Russisches Amazon

Blutiger Machtkampf um Online-Giganten: Streit in Russland eskaliert tödlich

24.09.2024

Am vergangenen Mittwoch kam es vor dem Hauptsitz des Onlinehändlers Wildberries in Moskau, das russische Pendant zu Amazon, zu einem dramatischen Vorfall, der an einen Mafiafilm erinnert.

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© apa
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Wladislaw Bakaltschuk, Teil des Besitzer-Ehepaares, versuchte mit Hilfe einer Gruppe tschetschenischer Männer gewaltsam Zugang zum Büro seiner Noch-Ehefrau Tatjana Bakaltschuk, der anderen Hälfte des Paars, zu erzwingen. Dabei kam es zu einer Auseinandersetzung mit Sicherheitskräften, bei der Schüsse fielen.

Zwei Wachleute wurden getötet, mehrere Personen verletzt und über dreißig Beteiligte verhaftet, wie die russischsprachige Zeitung "Kavkaz.Realii" berichtet. Ursache des Konflikts war nicht nur die zerrüttete Ehe, sondern auch eine geplante Fusion zwischen Wildberries und der Werbeagentur Russ Outdoor, deren Umsatz im Vergleich zu dem des Onlinehändlers jedoch deutlich geringer ausfällt.

Scheidung des Ehepaars im Hintergrund

Im Hintergrund des Dramas stand die Scheidung des Ehepaares Bakaltschuk, das gemeinsam Wildberries gegründet hatte. Tatjana, der 99 Prozent der Unternehmensanteile gehören, plante, gemeinsam mit den Besitzern von Russ Outdoor das fusionierte Unternehmen zu leiten. Wladislaw, dem nur ein Prozent der Anteile zusteht, versuchte, dies zu verhindern.

 

In den Machtkampf mischten sich jedoch auch zwei russische Republiken ein: Tatjana wurde von dem kremlnahen Dagestaner Milliardär und Senator Suleiman Kerimow unterstützt, der die Fusionierung auf höchster Ebene vorangetrieben und sogar Präsident Putin involviert hatte. Wladislaw hingegen erhielt Unterstützung aus Tschetschenien, wo das Oberhaupt der Republik, Ramsan Kadyrow, öffentlich seine Unterstützung für ihn ausdrückte.

Konflikt eskalierte

Der Konflikt eskalierte, als Kadyrows Männer, darunter auch MMA-Kämpfer, am Wildberries-Hauptsitz auftauchten. Beobachter sehen in diesem Vorfall die Auswirkungen von Korruption und den Einfluss krimineller Netzwerke, die die Kontrolle des russischen Staates zunehmend untergraben.

Ein Ökonom der "Liberal Mission"-Stiftung äußerte, dass Präsident Putin offenbar die Kontrolle über seine eigenen Leute verliere, da Kadyrow sich eigentlich nicht in wirtschaftliche Angelegenheiten einmischen solle. Seine eigentliche Aufgabe sei es, sich um Tschetschenien und die Bereitstellung von Kämpfern für den Ukraine-Krieg zu kümmern. 

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