Stellungnahme im Parlament

Cameron gesteht Fehler im Abhörskandal

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Der britische Premierminister will nun das "Schlamassel aufräumen".

David Cameron hat Fehler im Abhörskandal rund um das Murdoch-Medienimperium eingeräumt. Er bereue, dass er den früheren "News of the World"-Chefredakteur Andy Coulson zu seinem Pressechef gemacht habe, sagte Cameron am Mittwoch im Londoner Unterhaus. "Rückblickend betrachtet hätte ich ihm diesen Job nicht angeboten." Zugleich gestand der konservative Politiker ein, dass auch seine Partei "mehrere Warnungen" über die Macht der Medien ignoriert habe. Nun woll er aber "diesen Schlamassel aufräumen".

Regierungssprecher Coulson 
Coulson gilt als einer der Hauptverantwortlichen im Skandal um illegale Abhöraktionen an tausenden Menschen, darunter auch Opfer von Gewaltverbrechen. Er war im Jahr 2007 als Chefredakteur der Murdoch-Boulevardzeitung zurückgetreten, hatte damals aber jede Beteiligung an den Abhöraktionen bestritten. Der damalige Oppositionsführer Cameron machte ihn zu seinem Sprecher und nach dem Machtwechsel im Mai 2010 zum Kommunikationschef der Regierung. Anfang dieses Jahres musste Coulson zurücktreten, nachdem neue Verdachtsmomente gegen ihn aufgetreten waren. Cameron begründete das lange Festhalten an seinem Sprecher damit, dass es "keine glaubwürdigen Hinweise" für seine persönliche Verwicklung in die Affäre gegeben habe.

Cameron: Kein Naheverhältnis mit Murdoch-Imperium
Zugleich wies Cameron den Vorwurf eines Naheverhältnisses zum Medienimperium von Rupert Murdoch zurück. "Ich habe nicht an Pyjama-Partys mit Frau (Rebekah) Brooks teilgenommen", sagte er mit Blick auf die britische Statthalterin des australischen Medienmoguls. Anders als seine Labour-Vorgänger habe er Brooks auch nicht in der Downing Street empfangen. Auch habe er sich bewusst aus den Beratungen über das Übernahmeangebot des Murdoch-Konzerns für den Fernsehsender BSkyB herausgehalten, versicherte Cameron.

In den vergangenen Jahren hätten beide Großparteien Expertenwarnungen bezüglich der Medienmacht ignoriert und Verleger wie Murdoch "hofiert", sagte Cameron. Daher sei es nun erforderlich, die Dinge "ein für alle Mal" zu regeln statt "politisches Kleingeld zu wechseln", appellierte er an die Opposition. "Meine Verantwortung ist es, diesen Schlamassel aufzuräumen", kündigte Cameron "rasches und entschlossenes Handeln" an.

So soll die Untersuchungskommission unter Führung von Lordrichter Leveson umfassende Vollmachten bekommen und "alle Zeugen einberufen können, die sie wünscht", sagte Cameron. Auf den Prüfstand sollen auch elektronische Medien einschließlich der öffentlich-rechtlichen BBC. In Großbritannien dürfe es nämlich kein Medium geben, "das zu mächtig ist". Allerdings müsse aufgepasst werden, "dass das Pendel nicht ins andere Extrem ausschlägt" und Enthüllungsjournalismus behindert werde.

Cameron kündigte auch Maßnahmen gegen die Korruption bei der Polizei an, darunter die Einführung gewählter Spitzenbeamter. Zuvor hatte ein Untersuchungsausschuss des Unterhauses in einem Zwischenbericht schwere Vorwürfe gegen die Londoner Polizei erhoben. Diese habe keinen "wirklichen Willen" gezeigt, etwas gegen die mangelnde Kooperation des Murdoch-Verlages News International im Abhörskandal zu tun. Zwei Spitzenbeamte der Londoner Polizei, darunter Polizeipräsident Paul Stephenson, mussten wegen der nachlässigen Ermittlungen ihren Hut nehmen.

Premier im Tief

Der Skandal hat Cameron in ein Popularitätstief stürzen lassen. 53 Prozent der Briten sind einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage zufolge mit der Amtsführung des konservativen Politikers unzufrieden, so viel wie noch nie seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr. 52 Prozent meinen, dass er in der Abhöraffäre eine schlechte Figur macht, seine Konservativen stürzten im Vergleich zum Juni um fünf Punkte auf 32 Prozent ab. Die oppositionelle Labour Party kann demnach mit 39 Prozent der Stimmen rechnen.

