Das blonde Mädchen auf einem Urlaubsfoto aus Marokko ist nicht die seit Mai vermisste Britin Madeleine McCann. Weißrussische Kinder erhalten ihre Spielsachen.
Die Hoffnungen auf einen Erfolg bei der Suche nach der kleinen Madeleine sind wahrscheinlich erneut zerschlagen worden. Ein Urlaubsfoto aus Marokko mit einem sehr ähnlich aussehenden Mädchen stellte sich am Mittwochabend als falsche Spur heraus. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP fand die Familie des abgelichteten Kindes in der nordmarokkanischen Ortschaft Zinat. Auch ein Journalist des "Evening Standard", Rashid Razaq, machte ähnliche Angaben. Bei dem fotografierten Kind handelt es sich demnach um eine kleine Marokkanerin, die Tochter von Bauern ist. Ihr Name ist Bouchra Akchar und man sieht, wie sie von ihrer Mutter Hafida getragen wird.
Fünf Jahre altes Mädchen
Razaq: Es sei "offensichtlich",
dass es sich nicht um die Vierjährige handelt, berichtete der Journalist,
der nach der Veröffentlichung der Bilder in das marokkanische Dorf gereist
war und das Mädchen nach eigenen Angaben sah. "Sie hat Ähnlichkeit
mit Madeleine. Aber wenn man sie aus der Nähe betrachtet, ist es
offensichtlich, dass es nicht sie ist." Nach Angaben von Dorfbewohnern
dürfte es sich um ein fünf Jahre altes Mädchen gehandelt haben, die die
Tochter eines Olivenbauern ist. Ein spanischer Journalist sagte dagegen, die
Kleine auf dem Foto sei die Tochter einer Berber- Familie.
Neue Fotos aus der Nähe beweisen, dass es nicht Maddie ist. (c) AFP
Eltern entäuscht
Der Sprecher der Eltern sagte, die
Nachricht - wenn sie denn stimme - sei "enttäuschend". Die
Eltern Kate und Gerry McCann (beide 39) seien erneut "auf eine
emotionale Achterbahn" geschickt worden, sagte Sprecher Clarence
Mitchell vor der Nachricht, dass es sich nicht um "Maddie" handle.
Sie würden voller Ungeduld und Unruhe auf die Auswertung des Fotos warten.
Ermittlungen
Die marokkanische Polizei hat auf Grund des Fotos
jetzt Ermittlungen aufgenommen. Das teilte die britische Botschaft in Rabat
mit.
Das Foto der Spanierin von vor drei Wochen. (c) EPA
Touristin machte die Aufnahmen
Das erste Foto zeigt ein
hellhäutiges blondes Mädchen auf dem Rücken einer Einheimischen in Marokko.
Die Spanierin Clara Torres hatte die Aufnahme nach eigenen Angaben am Morgen
des 31. August in der Stadt Zinat auf der Straße zwischen Chaouen und Tetuan
gemacht. Die Ähnlichkeit des Mädchens mit Madeleine sei "gruselig",
sagte sie dem spanischen Radiosender COPE. Sie habe sich entschlossen, das
Foto der Polizei zukommen zu lassen, nachdem sie gelesen habe, dass bereits
andere Zeugen Maddie in Marokko gesehen haben wollen.
Bild wird jetzt ausgewertet
Nach britischen Medienangaben sollte
das Bild von Spezialisten des britischen Zentrums gegen Kinderausbeutung und
für Online-Schutz (CEOP) ausgewertet werden. Dort werden bereits Fotos, die
Urlauber in der Algarve zur Zeit der mutmaßlichen Entführung von Madeleine
gemacht hatten, mit einem digitalen Verfahren analysiert. Damit sollen
Hinweise auf mögliche Entführer des Mädchens gewonnen werden.
Seit Madeleines Verschwinden in Portugal waren mehrfach Hinweise bei den Ermittlern eingegangen, nach denen die Vierjährige etwa in Argentinien, Belgien, Griechenland oder Malta gesehen wurde - sie alle hatten sich als falsch herausgestellt. In Marokko sahen nach jüngsten Informationen zwei Augenzeugen unabhängig voneinander ein wie Maddie aussehendes Mädchen. Ein Mann gab an, das Mädchen kurz nach ihrem Verschwinden Anfang Mai in der Eingangshalle des Ibis-Hotels in Marrakesch gesehen zu haben. Eine Norwegerin sah ein Mädchen an einer Tankstelle in der Nähe des Ibis-Hotels, das ihren Begleiter gefragt habe: "Kann ich bald zu Mama?"
Maddie war am Abend des 3. Mai aus einer Ferienwohnung an der Algarve verschwunden, während die Eltern in einem nahe gelegenen Restaurant zu Abend aßen. Das Ärztepaar Kate und Gerry McCann ist im Zuge der Ermittlungen selbst unter Verdacht geraten. Nach ihren Angaben beschuldigt die portugiesische Polizei Maddies Mutter, den Unfalltod des Mädchens verschuldet und später mit Hilfe ihres Mannes vertuscht zu haben.
Weißrussische Kinder bekommen Madeleines Spielsachen
Von
der großen internationalen Anteilnahme an dem Fall der verschwundenen
kleinen Madeleine profitieren nun Waisenkinder in Weißrussland. Rund 2.000
Spielsachen und Knuddeltiere, die als Zeichen der Hoffnung in Madeleines
englischem Heimatort Rothley niedergelegt wurden, sollten nach Weißrussland
geschifft werden, sagte eine Verwandte der McCanns am Donnerstag.
Das Spielzeug wurde zusammen mit den gelben Hoffnungsbändchen im Sommer von dem Denkmal in Rothley entfernt und jetzt von Dorfbewohnern gewaschen und verpackt. Jedes Teil ist mit einem Bild der vier Jahre alten Madeleine versehen.
Polizei geht weiter von Unglücksfall in Wohnung aus
Die
Ermittler gehen weiterhin von der Annahme aus, dass Madeleine durch einen
Unglücksfall in der Ferienwohnung der Familie McCann an der Algarve in
Südportugal zu Tode kam und dass die Eltern die Leiche versteckten. Kate und
Gerry McCann sind Verdächtige in dem Fall. Carlos Anjos, Präsident der
portugiesischen Polizeigewerkschaft, sagte der spanischen Zeitung "El
Pais": "Die McCanns kreieren jeden Tag neue Geschichten in den
Medien. Das sind Ablenkungsmanöver."
Suche noch nicht aufgegeben
Die Polizei wies nach Angaben der
Lissaboner Zeitung "Diario de Noticias" Spekulationen zurück, die
Suche nach der Leiche des Mädchens aufgegeben zu haben. Neue Grabungen oder
Suchaktionen werde es aber erst geben, wenn konkrete Hinweise vorlägen. "Wir
werden nicht bloß auf Verdacht den Strand von Praia da Luz von einem Ende
zum anderen aufbuddeln", sagte ein Ermittler der Zeitung.