Der mutmaßliche Schütze ist entgegen ersten Meldungen noch am Leben.
Ein Blutbad auf ihrem größten Militärstützpunkt hat die USA erschüttert: Ein Amokläufer erschoss am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) im texanischen Fort Hood dreizehn Menschen und verletzte 30 weitere, bevor er gestoppt werden konnte. Zunächst hatte es offiziell geheißen, der mutmaßliche Täter sei getötet worden. Der Kommandant des in Fort Hood stationierten III. Korps, Generalleutnant Bob Cone, teilte aber später mit, der Verdächtige sei mehrmals angeschossen worden und werde im Krankenhaus des Stützpunktes behandelt. Sein Zustand sei stabil.
Hier klicken: Vor dem Blutrausch shoppte Hasan
Verwirrung im Krankenhaus
Cone äußerte sich nur in einem Satz
dazu, wie es zu der falschen Angabe über den Tod des Angreifers habe kommen
können: Im Krankenhaus habe Verwirrung geherrscht. Bei dem mutmaßlichen
Täter handelt es sich um einen 39 Jahre alten Major jordanischer Abstammung,
der als Psychologe bei der medizinischen Betreuung heimkehrender oder vor
einem Einsatz stehender Soldaten gearbeitet hatte. Seinen Amoklauf
unterbrochen hatte eine weibliche Sicherheitskraft, die selbst bei der
Schießerei verletzt wurde, wie Cone schilderte.
US-Präsident Barack Obama sprach von einem "furchtbaren Ausbruch der Gewalt", dessen Hintergründe rückhaltlos aufgeklärt würden. "Wir werden sicherstellen, dass jede einzelne Frage zu diesem schrecklichen Zwischenfall beantwortet wird", sagte Obama. Das Repräsentantenhaus hielt eine Schweigeminute ab.
Tat geplant
Der mutmaßliche Amokschütze scheint die Tat geplant
zu haben. Nach Aussage seiner Nachbarin hatte er in den Tagen vor der Tat
seine Wohnung leergeräumt. Er sei am Mittwoch zu ihr gekommen und habe ihr
gesagt, dass er am Freitag nach Übersee geschickt werde, sagte die
Nachbarin, Patricia Villa. Er habe ihr Tiefkühlbrokkoli, Spinat, T-Shirts,
Regale und einen neuen Koran gegeben.
Am Donnerstag habe er dann noch seine Luftmatratze, mehrere Mappen und eine Lampe vorbeigebracht. Dann habe der Major ihr 60 Dollar (40 Euro) geboten, wenn sie seine Wohnung nach seiner Abreise am Freitag putzen würde, sagte Villa.
Einzeltäter
Wenige Stunden nach dem Amoklauf verdichteten
sich die Hinweise, dass es sich um die Tat eines Einzelnen gehandelt hat:
Zwei nach der Tat festgenommene Soldaten wurden wieder freigelassen. Die
Armee teilte mir, die Beweislage weise derzeit auf einen Einzeltäter hin.
Die hohe Opferzahl sei durch die halbautomatische Waffe des Täters zu
erklären, der zudem eine weitere Handfeuerwaffe bei sich hatte, so Cone.
Augenzeugen berichteten laut CNN auch von unterschiedlichen
Schuss-Geräuschen, weshalb von mindestens einem Komplizen ausgegangen worden
sei.
Major Nidal Malik Hasan/ (c) Reuters
Kurz vor Irak-Einsatz
Das Motiv des mutmaßlichen Täters war
zunächst unklar: Mehreren Quellen zufolge stand er kurz vor einer Entsendung
in den Irak oder nach Afghanistan. Zudem war Major Nidal Malik Hasan, der
als Sohn einer palästinensischen Familie in Virginia geboren wurde, offenbar
schon vor sechs Monaten durch Postings im Internet zum Thema
Selbstmordattentäter aufgefallen. Dort werden Soldaten, die ihr Leben für
die Kameraden lassen, mit Suizidbombern verglichen. Die Einträge müssten
Hasan aber erst eindeutig zugeordnet werden, wie es hieß. Eine offizielle
Ermittlung gab es nicht.
Ein Kollege des mutmaßlichen Täters, der pensionierte Oberstleutnant Terry Lee, sagte im Fernsehsender Fox, Hasan habe gehofft, dass Obama die Truppen aus Afghanistan und dem Irak zurückholt. Er habe sich oft mit Kameraden gestritten, die für die Einsätze gewesen seien. Gegen eine Versetzung nach dort habe er gekämpft.
Islam-Frage
Die Ermittler interessierte zunächst die Frage, ob
Hasan zum Islam konvertiert sei. Dessen Cousin berichtete im Fernsehen, dass
der Psychiater sich von seinen Armeekollegen wegen seinen nahöstlichen
Aussehens gemobbt fühlte. Sein Verwandter sei aber immer Muslim gewesen und
kein Konvertit. Für seine sechs Jahre Dienst im Militärkrankenhaus Walter
Reed soll der Mediziner zudem schlechte Bewertungen erhalten haben; im Juli
wurde er nach Fort Hood versetzt, wie aus Militärkreisen verlautete.
Zum Zeitpunkt des Massakers habe eine Zeremonie für Absolventen einer Ausbildung im Bereitschaftszentrum (Readiness Center) stattgefunden, sagte Heeressprecherin Rebekah Lampman. Mit eine Fläche von 880 Quadratkilometern ist Fort Hood in Texas der größte Stützpunkt der US-Streitkräfte in den USA. In der Garnison zwischen Austin und Waco sind 52.000 Soldaten stationiert.