Blick in die Zukunft
Anstieg des Meeresspiegels – das sind die Folgen
29.08.2019
Überschwemmtes Rheindelta und heftige Winterstürme in Europa - Alle fünf Jahre Hochwasser von 2,25 Metern in New York.
Paris. Der vom Weltklimarat IPCC errechnete Anstieg des Meeresspiegels wird auch erhebliche Auswirkungen auf die größten Wirtschaftsmächte der Welt haben. Ein Blick auf die EU, die USA, China und Indien sowie auf ihren Beitrag zur Erderwärmung:
Europäische Union
Der Welt größter Binnenmarkt hat laut EU-Datenbank für Globale Atmosphärenforschung (Edgar) 2017 3,5 Gigatonnen CO2 produziert. Viele Mitgliedsstaaten haben sich allerdings der Emissionsreduzierung verschrieben. Die Klimabeauftragte der EU-Kommission, Yvon Slingenberg, ist zuversichtlich, dass alle EU-Länder sich "bis Ende des Jahres" dem Ziel der Klimaneutralität verpflichten.
Europa ist vom Anstieg des Meeresspiegels generell weniger stark betroffen als andere Regionen. Allerdings warnt der Entwurf eines IPCC-Sonderberichts über die Ozeane und die weltweiten Eisvorkommen vor einem erhöhten Risiko von Überschwemmungen im dicht besiedelten und für den Handel bedeutenden Rhein-Maas-Delta.
Höhere Temperaturen könnten zudem den Wärmeaustausch im Atlantik verlangsamen und so zu stärkeren Winterstürmen in der Region führen.
USA
Als historisch größter Emittent sind die USA mit ihrer dicht bevölkerten Ostküste besonders anfällig für steigende Meeresspiegel. 2017 stießen die USA 5,1 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid aus. Laut einer vom Weltklimarat zitierten Studie könnte ohne eine Begrenzung der weltweiten Emissionen ein Meeresspiegel-Anstieg von 1,2 Metern zu einer Ausdehnung der Überflutungsgebiete an der US-Ostküste um das Fünffache führen.
Eine weitere Studie warnt vor einer erhöhten Überflutungsgefahr in New York. Demnach könnte die Millionenmetropole zwischen 2030 und 2045 alle fünf Jahre ein Hochwasser von 2,25 Metern erwarten. Im Jahr 1800 galt solch eine Flut noch als 500-Jahres-Ereignis.
China
China hat 2017 insgesamt 10,8 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid ausgestoßen - das entspricht rund 29 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Der Pro-Kopf-Ausstoß ist vergleichsweise niedrig und entspricht dem Europas. China leidet jedoch auch in besonderem Maße unter der Erderwärmung. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte, dass von den 20 vom Meeresspiegel-Anstieg am meisten bedrohten Städten neun in China liegen.
Shanghai, die größte Stadt der Volksrepublik, liegt zwischen den Flüssen Yangtze und Qiantang an der Küste. Dem IPCC-Berichtsentwurf zufolge könnte der Metropole im weiteren Verlauf des Jahrhunderts ein jährlicher Anstieg des Meeresspiegels von 2,6 Millimetern bevorstehen.
Indien
Rund 260 Millionen Menschen, etwa ein Fünftel der indischen Bevölkerung, wohnen in Küstenregionen und haben bereits jetzt mit einer vom Klimawandel verschärften Sturmhäufung zu kämpfen. Harjeet Sing von der Nichtregierungsorganisation ActionAid sagte , dass über die kommenden Jahrzehnte Millionen Menschen durch den Meeresspiegel-Anstieg vertrieben werden könnten. "Die Frage ist, wo sie hingehen werden."
Laut Weltklimarat hat zudem der indische Sommermonsun als Resultat der Erwärmung des Indischen Ozeans seit 1950 stark nachgelassen. Das Regenwasser ist lebenswichtig für die Ernährung hunderter Millionen Menschen. 2017 stieß Indien 2,4 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid aus.