Pandemie
China streicht Mexiko-Flüge
01.05.2009
Die Schweinegrippe breitet sich immer mehr aus: Hongkong, Dänemark und Frankreich haben Fälle von Schweinegrippe gemeldet. Der Erreger wurde damit erstmals auch in Asien nachgewiesen. China hat alle Mexiko-Flüge gestrichen.
Die Schweinegrippe hat Asien erreicht: Am Freitag ist ein erster Fall in Hongkong gemeldet worden. In Deutschland hat erstmals ein Mensch einen anderen mit dem Virus angesteckt. Und aus Österreich wurden zwei neue Verdachtsfälle gemeldet. Weltweit gab es aber erste Hoffnungsschimmer. In Mexiko, dem Ursprungsland der neuen Grippe, sank die Zahl der Neuinfektionen, auch wenn der Gesundheitsminister des Landes eine neue Zwischenbilanz von 15 Todesfällen bekanntgab.
China streicht Mexiko-Flüge
China hat als Reaktion direkte
Flüge aus Mexiko gestrichen, um die Möglichkeiten von Infektionen mit der
Schweinegrippe einzudämmen. Außerdem versuchten die Behörden, weitere
Menschen ausfindig zu machen, die mit einem Mexikaner in der selben Maschine
gesessen hatten, bei dem der Virustyp A/H1N1 festgestellt wurde. Der
25-Jährige, der mit einem Inlandsflug von Shanghai nach Hongkong
weitergeflogen war, war der erste Mensch, der in Asien an der Schweinegrippe
erkrankte.
Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag mitteilte, wurden 30 der insgesamt 41 Menschen, die im selben Flugzeug wie der Mexikaner gesessen hatten, inzwischen ausfindig gemacht. Sie seien für sechs Tage in Quarantäne gekommen
Frankreich bestätigt zwei Fälle
In Frankreich ist bei
zwei Patienten offiziell die Schweinegrippe diagnostiziert worden. Ein 49
Jahre alter Mann und eine 24-jährige Frau würden in Pariser Krankenhäusern
mit Medikamenten behandelt, sagte Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot am
Freitagabend im Fernsehsender TF1. Vermutlich werde sich auch ein dritter
Verdachtsfall bestätigen. Den Patienten gehe es gut. Sie seien alle aus
Mexiko gekommen und hätten sich somit nicht in Frankreich angesteckt.
Es handelt sich um die ersten offiziell bestätigen Fälle von Schweinegrippe in Frankreich.
Linienflug umgeleitet
Ein Linienflugzeug von United Airlines
aus München kommend wurde am Freitag wegen des Verdachts auf Schweinegrippe
bei einem Passagier nach Boston umgeleitet. Beamte der Gesundheitsbehörde
kümmerten sich um die 53 Jahre alte Frau mit den Krankheitssymptomen,
meldete der Nachrichtensender CNN. Die Maschine der amerikanischen
Fluggesellschaft hatte das Flugziel Washington.
Asien erreicht
Bei dem Patienten in Hongkong handle es sich um
einen Mexikaner, der am Donnerstag über Schanghai nach Hongkong gereist sei,
sagte der Verwaltungschef der chinesischen Sonderzone, Donald Tsang. Tests
der Hongkonger Gesundheitsbehörden und der Universität hätten bestätigt,
dass es sich um das Virus handle. Der Erkrankte sei in einem stabilen
Zustand.
Fünf Fälle in Deutschland
In Deutschland hat ein
Patient eine Krankenschwester in Bayern infiziert. Die Frau ist inzwischen
wieder gesund. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums stieg die Zahl der
in Deutschland mit dem Virus A (H1N1) Infizierten auf fünf, davon vier in
Bayern. Bei allen Angesteckten sei der Krankheitsverlauf milde, sagte
Hacker. Inzwischen ist in Köln ein weiterer Verdachtsfall bekannt geworden.
Fall in Dänemark
In Dänemark hatte es bisher zwölf
Verdachtsfälle auf Infektionen mit dem A/H1N1-Virus gegeben. Dabei handelte
es sich um USA- und Mexiko-Reisende, die nach ihrer Rückkehr nach Dänemark
zur Beobachtung in Krankenhäuser eingeliefert wurden.