Medientycoon Murdoch kündigte in einem E-Mail an seine Mitarbeiter eine kompromisslose Aufklärung der Vorwürfe an. "Wer unser Vertrauen missbraucht hat, wird dafür juristisch zur Verantwortung gezogen", sagte er. Der 80-Jährige war am gestrigen Dienstag vor dem Untersuchungsausschuss erschienen und hatte von einem "Fiasko" gesprochen. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass sein Unternehmen gestärkt aus der Angelegenheit hervorgehen werde.

Murdoch droht auch in Australien Ungemach. Die australische Regierung habe wegen des Skandals in Großbritannien "ernste Fragen" zu den Geschäften des Medienimperiums in dessen Heimatland, sagte Premierministerin Julia Gillard am Mittwoch. Die Murdoch gehörende Holding News Limited kontrolliert 70 Prozent des australischen Zeitungsmarktes.

Unterdessen wurde gegen einen 26 Jahre alten Mann, der am Dienstag während des Ausschusses einen Papierteller mit Rasierschaum auf Rupert Murdoch geworfen hatte, Anklage erhoben. Er muss sich am kommenden Freitag wegen Störung der öffentlichen Ordnung vor Gericht verantworten. Murdoch war bei der Attacke nicht verletzt worden.
 

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Murdoch: Milliardär, Mogul, Machtmensch

Murdoch ist Sohn eines angesehenen australischen Journalisten und arbeitete auch selbst als Journalist.

Mit dem Tod seines Vaters erbte der gebürtige Melbourner 1952 mit Anfang 20 zwei Zeitungen. „The Aidelaide News“ und die „Sunday Mail“.

Sein News-Corb-Konzern ist heute in Australien, Europa, Asien, Lateinamerika und den USA vertreten. Neben Zeitungen, Magazinen und Buchverlagen gehören auch zahlreiche Kabel-und Satellitensender zum Konzern.

Umsatz der News Corp. im Jahr 2010: 33 Milliarden US-Dollar (23 Milliarden Euro).

Nach der Eroberung des australischen Zeitungsmarktes begab sich Murdoch 1969 auf Einkaufstour nach Großbritannien. Jahre nach seinem Studium der Volkswirtschaft in Oxford kaufte er dort die „News of the World“ und „The Sun“.

Um auch auf dem Medienmarkt in den USA Fuß fassen zu können, erwarb Murdoch 1985 die US-Staatsbürgerschaft. Dort verleibte er seinem Konzern den Fernsehsender Fox News und die angesehenen Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“ ein.

Darüber hinaus gehört ihm fast die Hälfte der Anteile am Bezahlsender Sky Deutschland, der früheren Premiere AG.

Eines Tages will Rupert Murdoch sein Imperium an seinen jüngsten Sohn James übergeben, der seit März stellvertretender Geschäftsführer der News Corp ist.

Rupert Murdoch mit seiner Ziehtochter Rebekah Brooks, der mittlerweile gefeuerten Chefredakteurin.

Rupert Murdoch mit seiner 14-Monat alten Tochter Elisabeth und seiner zweiten Frau Anna Torv am 4 Oktober 1969 in London.

Murdoch in seinem Büro der IPC am 26 September 1969 in London.

Der Medienmogul am 2 Jänner 1969 mit seiner zweiten Frau Anna Torv.

Die Hauptfiguren im Abhörskandal

Zum Imperium des 80 Jahre alten Medienzars aus Australien gehören in Großbritannien neben dem inzwischen eingestellten Blatt "News of the World" auch die Boulevardzeitung "The Sun" sowie die Qualitätsblätter "The Times" und "Sunday Times". Murdoch kontrolliert 37 Prozent des britischen Zeitungsmarktes. Er wollte seine Medienmacht mit einem milliardenschweren Anteils-Zukauf beim Sender BSkyB weiter ausbauen, musste dies aber zunächst aufgeben. Murdoch pflegt engste Kontakte zu Spitzenpolitikern. Schon lange galt in Großbritannien als offenes Geheimnis: "Murdoch gewinnt Wahlen."

