Chinesischer Künstler schlägt im Netz regierungskritische Töne an.
Nachdem Ai Weiwei am Wochenende nur über sein Gewicht getwittert hat, hat der regierungskritische chinesische Künstler am Dienstag erstmals wieder regierungskritische Töne in dem Netzwerk angeschlagen. Einige seiner engsten Künstlerkollegen, die wie er "illegal inhaftiert" worden seien, hätten im Gefängnis "seelische und physische Folter" erlitten, schrieb Ai in einer der Botschaften.
Er habe am Montag seinen Mitarbeiter Liu Zhenggang getroffen, der zur selben Zeit im Gefängnis saß. "Dieser massive Kerl ist in Tränen ausgebrochen. Er hat einen Herzinfarkt im Gefängnis erlitten und wäre fast gestorben."
In einer weiteren Botschaft in dem Internet-Kurznachrichtendienst ergriff Ai im Namen von "Gleichheit und Gerechtigkeit" das Wort für zwei weitere Dissidenten, Wang Lihong und Ran Yunfei, und forderte seine Anhänger zur Unterstützung der beiden auf. Der international anerkannte Künstler hatte am Wochenende erstmals seit seiner Festnahme im April wieder eigene Botschaften über Twitter abgesetzt, dabei hatte der 54-Jährige aber zunächst nur über seine Essgewohnheiten und sein Gewicht geplaudert.
Ai war Anfang April wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen festgenommen worden, seine Anhänger sahen darin aber lediglich die Unterdrückung regierungskritischer Ansichten. Wegen seines "guten Verhaltens" und aus gesundheitlichen Gründen wurde Ai am 22. Juni unter Auflagen freigelassen. Er soll die Vorwürfe der Steuerhinterziehung eingeräumt und sich zur Rückzahlung der Gelder bereit erklärt haben. Er darf ohne offizielle Genehmigung Peking aber nicht verlassen und Medien keine Interviews geben.