Die beiden Schwerverbrecher sind weiter auf der Flucht.
Die beiden als höchst gefährlich eingestuften Ausbrecher aus der Haftanstalt in der deutschen Stadt Aachen sind jetzt nach Erkenntnis der Polizei in einem dunklen BMW unterwegs. Dies sagte am Samstagabend ein Polizeisprecher in Köln. Nach seinen Angaben haben die beiden Männer das Fahrzeug am Samstag entwendet. Informationen der "Bild"-Zeitung, dass sie zuvor ein älteres Ehepaar in dessen Haus in Essen-Werden überfallen hätten, bestätigte der Sprecher nicht.
Der Meldung zufolge haben sie sich von ihren Opfern am Samstag stundenlang in deren Auto herumfahren lassen. Erst am Abend hätten sie das Ehepaar freigelassen und seien mit dem Auto geflüchtet. Dessen Besitzer seien in ein anliegende Wohnhaus gegangen und hätten sich von dort bei der Polizei gemeldet, die eine Großfahndung auslöste.
JVA-Bediensteter festgenommen
Trotz zahlreicher Hinweise aus der
Bevölkerung und einer auf ganz Deutschland ausgeweiteten Fahndung hatte es
nach Polizeiangaben zuvor keine heiße Spur zu den beiden am Donnerstag
geflohenen Schwerverbrechern gegeben. Zwei Tage nach dem Gefängnisausbruch
wurde am Samstag Haftbefehl gegen einen Bediensteten der
Justizvollzugsanstalt erlassen, der den beiden wegen Mordes und Geiselnahme
verurteilten Schwerverbrechern bei dem Ausbruch geholfen haben soll.
Der 40-Jährige verweigert nach wie vor die Aussage, wie die Sprecherin des nordrhein-westfälischen Justizministeriums, Andrea Bögge, der Nachrichtenagentur AP sagte. Er wurde nach Auswertung der Aufnahmen einer Überwachungskamera an der Pforte der Haftanstalt festgenommen. Ihm werden den Angaben zufolge Gefangenenbefreiung im Amt und Verstoß gegen das Waffengesetz zur Last gelegt. Der Aufseher soll die beiden Männer nicht nur vorsätzlich aus dem Gefängnis herausgeschleust, sondern sie auch mit schussbereiten Dienstwaffen und Munition versorgt haben.
Bevölkerung wird gewarnt
Wie die Ausbrecher genau die
insgesamt fünf auf dem Weg zur Pforte verschlossenen Türen überwinden
konnten, war am Samstag weiter ebenso unklar wie die Frage, ob sie weitere
Helfer hatten. Der bereits am Freitag festgenommene JVA-Bedienstete bleibt
nach Verkündung des Haftbefehls in Untersuchungshaft, die er den Angaben
zufolge in einem Gefängnis außerhalb von Nordrhein-Westfalen absitzen soll.
Die für die Koordination der Fahndung zuständige Polizei in Köln rief die Bevölkerung erneut zur Vorsicht auf. Man sei zwar auf Hinweise angewiesen. Aber Leute, die etwas beobachteten, sollten auf keinen Fall den Helden spielen, sondern sich nichts anmerken lassen und schnellstmöglich über die Notrufnummer 110 die Polizei verständigen, sagte ein Polizeisprecher. Die beiden Männer seien schwer bewaffnet und höchstgefährlich.
Flüchtige verändern ihr Aussehen
Im Gegensatz zu den
zur Fahndung verbreiteten Bildern hat einer der beiden Ausbrecher seinen
Oberlippenbart entfernt. Beide trugen zuletzt identische graue Regenjacken.
Eine konzentrierte Fahndung unter anderem mit Hubschraubern und
Wärmebildkameras im Essener Ausflugsgebiet Baldeneysee bis in den
Freitagabend hinein hatte keinen Erfolg, wie Polizeisprecherin Marion Henkel
der AP sagte.
Die beiden Flüchtigen, der wegen Mordes verurteilten Peter Paul Michalski und dem wegen Mordversuchs und Geiselnahme inhaftierte Michael Heckhoff, sind nach Auffassung des Aachener Polizeipräsidenten Klaus Oelze "hochgefährliche Männer - gewaltbereit, gewalttätig und bewaffnet". Gegen beide wurde Sicherungsverwahrung verhängt, so dass sie auch nach Verbüßung ihrer Haftstrafen nicht auf freien Fuß gekommen wären.
Die Schwerverbrecher flohen am Donnerstagabend aus der hochgesicherten Aachener Justizvollzugsanstalt. Mit zwei Pistolen und je acht Schuss Munition flohen sie per Taxi nach Köln, wo sie am Freitagmorgen eine junge Frau zwangen, sie mit ihrem Auto nach Essen zu fahren. Dort verlor sich dann zunächst ihre Spur.