Die Hornissen töteten in Frankreich zahlreiche Bienen.
Am Ende blieb Raymond Saunier nur die Kapitulation. Der Präsident des Imkerverbandes der Gironde baute alle seine Bienenstöcke in Bordeaux ab und brachte sie 60 Kilometer entfernt in Sicherheit. Jeden Tag hätten bis zu zehn Hornissen gleichzeitig vor jedem Bienenstock patrouilliert und Bienen getötet, klagt Saunier.
Die Angreifer stammen aus Asien und die europäischen Bienen haben gegen sie keine erfolgreiche Abwehrstrategie. Schon vor Monaten warnte Saunier in einem Schreiben an die Bürgermeister der Gironde, die Region drohe mangels Bestäubung der Pflanzen zu verwüsten.
Erstmals vor fünf Jahren in Frankreich entdeckt
2004 war das
erste Nest der von China bis Indonesien vorkommenden Hornissenart Vespa
velutina bei Bordeaux entdeckt worden. Vermutlich sei das Insekt in einem
Container aus China eingeschleppt worden, erklärte Denis Thiery vom
Agrarforschungsinstitut INRA in Bordeaux der Zeitung "Le Parisien".
Seitdem verbreitet sich der wendige Räuber trotz intensiver Bekämpfung rasant. 2007 wurden bereits 2000 Nester in der Region zerstört. Dennoch gibt es heute Tausende Kolonien auch weiter östlich an der Dordogne und nördlich an der Loire. Jährlich dringt die Hornisse nach Angaben des Imkerverbandes UNAF 100 bis 150 Kilometer weiter vor.
Flugkünstler
Die "Gelbfüße" jagen andere Insekten im Flug
und können sogar rückwärts fliegen. Selbst die in Deutschland geschützte
heimische Hornisse Vespa crabo hat gegen den Neuankömmling keine Chance. Die
Vespa velutina ist zwar deutlich kleiner. Doch während die europäische
Hornisse Nester für ein paar Hundert Tiere errichtet, klebt ihre asiatische
Cousine Bauten von 60 Zentimetern Durchmesser für Tausende Jägerinnen
zusammen. "Der Kampf ist von vornherein verloren", sagt Thiery. Die
Hornissen bauen ihre Nester in hohen Bäumen ebenso wie auf Dachböden oder in
Erdnähe. "Man kann das Tier sogar in der Kanalisation aufstöbern."
Mit der Ausbreitung des Eindringlings häufen sich Klagen über Angriffe auf Menschen. Kürzlich attackierte ein großer Schwarm asiatischer Hornissen im südwestfranzösischen Saint-Vite Wanderer und Radfahrer. Sechs von Dutzenden Stichen übersäte Menschen mussten ins Krankenhaus, darunter zwei niederländische Touristen.
Der Präfekt riet, niemals ein Nest selbst zu zerstören, weil die Insekten dann in Massen angriffen. Weil manche jagdverliebten Franzosen schnell zur Waffe greifen, mahnten Zeitungen sogar, nie mit einem Gewehr in ein Hornissennest zu schießen. Die Feuerwehr räuchert das Nest aus - wenn es sich wirklich um die Vespa velutina handelt. Bei wilden Bienennestern holt sie einen Imker, der das Nest verlegt.
Gefahr für viele Bienen
Nach Meinung französischer Imker
könnte der Eindringling für Honigbienen, die etwa 1.000 wilden Bienenarten
und andere heimische Insekten zur tödlichen Gefahr werden. Bewiesen ist das
bisher nicht. Wissenschaftern zufolge erbeutet eine Hornisse vor einem
Bienenstock sechs Bienen pro Stunde. Anders als asiatische Bienen, die die
Gelbfüße im Steilflug austricksen und mit Lichtreflexen irritieren, können
sich heimische Arten nicht wirksam wehren. Saunier fordert daher, die
asiatische Hornisse als Schädling einzustufen und systematisch zu bekämpfen.