Thailand
Der mutmaßliche Kinderschänder muss zum Aids-Test
16.10.2007
Zudem soll er auf Geschlechteskrankheiten untersucht werden. Dem Kanadier drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Der in Thailand gefasste mutmaßliche Kinderschänder muss zum Aids-Test. Das teilte die thailändische Polizei am Montag in Bangkok mit. Es sei sinnvoll, jemanden auf Geschlechtskrankheiten zu testen, der verdächtigt wird, Sex mit einer Vielzahl von Kindern gehabt zu haben, sagte ein Mitarbeiter einer Kinderfürsorge.
Weist alle Anschuldigungen zurück
Christopher Paul N. hat
Medienberichten zufolge alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Ein Reporter
des kanadischen Fernsehsenders CTV berichtete, N. habe ihm gesagt, die
Beweise der thailändischen Behörden gegen ihn hielten vor einem kanadischen
Gericht nicht stand. Bei einem erneuten Verhör durch die thailändische
Polizei schwieg der Kanadier am Sonntag weiter zu den Vorwürfen.
Neue belastende Fotos
Interpol lieferte neue belastende Fotos
des Verdächtigen an die Behörden in Thailand. N. wird der Missbrauch
minderjähriger Buben vorgeworfen. Bei einer Verurteilung in Thailand drohen
ihm 20 Jahre Haft.
Das wieder hergestellte Foto des Kinderschänders (c) Reuters
Will nicht nach Kanada ausgeliefert werden
"Er war sehr
zurückhaltend, sprach leise und schien angespannt zu sein", sagte
der CTV-Reporter, der nach eigenen Angaben mit N. auf einer Polizeiwache in
Bangkok gesprochen hatte. N. wolle nicht nach Kanada ausgeliefert werden und
habe eine "gute Verteidigung" angekündigt. "Ich bin
nicht der Typ Mensch, der lange in einem kanadischen Gefängnis überlebt",
sagte N. dem Reporter zufolge. Die Familie des 32-Jährigen hatte hingegen um
eine Auslieferung gebeten.
Schweigt weiter
N. schwieg laut Polizei bisher beharrlich zu den
Vorwürfen. Allerdings hatten die Ermittler die Beweislage zuvor bereits als "klar
und lückenlos" bezeichnet. Ein Gericht erlaubte zudem, N.
mindestens zwölf Tage lang festzuhalten. Er wurde am Samstag in ein
Untersuchungsgefängnis in Bangkok gebracht.
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Dort gingen die Vernehmungen am Sonntag weiter. "Er beantwortete Fragen zu seiner Familien, seiner Schulzeit und anderen beiläufigen Themen. Aber sobald sich die Fragen auf die Pädophilie-Anschuldigungen richteten, hörte er auf zu lächeln und sagte nur, dass er die Fragen nicht beantworten will", sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag. Die thailändische Polizei erhalte immer mehr neue Informationen und Fotos von Interpol, darunter mehrere, die N. bei "Oralverkehr mit Buben" zeigten, sagte der Sprecher.
Mehrach identifiziert
Laut den Ermittlern hatte ein heute
13-Jähriger, der von dem Verdächtigen vor vier Jahren mehrmals sexuell
missbraucht worden sein soll, N. bereits zuvor während einer Vernehmung
mehrfach identifiziert. Zudem hatte ein 18-Jähriger ausgesagt, vor zwei
Jahren von dem Kanadier missbraucht worden zu sein.
Im Visier kanadischer Behörden
Nach Angaben der kanadischen
Behörden war der mutmaßliche Kinderschänder seit 2004 auch in seiner Heimat
im Visier der Ermittler. Ob gegen ihn weiter ermittelt werde, wollte eine
kanadische Polizeisprecherin nicht sagen. Ein Sprecher des kanadischen
Justizministeriums wollte sich zu einem möglichen Auslieferungsantrag nicht
äußern, da es noch keine Anklage gebe. Kanadas Gesetze erlauben die
Verfolgung von Landleuten, die im Ausland unter dem Verdacht des
Kindesmissbrauchs stehen. In dem nordamerikanischen Staat gibt es seit
einigen Jahren ein Gesetz gegen "Sex-Tourismus".
Im Beisein eines Transvestiten gefasst
"Der Verdächtige
schwieg", sagte ein Generalleutnant der Polizei, Pongsapat Pongcharoen.
Zur Ergreifung habe ein Hinweis aus der Bevölkerung geführt. N. sei in einem
Haus im Beisein eines 25-jährigen thailändischen Transvestiten gefasst
worden. Dieser sei noch nicht von der Polizei verhört worden. Über die
Beziehung der beiden zueinander sagte Pongsapat nichts.
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Der Mann mit dem Spitznamen "Vico" war am Freitag in der drittgrößten Stadt Thailands, Nakhon Ratchasima, im Nordosten des Landes festgenommen worden. Anschließend wurde er nach Bangkok gebracht, wo er in Handschellen der Presse präsentiert wurde. Der Verdächtige versuchte, sein Gesicht hinter einem Hemd zu verbergen, bevor er etwa fünf Minuten lang mit einer Sonnenbrille vor den Kameras saß. "Er (N.) sagte, er habe gewusst, dass dieser Tag kommen würde", sagte der thailändische Polizist Pasial Luesomboon.
Als Jugendbetreuer gearbeitet
Der aus Maple Ridge im kanadischen
Bundesstaat British Columbia stammende Mann soll Zeitungsberichten zufolge
auch als Jugendbetreuer gearbeitet haben. Zuvor sei er Student an einem
christlichen Seminar gewesen. Der Seminarleiter hatte gesagt, man habe ihm
abgeraten, Priester zu werden, weil er dafür nicht die notwendigen
persönlichen Qualifikationen gehabt habe. Frühere Kollegen beschrieben ihn
als "bescheidenen Charakter" und "fleißigen Lehrer".
