Demonstrationen sind am Sonntag in allen Großstädten geplant.
Die italienischen Frauen gehen am Sonntag auf die Straße, um gegen das von der Politik und den Medien vermittelte Bild der Frauen in ihrem Land demonstrieren. Sie wollen somit auf die Affären von Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi reagieren, gegen den wegen Sex mit einer minderjährigen marokkanische Prostituierten ermittelt wird. Demonstrationen sind am Sonntag in allen Großstädten geplant, in London, New York und Tokio wird es zu Sit-Ins kommen. Die größten Veranstaltungen sind in Rom und in Mailand vorgesehen. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", lautet der Slogan der Demonstrantinnen.
"Italien ist kein Bordell"
"Italien will seine Würde zurückhaben" und "Italien ist kein Bordell", wird auf den Transparenten der Demonstrantinnen zu lesen sein. "Wir protestieren gegen eine Führungselite, die alle Regeln missachtet. Die italienischen Frauen fühlen sich von diesem Premierminister beleidigt", betonten die Initiatorinnen der Protestkundgebungen. Sie riefen auch Männer auf, sich massiv an der Demonstration zu beteiligen. Der Demonstration in Rom schließt sich auch die Chefin des bedeutendsten italienischen Gewerkschaftsverbands CGIL, Susanna Camusso an. "Das Verhalten des Ministerpräsidenten verletzt die Würde der Frauen", kommentierte Camusso.
Die Organisatorinnen des Protests richten sich gegen die "wiederholte unanständige Darstellung der Frauen in Zeitungen, im Fernsehen und in der Öffentlichkeit als nacktes Objekt des Sexgeschäfts". Sie erklärten, dass der Protest parteiunabhängig sei. Sie stellen auch politische Forderungen: Sie klagen über Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt und ein Mangel an Kinderbetreuung, fordern mehr Halbtagsjobs und Unterstützung für Familien. Von den Protesten erhoffen sie sich auch, dass sich die zersplitterten Frauenorganisationen in Zukunft besser vernetzen können.
Jede Zweite hat keinen Arbeitsplatz
Italien zählt europaweit zu den Ländern mit der niedrigsten Zahl an Frauen in der Politik. Mit 9,2 Prozent Frauen im Parlament ist Italien europaweit das Schlusslicht. Jede zweite Frau hat keinen Arbeitsplatz und hat auch die Suche danach aufgegeben. Italien ist mit Malta Europas schwarzes Schaf, was Frauenbeschäftigung betrifft. 48,9 Prozent aller Frauen haben in Italien keinen Job, geht aus dem neu veröffentlichten Dossier des nationalen Statistikamts Istat hervor.
Ministerpräsident Berlusconi ist seit fast zwei Jahren wegen verschiedener Affären um junge Frauen und Callgirls in der Kritik. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat zuletzt wegen Prostitutionsvorwürfen ein Schnellverfahren gegen Berlusconi beantragt. Laut den Vorwürfen soll der Ministerpräsident eine damals 17-Jährige für Sex bezahlt und später sein Amt missbraucht haben, um die Beziehung zu verschleiern. Berlusconi wies die Vorwürfe zurück und warf den Staatsanwälten politische Motive für die Ermittlung vor.