Ein 19-jähriger Mitschüler warf Molotowcocktails, zehn Menschen wurden verletzt.
Nach dem Amoklauf eines 18-jährigen Schülers an seinem Gymnasium im fränkischen Ansbach schwebt eines der Opfer in Lebensgefahr. Der Täter habe die Elftklässlerin vermutlich mit einer Axt am Kopf verletzt, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Eine weitere Schülerin der elften Klasse habe schwere Brandverletzungen erlitten. Der vor seiner Festnahme von Polizisten angeschossene 18-jährige Täter sei außer Lebensgefahr.
Durch Schüsse gestellt
Tatsächlich war gegen 8.30 Uhr ein
18-jähriger Schüler der 13. Jahrgangsstufe des Gymnasiums mit drei
Molotow-Cocktails, zwei Messern und einer Axt bewaffnet in das Schulgebäude
gegangen und hatte je einen Brandsatz in Klassenzimmer einer neunten und
einer elften Klasse im dritten Stock geworfen. Anschließend, so beschreibt
Polizeieinsatzleiter Udo Dreher auf einer Pressekonferenz, sei er in der
Nähe der Toilette von zwei Beamten entdeckt und mit fünf Schüssen aus einer
Maschinenpistole außer Gefecht gesetzt worden.
Schwer bewaffnet
Ob er da bereits auf dem Weg in ein weiteres
Klassenzimmer gewesen sei, darüber könne nur spekuliert werden, erklärt
Dreher. Tatsächlich hatte der junge Mann zu diesem Zeitpunkt noch einen
dritten Molotow-Cocktail sowie seine Messer und die Axt bei sich. "Als
er sich auf die Beamten zubewegte, schossen sie auf ihn und nahmen ihn
anschließend fest", berichtet Dreher. Gegen den Amokläufer soll
Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen werden. Sein Motiv ist noch
unklar.
Täter war in Behandlung
Der 18 Jahre alte Amokläufer von
Ansbach war nach einem Bericht des "Bayerischen Rundfunks" seit
längerem in psychotherapeutischer Behandlung. Im Zimmer des Täters hätten
die Ermittler außerdem Briefe gefunden, in denen von einer bevorstehenden
Apokalypse die Rede war, wie der Sender am Donnerstagabend berichtete.
Das Gymnasium Carolinum im mittelfränkischen Ansbach ist das nach eigenen Angaben zweitälteste staatliche Gymnasium in Bayern. Gründungsjahr ist 1528, im Jahr 2003 feierte das Gymnasium sein 475-jähriges Bestehen. Die zentral in der Altstadt gelegene Schule hat rund 600 Schüler sowie einen sprachlichen und einen musischen Schwerpunkt; im Schuljahr 2006/07 wurde die verkürzte Abiturzeit G8 eingeführt. |
Neun Opfer
Bis zu seiner Festnahme hatte der Gymnasiast, der ein
unauffälliges Leben geführt haben soll, acht Schüler und einen Lehrer
verletzt, davon zwei Mädchen aus der elften Klasse schwer. Eines davon
schwebte mit einer Kopfwunde in Lebensgefahr. Die anderen Opfer erlitten
laut Polizei Brandverletzungen.
"Held des Tages"
Es sei vor allem dem couragierten
Einsatz eines Mitschülers, aber auch der Besonnenheit der Schulleitung und
dem raschen Handeln der Einsatzkräfte zu verdanken, dass der Amoklauf nicht
eskaliert sei, lobt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Nur elf
Minuten nach Eingang des Notrufes, um 8.46 Uhr, war das Geschehen mit der
Festnahme des Täters beendet. "Das ist nun wirklich mehr als
vorbildlich", betont der CSU-Politiker.
Held des Tages sei demnach ein Schüler der K13 gewesen. Er hatte nach Angaben der Polizei gegen 8.35 Uhr den Brandgeruch bemerkt und die Einsatzzentrale alarmiert. Anschließend sei er zum Tatort gegangen und habe dort, als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, das Feuer im Zimmer der elften Klasse selbst gelöscht. In der Zwischenzeit hatte die Schulleitung Feueralarm ausgelöst und das Gebäude mit seinen rund 700 Schülern evakuiert. Viele von ihnen glaubten an eine Übung, schildert Schulleiter Franz Stark. Sie wurden in einer nahe gelegenen Arbeitsagentur in Sicherheit gebracht.