In der Badewanne
Blutspuren im "Horrorheim" auf Jersey gefunden
08.03.2008
In der steinernen Badewanne in einem Kellerraum machten die Ermittler einen grauslichen Fund: Blutspuren von Missbrauchsopfern.
Auf der Suche nach Kinderleichen in einem Heim auf der britischen Kanalinsel Jersey hat die Polizei Blutspuren entdeckt. In einem der Kellerräume, die nach Zeugenaussagen als Strafkammern benutzt wurden, habe ein Spürhund an zwei Stellen angeschlagen, sagte eine Polizeisprecherin am Samstag. Die Spuren an einem Wasserbecken würden nun weiter untersucht. In dem Becken sollen Kinder unter anderem in kaltes Wasser getaucht worden sein, berichteten Medien.
"Mauer des Schweigens"
Am Samstag versammelten sich
derweil mehrere hundert Menschen in der Inselhauptstadt St. Helier, um gegen
den Missbrauch und den Umgang der Behörden in dem Fall zu demonstrieren. Der
Veranstalter Nick le Cornu sagte, die Demonstration solle die "Mauer
des Schweigens" auf der Insel brechen. Er forderte zudem eine
unabhängige Untersuchung der Behörden vom Festland. "Diese Krise klagt die
gesamte politische Klasse auf dieser Insel an", sagte er der BBC. Eine
weitere Sprecherin sagte, "es gibt hochrangige Politiker auf dieser Insel,
die die Ereignisse vertuschen und ein positives Image der Insel erhalten
wollen." Die Menschen hielten zudem in Gedenken an die Opfer eine
Schweigeminute.
Die Polizei konkretisierte indes ihre Angaben: 100 Menschen seien Opfer von Missbrauch geworden. 25 Verdächtigen würden sexuelle und körperliche Übergriffe vorgeworfen, darunter ehemalige Politiker und führende Mitarbeiter des Heims. Insgesamt gebe es mehr als 40 Verdächtige in dem Fall. Rund 260 Zeugenaussagen wurden bereits ausgewertet.
Seit 50er-Jahren
Die Taten in dem Heim "Haut de la Garenne"
reichen bis zu 40 Jahre zurück. Der Fall war ans Licht gekommen, nachdem
Ermittler vor zwei Wochen einen Kinderschädel in dem Gebäude gefunden
hatten, das zuletzt als Jugendherberge benutzt wurde. Am Wochenende wollten
die Beamten in einen zweiten Kellerraum vordringen.