Flugzeug-Crash

Der Todespilot im Video über Techniken des Fliegens

11.10.2006

Makaber: Baseball-Profi Cory Lidle hatte zuvor in einem Interview erklärt, worauf man beim Fliegen achten muss.

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"Zuerst muss man sich versichern, ob der Tank voll ist", gab sich Baseball-Profi Cory Lidle vor laufender Kamera als Flugexperte (siehe Video). Im selben Interview war der Pilot erfreut, erstmals über die Stadt fliegen zu dürfen: "Aber nicht zu nah, ich möchte meine Lizenz nicht verlieren".

Einen Tag nach dem Flugzeugunglück in New York ist die Ursache des Unfalls mit zwei Toten und 16 Verletzten noch nicht geklärt. Experten der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde NTSC versuchten am Donnerstag zu ermitteln, warum ein einmotoriges Kleinflugzeug am Mittwochnachmittag bei klarer Sicht in ein 50-stöckiges Hochhaus in Manhattan gerast war. Der Pilot habe entgegen ersten Informationen vor dem Einschlag in das Gebäude keinen Notruf abgesetzt, teilte ein Sprecher der NTSC mit. Am Vortag hatte es zunächst Berichte über Treibstoffprobleme der Maschine gegeben.

Bei dem Unglück, das Erinnerungen an die Terroranschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001 weckte, kamen die beiden Insassen des Flugzeugs ums Leben, darunter der Baseball-Profi Cory Lidle. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg schloss den Verdacht einer neuerlichen Terrorattacke wenige Stunden später hundertprozentig aus. Die New Yorker kehrten erleichtert zum Alltagsleben zurück. Millionen Berufstätige kamen Donnerstag früh wie gewohnt zu ihren Arbeitsplätzen.

Außer dem 34-jährigen Pitcher (Werfer) des Baseball-Teams der New York Yankees war dessen Fluglehrer mit an Bord der Maschine vom Typ Cirus SR-20. Kurz nach dem Unglück hatte man bereits den Ausweis des Sportlers auf dem Bürgersteig vor dem Haus in den herabgestürzten Trümmern entdeckt. Wie CNN berichtete, wurden auch die Leichen der beiden Opfer vor dem Hochhaus gefunden. Laut Bloomberg trugen elf Feuerwehrmänner und fünf Zivilisten leichte Verletzungen davon.

Crash nur 16 Minuten nach dem Start
Das viersitzige Flugzeug sei um 14.29 Uhr Ortszeit vom Flughafen Teterboro in New Jersey, etwa 15 Kilometer vom Unglücksort entfernt, gestartet, sagte Bloomberg. Es habe eine Runde um die Freiheitsstatue im New Yorker Hafen gedreht und dann Kurs in Richtung Norden genommen. Auf seinem Weg flog es unter anderem am blauen Glaspalast der Vereinten Nationen vorbei, in dem tausende Diplomaten und UN-Mitarbeiter aus aller Welt arbeiten. Um 14.45 Uhr, nur 16 Minuten nach seinem Start und etwa einen Kilometer von der UNO entfernt, raste der kleine Sportflieger in das Hochhaus. Mehrere Wohnungen im Bereich der Einschlagstelle gerieten in Brand.

"Es sah so aus, als ob das Flugzeug einfach in das Wohnzimmer von jemandem flog", sagte eine Augenzeugin in einem Fernsehinterview. Ein weiterer Zeuge, nach eigenen Angaben selbst Pilot, sagte, dass die Maschine relativ tief geflogen sei: "Im Nachhinein sah es für mich so aus, als ob ein Pilot verzweifelt versucht hat, zurück zum Flughafen zu kommen." Ein Handwerker, der in dem Haus drei Etagen über der Einschlagstelle gearbeitet hatte, sagte, "ich schaute aus dem Fenster und sah das Flugzeug direkt auf mich zukommen". "Ich hatte Angst. Die Explosion hat das ganze Gebäude zum Wackeln gebracht. Es war fürchterlich."

Schwierige Evakuierung der Bewohner
Nach Angaben der Polizei war es besonders schwierig, die Bewohner in Sicherheit zu bringen, deren Wohnungen über dem getroffenen Gebäudeteil liegen. Nach Angaben der Feuerwehr war der Brand nach zwei Stunden unter Kontrolle. In dem 1988 errichteten Appartementhaus gleich gegenüber dem Auktionshaus Sotheby's gibt es 183 Wohnungen.

Die Unglücksmaschine war auf Lidles Namen registriert. Er hatte die 2002 gebaute Cirus SR-20 erst Anfang des Jahres für 187.000 Dollar (149.087 Euro) gekauft. Kurz davor hatte er die Flugscheinprüfung bestanden. Vor wenigen Wochen, im September, pries er das Flugzeug in einem Interview noch als besonders sicher.

In einer ersten Reaktion direkt nach dem Unglück hatte das Weiße Haus in Washington die Möglichkeit eines Terroranschlages zunächst nicht völlig ausschließen wollen. Das Nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando (Norad) ließ Kampfflugzeuge starten, um den Luftraum über mehreren US-Städten abzusichern. Die US-Luftfahrtbehörde verhängte rund um die Unglücksstelle ein Flugverbot.

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