Schweres Kohlegruben-Unglück in der Ukraine: Bis zu 100 Kumpel wurden getötet. 44 Arbeiter werden noch vermisst.
Bei einer Methangasexplosion in einem Kohlebergwerk der ostukrainischen Stadt Donezk sind mindestens 63 Kumpel getötet worden. Das Schicksal von mehr als 30 Bergleuten war am Sonntagabend weiter unklar, wie der Sprecher des Zivilschutzministeriums, Igor Krol, nach Angaben der ukrainischen Agentur Interfax in Kiew sagte. Einzelne Medien bezeichneten die Explosion als eines der schwersten Grubenunglücke im ukrainischen Bergbau. In der Millionenstadt Donezk wurde für Montag eine dreitägige Trauer angesetzt. Angesichts des Ausmaßes des Unglücks sicherten die Regierung sowie der Oligarch Rinat Achmetow den Familien der Opfer finanzielle Hilfe zu.
350 Kumpel gerettet
Mehr als 350 Arbeiter wurden dem Zivilschutz
zufolge gerettet. Etwa 30 wurden wegen Methangasvergiftungen in
Krankenhäusern behandelt. In einem Teil der großen "Sassjadko"-Mine war
gegen 3.00 Uhr in mehr als 1.000 Metern Tiefe ausgetretenes Methangas
explodiert. Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich 457 Bergleute unter Tage
auf. In dem betroffenen Schacht hatte es nach Angaben ukrainischer Medien in
den vergangenen Jahren immer wieder schwere Explosionen gegeben, bei denen
jeweils Dutzende Menschen starben.
Die ukrainischen Kohleminen gehören zu den gefährlichsten weltweit. Von Jänner bis Juli dieses Jahres starben laut Statistiken 150 Bergleute bei Grubenunglücken, fast 6000 wurden verletzt. Hauptursachen für Unfälle sind oft die veraltete Technik sowie Verstöße gegen Sicherheitsregeln. Die meisten Bergwerke gelten wegen hoher Methankonzentration unter Tage als gefährlich.
Ein Drittel der 165 Kohlebergwerke in der Ukraine ist mehr als 100 Jahre alt. Seit Jahrzehnten lässt eine technische Modernisierung in der Mehrheit der Betriebe auf sich warten. Gleichzeitig fordert die ukrainische Regierung einen steten Anstieg der Kohlefördermengen. Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko warf der Regierung seines Landes am Sonntag "zu geringe Anstrengungen bei der Reorganisation des Bergbaus" vor. Es müsse deutlich mehr für die Sicherheit der Bergleute getan werden. Zuvor hatte Regierungschef Viktor Janukowitsch bei einem Besuch des Unglücksortes gesagt: "Wir müssen neue Bergwerke bauen, und wir bauen sie, aber noch nicht in ausreichendem Maße."