Buben für sexuelle Handlungen bezahlt
In Thailand wurden am
Vortag Buben verhört, die er missbraucht haben soll. Die Buben gaben an, im
Alter von neun, 13 und 14 Jahren von dem Kanadier für sexuelle Handlungen
geringfügig bezahlt worden zu sein.
Sechs Jahre alte Buben missbraucht
Dem Verdächtigen werden
ähnliche Vergehen auch in Kambodscha und Vietnam zur Last gelegt. Einige der
sexuell misshandelten Buben sollen erst sechs Jahre alt gewesen sein.
Grenzbeamte wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Der 32-Jährige, der sich
seit Jahren seiner Festnahme entzieht, war am Donnerstag nach Thailand
eingereist und dann untergetaucht.
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Die Buben gaben an, umgerechnet zwischen 7,75 und 15,50 Euro von dem Mann erhalten zu haben. Er habe ihnen in seinem Zimmer in Bangkok auch Pornobilder auf seinem Computer gezeigt. Die Buben hatten das Bild des Gesuchten im Fernsehen gesehen und sich dann bei der Polizei gemeldet. Die Polizei sucht nun nach dem vierten Buben.
Fotofahndung erfolgreich
Der weltweit gesuchte Kinderschänder
ist acht Tage nach dem Beginn einer beispiellosen globalen Fotofahndung als
32-jähriger Kanadier identifiziert worden. Für Christopher Paul N., der bei
seiner Ankunft am Flughafen von Bangkok von einer Überwachungskamera gefilmt
wurde, gebe es jetzt "kein Entkommen mehr", sagte der
Interpolbeamte Mick Moran am Dienstag.
200 Fotos im Internet
Der Mann hatte laut Polizei rund 200 Fotos
ins Internet gestellt, die ihn beim Vergewaltigen kleiner Buben zeigen.
Deutsche Experten entzerrten die Fotos, die dann weltweit verbreitet wurden.
Moran nannte den Fall eine weltweite Warnung, "dass wir
Kindesmissbrauch nicht dulden".
Moran forderte den Gesuchten auf sich der Polizei zu stellen. Der Pädophile sei "jetzt weltweit bekannt", sagte er in Bangkok. "Jetzt gibt es für ihn kein Versteck mehr."
Der thailändische Polizeisprecher Apichart Suriboonya hatte zuvor mitgeteilt, Christopher Paul N. sei am vergangenen Donnerstag auf dem Flughafen in Bangkok angekommen. "Er hält sich in Thailand auf, wir haben ihn noch nicht gefasst", sagte Suriboonya. Um eine Flucht ins benachbarte Kambodscha zu verhindern, wurden alle Grenzposten des Landes in Alarmbereitschaft versetzt, wie Interpols Vertreter in Kambodscha, Keo Vanthan, mitteilte.
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Die Polizei sammle Beweise und Informationen aus den Nachbarländern und von Interpol, damit ein Haftbefehl erlassen werden könne, sagte der thailändische Polizeisprecher. Die an der Fahndung beteiligten Behörden würden seit der Einreise des Verdächtigen eng zusammenarbeiten. "Interpols Netzwerk ist sehr groß, ich bin mir sicher, dass wir ihn finden - vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber wir werden ihn finden", sagte Moran.
Experten des deutschen Bundeskriminalamtes hatten die digital verzerrten Fotos, die einen Mann beim Missbrauch kleiner Buben zeigten, soweit wiederhergestellt, dass das Gesicht des Täters erkennbar wurde. In einer nie dagewesenen Fahndung wurde der Pädophile mit den Fotos international gesucht. Mehr als 350 Hinweise aus aller Welt gingen bei der Zentrale Interpols in Lyon ein.
Der globale Ansatz bei der Suche "hat den Fall für uns geknackt", sagte Moran. Die Lyoner Behörde hatte am Montag mitgeteilt, der Gesuchte sei identifiziert worden. Es handle sich um einen Lehrer, der an einer südkoreanischen Schule Englisch unterrichte.
Aussehen verändert
Die thailändischen und kambodschanischen
Behörden gaben dann die mutmaßliche Identität des Mannes bekannt. Die Fotos
der Überwachungskameras vom Flughafen in Bangkok zeigen Christopher Paul N.
mit Brille und Glatze, während er auf den Fahndungsfotos ohne Brille und mit
dunklen Haaren abgebildet war. Interpol wiederholte am Montag seine
Aufforderung, wer den Mann kenne, solle sich umgehend mit der örtlichen
Polizei oder der jeweiligen Interpol-Stelle in seinem Land in Verbindung
setzen. Interpol-Generalsekretär Ronald Noble begrüßte die Hinweise und den "bemerkenswerten
Beitrag der Öffentlichkeit", "die in einem so kurzen Zeitraum
so beachtliche Fortschritte" ermöglicht hätten.
Interpol: "Warnung an alle Verbrecher"
Interpol
bezeichnete die Festnahme des mutmaßlichen Kinderschänders als Warnung an
alle weltweit gesuchten Verbrecher. Interpol und die Polizeidienste in
seinen 186 Mitgliedstaaten, die Öffentlichkeit ebenso wie das Internet seien "neue
und mächtige Mittel, sie zu jagen, wo auch immer sie versuchen, sich zu
verstecken", sagte Interpol-Generalsekretär Ronald K. Noble in Lyon.