In 13 Ländern
Mit dem Fall in Dänemark hat die
Schweinegrippe nun 13 Länder erreicht, davon sieben in Europa. Neben
Dänemark sind in Europa Deutschland, Österreich, Großbritannien, Spanien,
die Schweiz und die Niederlande betroffen.
Mehr Tote in Mexiko
Die Zahl der Todesfälle in Folge der
Schweinegrippe in Mexiko ist erneut gestiegen. Wie Gesundheitsminister Jose
Angel Cordova am Freitag mitteilte, ist das neue Virus A (H1N1) bisher für
15 Todesfälle verantwortlich. Auch die Zahl der Infizierten ist nach Angaben
des Ministers auf 358 gestiegen.
Weniger Patienten
In Mexiko schlossen am Freitag für fünf Tage
die meisten Behörden und Unternehmen, um die Ausbreitung der Seuche
einzubremsen. Gesundheitsminister Jose Angel Cordova sagte, in den
Krankenhäusern seien am Donnerstag nur 46 Patienten mit Grippesymptomen
registriert worden. Vor rund zwei Wochen seien es mehr als 200 an einem Tag
gewesen. Dies sei ein ermutigendes Zeichen.
WHO zu spät reagiert
Mexiko hat der WHO eine verzögerte
Reaktion auf die Schweinegrippe vorgeworfen. Er habe das amerikanische
Regionalbüro der WHO bereits am 16. April über alarmierende Grippefälle und
atypische Lungenentzündungen in Mexiko informiert, sagte der Direktor des
Nationalen Epidemiologischen Zentrums, Miguel Angel Lezana. Erst acht Tage
später habe die WHO ihrer Besorgnis Ausdruck verliehen und vor einer
möglichen Pandemie gewarnt.
Weltweit 330 Infektionen
Weltweit sind nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation WHO mehr als 330 Infektionen mit dem neuen
Grippevirus bestätigt. Nach Einschätzung der Behörde steht die Welt zwar am
Rande einer Pandemie. Gleichwohl sieht sie keinen Grund zur Ausrufung der
sechsten und letzten Warnstufe.
Keine Reiseverbote in EU
Die EU-Länder verzichteten auf
drastische Maßnahmen wie Reiseverbote. Einen solchen Schritt habe kein Land
in Betracht gezogen, erklärte die tschechische Gesundheitsministerin und
EU-Ratsvorsitzende, Daniela Filipiova, nach einem Krisentreffen der
EU-Minister in Luxemburg. Alle EU-Länder rieten aber von Reisen in die
mittelamerikanische Region ab.
Langsamere Verbreitung
Die Krankheit verbreitet sich in Mittel-
und Nordamerika langsamer als befürchtet. Patienten sind bisher sehr gut mit
antiviralen Medikamenten behandelbar. Das sagte der Generaldirektor für
Öffentliche Gesundheit im österreichischen Gesundheitsministerium, Hubert
Hrabcik.
Internationales Programm
Die WHO hat ein Programm mit
Expertenteams gestartet, um in Mexiko das wahre Ausmaß der Erkrankungswelle
zu bestimmen, damit man die Dimension besser einschätzen kann. Darüber
hinaus gibt es bereits ein internationales Programm zur Überwachung der
aufgetretenen Fälle. Hrabcik: "Das soll uns wichtige Informationen
über den Verlauf der Erkrankung liefern. Bisher hat die Therapie (mit "Tamiflu"
etc., Anm.) sehr gut gegriffen." Zu Beginn dürfte die Mexiko-Grippe
offenbar deutliche Symptome auslösen, dann aber nicht besonders schlimm
verlaufen.
Influenza A (H1N1)
Die Bezeichnung der Seuche als Schweinegrippe
sorgte weiter für Unmut. Die WHO beschloss deshalb, die Krankheit nach dem
Erreger künftig "Influenza A (H1N1)" zu nennen. Die WHO gab
damit dem Druck der fleischverarbeitenden Industrie nach. Denn an dem
H1N1-Virus, das Elemente von Erregern enthält, die bei Schweinen, Vögeln und
Menschen auftreten, ist bisher noch kein Borstenvieh erkrankt.