Auf Hochsitz
Arbeitsloser hungert sich in Deutschland zu Tode
12.02.2008
Tragödie in Niedersachsen: Ein Arbeitsloser hat sich auf einem Hochsitz zu Tode gehungert. Er dokumentierte seine letzten Stunden.
Ein arbeitsloser Mann aus Hannover hat sich in einem Waldstück im Solling (Niedersachsen) anscheinend zu Tode gehungert. Zwei Jäger fanden die mumifizierte Leiche des 58-Jährigen auf einem Hochsitz in der Nähe der Kleinstadt Uslar. Der Mann sei nach den bisherigen Untersuchungen vermutlich bereits vor zwei Monaten gestorben, teilte die Polizei am Dienstag mit. Es deute nichts auf ein Verbrechen hin.
Tagebuch geführt
Ein Sprecher bestätigte Angaben der
Zeitung "Sollinger Allgemeinen", wonach der 58-Jährige in der Zeit vor
seinem Tod ein Tagebuch führte. Aus dem Büchlein gehe hervor, dass der Mann
24 Tage lang keine feste Nahrung zu sich nahm. Nur ab und zu habe er etwas
Wasser getrunken. Er berichtete von Schmerzen und davon, dass er sterben
wolle. Der letzte Eintrag stammt vom 13. Dezember.
Gescheiterte Ehe
Nach den Erkenntnissen der Ermittler hatte der
58-Jährige eine gescheiterte Ehe hinter sich. Als er im Oktober kein
Arbeitslosengeld mehr erhielt, sei er mit dem Fahrrad von Hannover
losgefahren, sagte der Polizeisprecher. Uslar liegt etwa 130 Kilometer
südlich von Hannover. Dort habe er sich dann auf den Hochsitz zurückgezogen
und sich anscheinend bewusst zu Tode gehungert. Warum der Mann diesen Ort
wählte, sei unklar. Zwei Jäger, die die Leiter des Hochsitzes reparieren
wollten, fanden die Leiche des 58-Jährigen und das Tagebuch schließlich am
Freitag vergangener Woche.