Weil er alleine abgewiesen wurde, begleitete Tim K.s Vater den Amokschützen und kaufte 1.000 Schuss Munition.
Der Amokläufer von Winnenden hat nach "Spiegel"-Informationen die Munition für seine Tat mit insgesamt 16 Toten offenbar sieben Wochen vor der Tat mit seinem Vater gekauft. Wie das Magazin unter Berufung auf polizeiliche Ermittlungsakten laut Vorabmeldung berichtet, hatte der minderjährige Tim K. zunächst allein versucht, Neun-Millimeter-Patronen zu kaufen und sei in dem Geschäft abgewiesen worden. Daraufhin hätten Vater und Sohn gemeinsam 1.000 Schuss erworben.
Nachträgliches Geburtstags-Geschenk
Dem "Spiegel" zufolge
zahlte Tim K. und sagte, die Munition sei ein nachträgliches Geschenk für
seinen Vater zum 50. Geburtstag. Dem Bericht zufolge hat sich der Vater nach
Aussage seiner Ehefrau sehr über die Fürsorglichkeit seines Sohnes gefreut,
da Tim K. schon seit Jahren niemandem mehr in der Familie ein Geschenk
gemacht habe. Eine Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft
kommentierte dies am Samstag nicht und verwies auf die laufenden
Ermittlungen.
Aus den Akten geht der Zeitschrift zufolge auch hervor, dass der 17-Jährige, der am 11. März dieses Jahres an der Albertville-Realschule im baden-württembergischen Winnenden und auf der anschließenden Flucht nach Wendlingen 15 Menschen und danach sich selbst tötete, sich in den Tagen vor dem Amoklauf intensiv mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auseinandergesetzt habe. So habe er Fotos der Anschläge gesammelt und Biografien der Attentäter studiert.
Internet-Recherche über Amokläufer
Tim K. habe im
Internet außerdem über Amokläufer wie Ernst August Wagner recherchiert, der
1913 im Schwäbischen ein Blutbad anrichtete. Der psychiatrische Gutachter
Reinmar du Bois gehe außerdem davon aus, dass die "Ego-Shooter-Spiele", mit
denen sich Tim K. beschäftigt habe, Einfluss auf das spätere Tatgeschehen
gehabt hätten. Dem "Spiegel" zufolge hatten die Therapeuten der Klinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Weinsberg, bei denen Tim
K. ab Frühjahr 2008 zur Behandlung war, den Eltern geraten, "das Spielen am
PC beziehungsweise das Filmeschauen zu reduzieren".
Vorwürfe an Therapeuten
Nach Informationen des "Focus" wirft
der Gutachter in seiner Expertise zu den Therapiesitzungen seinen Kollegen
auch eine Fehleinschätzung bezüglich der geäußerten Gewaltfantasien vor. Ein
weitaus größeres Versagen laste er aber den Eltern an. Sie hätten die
Gefährlichkeit ihres Sohnes zwar zur Kenntnis genommen, aber dennoch
leichtfertig beiseite geschoben.
Tims Vater, gegen den die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, beteuerte laut dem deutschen Magazin "Focus" im Verhör, dass die Therapeutin nichts Beunruhigendes geschildert habe. Man sei erleichtert gewesen, dass nichts Schlimmes mit Tim gewesen sei. Auch dies kommentierte die Sprecherin des zuständigen Gerichts nicht.