Das Außenministerium will den verurteilten Vergewaltiger heimholen.
Deutschland will sich für eine Rückkehr des aus Bayern nach Frankreich verschleppten Arztes Dieter K. einsetzen. Das Außenministerium suche "gemeinsam mit den französischen Kollegen" nach einer Lösung, die die Rückkehr des 74-Jährigen ermögliche, sagte ein Sprecher des Bundesaußenministeriums am Freitag in Berlin.
Schuldspruch
Dieter K. war in Frankreich 1995 in Abwesenheit für
schuldig befunden worden, seine damals 14 Jahre alte französische
Stieftochter mit einer Spritze getötet zu haben. Er musste die 15-jährige
Haftstrafe aber nie antreten, weil Deutschland ihn nicht auslieferte.
Zusammenarbeit
Das Außenministerium lege "großen Wert auf eine
reibungslose und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Frankreich", sagte der
Außenamtssprecher. Die deutsche Botschaft bemühe sich um konsularischen
Zugang zu dem in Paris inhaftierten Kardiologen. Deutschland habe aber nicht
seine sofortige Freilassung beantragt.
Entführung
Der 74-Jährige war am Wochenende gefesselt
und geknebelt in der Nähe des Landgerichts der elsässischen Stadt
Mülhausen aufgefunden worden. Unterdessen gestand der Vater der getöteten
Kalinka Bamberski, die Entführung veranlasst zu haben. Andre Bamberski
kämpft seit Jahren dafür, dass der Arzt seine in Frankreich verhängte Strafe
verbüßt.
Keine Auslieferung
Deutschland verweigerte eine Auslieferung,
weil der Fall
1982 von der deutschen Justiz zu den Akten gelegt wurde. Der Europäische
Gerichtshof für Menschenrechte hatte den Prozess in Frankreich allerdings
als unfair gerügt, weil der Angeklagte sich nicht von einem Anwalt vertreten
lassen durfte. Die französische Justiz hat nun ein Jahr Zeit, um einen neuen
Prozess zu organisieren.
Vergewaltiger
K. hatte seine Zulassung als Arzt in Deutschland
1997 wegen sexuellen Missbrauchs verloren. Das Landgericht Kempten befand
ihn für schuldig, eine 16-jährige Patientin unter Narkose vergewaltigt zu
haben. Er bekam dafür zwei Jahre Haft auf Bewährung, übte seinen Beruf aber
illegal weiter aus.