in
einem Waschraum einen Zettel hinterließen, auf dem eine Schießerei erwähnt
war.
In Masku im Südwesten wurde ein 15-jähriger Bursch verhört, weil er Bilder einer Schusswaffe ins Internet gestellt hatte und in der Nähe seines Elternhauses Schüsse gehört wurden. Zwar habe der Jugendliche niemanden direkt bedroht, aber seine Mitschüler seien verschreckt gewesen und nicht zur Schule gegangen. Ein 22-Jähriger hatte am Dienstag in einer Berufsschule in Kauhajoki im Südwesten des Landes neun Klassenkameraden und einen Lehrer erschossen und sich dann selbst getötet.
Schülerin überlebte Kopfschüsse
Bis auf einen
Lehrer handelte es sich bei allen Opfern am Dienstag um Schüler der
Fachschule für Catering, Tourismus, Pflege und Hauswirtschaft in Kauhajoki.
Da der Täter mit Hilfe eines mitgebrachten Brandbeschleunigers auch ein
Feuer gelegt hatte, waren die Opfer nur schwer zu identifizieren. Eine
Schülerin, die mit zwei Kopfschüssen überlebte, befand sich nach Angaben von
Ärzten nach zwei Operationen in zufriedenstellendem Zustand.
"Er hat in seiner Wohnung eine Botschaft hinterlassen, in der er sagt, er wolle so viele Menschen wie möglich töten. Er versuchte gezielt, tödliche Schüsse abzugeben", sagte der Leiter der Ermittlungen, Jari Neulaniemi, über den Täter. Er bestätigte, dass es sich dabei um Matti Saari handelte, der selbst an der Schule eingeschrieben war. Laut Lintula hatte der junge Mann im August eine Pistole erworben. Dies ist in Finnland schon für 15-Jährige erlaubt, rund 1,6 Millionen Schusswaffen befinden sich dort im Besitz von Privatpersonen. Das Land liegt damit einschlägigen Studien zufolge nach den USA und dem Jemen weltweit an dritter Stelle.
Debatte über Waffengesetze
Nach dem Amoklauf in der
Fachoberschule entbrannte in Finnland eine Debatte über die freizügigen
Waffengesetze des Landes. Nach diesem Vorfall müsse geprüft werden, ob es
weiterhin so einfach bleiben könne, Waffen zu erwerben, erklärte
Ministerpräsident Matti Vanhanen am Mittwoch bei einem Besuch in der unter
Schock stehenden Ortschaft Kauhajoki. "Ich stehe dem sehr kritisch
gegenüber, und in den nächsten Monaten werden wir dazu eine Entscheidung
treffen."
Wie die Ermittler bestätigten, wurde Saari am Tag vor dem Massaker von der Polizei wegen Videoclips beim Internetportal YouTube befragt. Darauf ist zu sehen, wie er mit Handfeuerwaffen schießt. An einer Stelle richtet er die Waffe direkt in die Kamera und sagt dazu: "Du stirbst als nächster." Dennoch wurde er noch am selben Tag wieder freigelassen, weil die Polizei keinen rechtlichen Grund für eine Festnahme sah. Diese Entscheidung wird nun in einer offiziellen Untersuchung überprüft.
Ministerpräsident Vanhanen lobte die Polizei dafür, Hinweisen auf eine Gewaltbereitschaft Saaris nachgegangen und ihn vernommen zu haben. "Wir müssen natürlich ermitteln, mit welcher Begründung es ihm erlaubt wurde, seine Waffe zu behalten." Innenministerin Anne Holmlund erklärte, die Polizei solle künftig größere Befugnisse erhalten, die medizinischen Unterlagen von Bewerbern um einen Waffenschein einzusehen, um möglichst auch über deren psychische Gesundheit informiert zu sein.