Keine Frauen erlaubt
Geheimdienst-Chef tritt aus exklusivem Männerclub aus
20.03.2024Mitgliedschaft im Garrick Club beschädige den Ruf des Geheimdienstes, da Frauen die Mitgliedschaft verwehrt wird
Der Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 ist nach Beratungen mit Kolleginnen aus einem exklusiven Londoner Club ausgetreten, der nur Männer als Mitglieder zulässt. Richard Moore informierte die Belegschaft am Mittwoch über seine Entscheidung. Nach einem Bericht der Zeitung "The Guardian" hatte Moore in einem ersten Rundschreiben am Dienstag eingeräumt, seine Mitgliedschaft im Garrick Club beschädige den Ruf des Geheimdienstes.
Sie untergrabe auch die Bemühungen, mehr Frauen für den MI6 anzuwerben. Der "Guardian" hatte am Montag zum ersten Mal eine Liste der ausschließlich männlichen Mitglieder des Garrick Clubs veröffentlicht. Der Club, der 1831 als Treffpunkt für Männer gegründet und nach dem Schauspieler David Garrick aus dem 18. Jahrhundert benannt wurde, hat demnach etwa 1500 überwiegend weiße und ältere Mitglieder.
Neben König Charles III. und dem ehemaligen britischen Premierminister Boris Johnson gehören dem Garrick Club demnach auch bekannte Schauspieler wie Benedict Cumberbatch, Hugh Laurie, Brian Cox und Matthew Macfadyen an. Viele Mitglieder sind sehr einflussreich, der "Guardian" listete neben Spitzenpolitikern und Parlamentariern auch Richter sowie Rechtsanwälte angesehener Kanzleien und Unternehmenschefs auf.
Neben MI6-Chef Moore trat am Mittwoch auch der ranghöchste politische Berater von Premierminister Rishi Sunak, Kabinettssekretär Simon Case, aus dem Club aus. Case hatte seine Mitgliedschaft zuvor noch verteidigt und im Parlament gesagt, es sei "einfacher", den Männer-Club "von innen heraus" zu reformieren als von außen Steine zu werfen.
Kritikerinnen wie die Labour-Politikerin Harriet Harman, die das 2010 in Kraft getretene britische Gleichstellungsgesetz initiiert hatte, kritisieren reine Männer-Clubs wie den Garrick Club als Karrierehindernis für Frauen.
2015 hatte der Garrick Club zuletzt über die Aufnahme weiblicher Mitglieder abgestimmt. Zwar war eine knappe Mehrheit der Mitglieder dafür, die erforderliche Zweidrittelmehrheit wurde aber verfehlt. Die nächste Abstimmung wird im Juni erwartet.