1.024 Verletzte

274 Tote bei Angriffen Israels auf den Libanon

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Bei den israelischen Luftangriffen im Libanon sind nach jüngsten Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mindestens 274 Menschen getötet und 1.024 verletzt worden.

Unter den Toten und Verletzten seien auch zahlreiche Kinder. Als Reaktion feuerte die Hisbollah-Miliz erneut Dutzende Raketen auf Israel, die weiter reichten als bisher in dem Konflikt. Nach Angaben der israelischen Armee heulten unter anderem südlich der Hafenstadt Haifa die Warnsirenen.

Einige der Geschosse seien von der Raketenabwehr abgefangen worden, andere auf offenem Gebiet eingeschlagen. Es gab zunächst keine Berichte über Verletzte oder Sachschäden. Auch im besetzten Westjordanland gab es Raketenalarm.

Die Hisbollah feuerte nach eigenen Angaben Dutzende Raketen auf Stellungen im Norden Israels. Dabei zielte die Miliz nach ihrer Darstellung unter anderem nahe der Hafenstadt Haifa auf Anlagen der Rüstungsindustrie sowie auf einen Militärstützpunkt in Galiläa. Insgesamt habe die Hisbollah binnen knapp eines Jahres mehr als 8.800 Raketen und Drohnen auf israelisches Gebiet gefeuert, erklärte das israelische Militär. Vor Beginn der Hisbollah-Angriffe am 8. Oktober 2023 lagen die Schätzungen des Hisbollah-Arsenals bei 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern.

Netanyahu rief Bevölkerung zur Einigkeit auf

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu rief die Bevölkerung unterdessen zur Einigkeit auf. "Wir haben versprochen, das Sicherheitsgleichgewicht, die Machtbalance im Norden zu verändern - genau das tun wir", sagte er nach einer Lagebeurteilung im Militärhauptquartier in Tel Aviv. Israel habe "komplizierte Tage" vor sich.

Israelische Angriffe auf Libanon
© APA/AFP/Kawnat HAJU
× Israelische Angriffe auf Libanon

Der Iran warnte Israel vor "gefährlichen Konsequenzen". Außenministeriumssprecher Nasser Kanani nannte die jüngsten israelischen Angriffe "wahnsinnig" und sprach von einer "ernsthaften Bedrohung für den regionalen und internationalen Frieden". Irans Präsident Massoud Pezeshkian warf Israel vor, einen "größeren Konflikt" zu wollen.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin dringt auf eine diplomatische Lösung des Konflikts. In einem Telefonat mit seinem israelischen Amtskollegen Yoav Gallant Sonntagabend habe Austin betont, wie wichtig es sei, "einen Weg zu einer diplomatischen Lösung zu finden", die es den Vertriebenen auf beiden Seiten der Grenze ermögliche, so schnell und sicher wie möglich nach Hause zurückzukehren, teilte das Pentagon mit. Auch müsse dringend ein Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen erreicht werden.

Israels Recht auf Selbstverteidigung bekräftigt

Austin habe sich in dem Gespräch auch über den aktuellen Stand informiert und Israels Recht auf Selbstverteidigung bekräftigt - auch angesichts der Tatsache, dass die Hisbollah ihre Angriffe ins Landesinnere Israels ausweitet. Die US-Regierung hatte zuletzt deutlich gemacht, dass sie es trotz der jüngsten Angriffe für möglich halte, einen umfassenden Krieg zwischen beiden Seiten abzuwenden.

Einer der einflussreichsten Gelehrten der schiitischen Strömung des Islams kritisierte Israels Kriegsführung scharf. In einer Mitteilung rief Großayatollah Ali al-Sistani, der sich nur selten politisch äußert, zu einem Ende der kriegerischen Handlungen im Libanon auf. Er solidarisierte sich mit dem libanesischen Volk, das seinen Worten nach "zunehmend mit der brutalen israelischen Aggression konfrontiert ist". Dem israelischen Militär warf er "grausame Methoden" vor. Er rief dazu auf, "alle erdenklichen Anstrengungen zu unternehmen, um diese andauernde barbarische Aggression zu stoppen".

Al-Sistani gilt als einer der wichtigsten religiösen Gelehrten der schiitischen Strömung des Islams. Der 94-Jährige stammt ursprünglich aus dem Iran, lebt und lehrt aber bereits seit Jahrzehnten im irakischen Nadschaf, einem der wichtigsten religiösen Zentren des Schiitentums. Millionen Schiiten weltweit sehen ihn als religiöse Autorität an.

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