Er gilt als Kronprinz im Medienimperium seines Vaters. Bei der britischen Senderkette BSkyB, an der Murdoch 39 Prozent hält, war der 38-Jährige zunächst Vorstandschef, zuletzt Aufsichtsratsvorsitzender. Der in London geborene James leitet die Europa-Aktivitäten für Murdochs Medienkonzern News Corp. Sein Stern könnte mit der Abhöraffäre sinken. BSkyB-Aktionäre diskutieren offen seine Ablösung.

Die "Power-Frau" in der Macho-Welt des britischen Boulevardjournalismus war bis 2003 noch unter ihrem Mädchennamen Rebekah Wade Chefredakteurin von "News of the World" - just in der Zeit, in der das illegale Abhören bei der Zeitung zum System zu gehören schien. Die 43-Jährige mit der roten Lockenmähne wechselte dann zur "Sun" und leitete bis zu ihrem Rücktritt am vergangenen Freitag als Verlagsmanagerin die Medienholding News International, zu der alle britischen Murdoch-Zeitungen gehören. Mit ihren engen Kontakten in die Downing Street könnte sie für Regierungschef David Cameron zur Belastung werden.

Auch der Nachfolger von Brooks als Chefredakteur von "News of the World" könnte für Premierminister David Cameron zur Zeitbombe werden. Obwohl Coulson schon 2007 wegen des Skandals als Chefredakteur abtrat, gab Cameron ihm eine "zweite Chance" und machte ihn schließlich zum Kommunikationschef. Zum wohl einflussreichsten Fädenzieher der Downing Street aufgestiegen, musste Coulson im Jänner dieses Jahres auch dort gehen. Der 43-Jährige wird nicht nur beschuldigt, er habe von den Praktiken seiner Reporter gewusst - ihm wird sogar vorgeworfen, Schmiergeldzahlungen an Polizisten abgesegnet zu haben. Am 8. Juli wurde er vorübergehend von der Polizei festgenommen.

Der am Montag im Alter von 47 Jahren gestorbene Ex-Journalist hat Coulson als erster schwer belastet. Der "New York Times" hatte der ehemalige Showbusiness-Reporter von "News ot the World" erzählt, wie sein früherer Freund Coulson ihn persönlich animierte, "schwarze Künste" anzuwenden. Hoare galt als alkohol- und drogenabhängig und wurde aus diesem Grund schon 2005 von Coulson gefeuert. Dem "Guardian" hatte er vor seinem Tod erzählt, wie er täglich drei Gramm Kokain und Unmengen Alkohol konsumierte, um im Leben von Rockstars mitzuhalten. Sein Arzt habe sich schon vor Wochen gewundert, dass er überhaupt noch am Leben sei, sagte er der Zeitung.

Der 57-Jährige stand nur zweieinhalb Jahre an der Spitze der renommierten Polizeibehörde des Großraums London (Metropolitan Police Service), die landläufig Scotland Yard genannt wird. Er musste zurücktreten wegen seiner Nähe zu dem früheren "News-of-the-World"-Reporter Neil Wallis, den er als PR-Strategen anheuerte. Zusammen mit seiner Frau hatte Stephenson sich einen Kuraufenthalt teilweise bezahlen lassen. Auch für die Kureinrichtung machte Wallis die Werbung. Beamte von Scotland Yard sollen ferner Geld von Journalisten angenommen haben, um Informationen herauszugeben. Reporter sollen sogar Zugang zu spezieller Polizeitechnik bei der Ortung von Zielpersonen erhalten haben.

Der hohe Offizier bei Scotland Yard, der zuletzt als Chef der Antiterror- und Personenschutz-Einsätze tätig gewesen war, war im Jahr 2009 dafür verantwortlich, dass eine erneute Untersuchung des wieder aufgeflammten Abhörskandals unterblieb. Lediglich acht Stunden soll er das umfangreiche Material geprüft haben, ehe er die Akten vorschnell schloss. Yates sprach damals von "acht bis zwölf" Betroffenen der Abhöraffäre - in Wirklichkeit waren es 4.000. Yates wird ebenfalls eine ungesunde Nähe zu Neil Wallis nachgesagt. Auch dessen Tochter soll er einen Job bei Scotland Yard verschafft haben. Er selbst hat nach eigener Aussage ein "reines Gewissen" und fühlt sich als Opfer falscher Anschuldigungen.

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