Verdacht bestätigt

Doppelmord vor Uni-Massaker: Prager Amokläufer tötete Vater und Baby

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14 Opfer forderte der Amoklauf an der Prager Karls-Universität am Donnerstag. Nun wird klar: Der Schütze David K. soll zuvor nicht nur seinen Vater getötet haben, sondern ist laut Polizei auch für einen Doppelmord an einem Mann und seinem Baby vor einer Woche verantwortlich.

Tschechien steht nach der Bluttat an der Prager Karls-Universität kurz vor Weihnachten im Zeichen der Trauer. "Es ist ein Schock - niemand von uns hätte damit gerechnet, dass so etwas passieren kann", sagte eine Krankenhaus-Sprecherin stellvertretend für viele. Die Regierung rief für diesen Samstag eine eintägige Staatstrauer aus. Fahnen sollen auf halbmast wehen, die Lichterketten am Weihnachtsbaum auf dem Prager Altstädter Ring sollen erlöschen.

Geplant ist auch ein Trauergottesdienst im Prager Veitsdom. Der Student David K. hatte am Donnerstagnachmittag im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät in der Prager Innenstadt das Feuer eröffnet und 14 Menschen getötet. Zudem sei auch der Schütze tot, sagte der Leiter der Prager Polizei, Petr Matejcek, am Freitag - der junge Mann habe sich wahrscheinlich selbst erschossen. Über ein mögliches Motiv des Schützen herrschte noch Unklarheit. Vor der Bluttat soll der 24-Jährige bereits seinen Vater in dessen Haus in der Gemeinde Hostoun westlich von Prag ermordet haben.

Schüsse an der Prager Universität

Ein Bild des mutmaßlichen Schützen am Dach der Universität

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× Schüsse an der Prager Universität

Ballistische Untersuchung bestätigt Doppelmord

Die Ermittler äußerten darüber hinaus einen schlimmen Verdacht: Der 24-Jährige könnte auch für einen Doppelmord vor einer Woche verantwortlich gewesen sein. Ein Vater und dessen Tochter im frühen Säuglingsalter waren scheinbar grundlos in einem Waldstück am Prager Stadtrand erschossen worden. Nun teilten die Ermittler mit, dass eine ballistische Untersuchung einer der im Haus des Uni-Schützen gefundenen Schusswaffen ihre Vermutung bestätigt habe.

Tschechiens Innenminister Rakusan (l.) und Polizeipräsident Vondrasek bei einer Pressekonferenz

Tschechiens Innenminister Vit Rakusan (l.) und Polizeipräsident Martin Vondrasek bei einer Pressekonferenz

© APA/AFP/RADEK MICA
× Tschechiens Innenminister Rakusan (l.) und Polizeipräsident Vondrasek bei einer Pressekonferenz

Zehn Schwerverletzte notoperiert

Alle Opfer seien inzwischen identifiziert. Unter den Toten seien keine Ausländer. Zwei Bürger aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und ein Niederländer seien unter den Verletzten, hieß es. Das Außenministerium in Wien betonte am Donnerstag auf Anfrage der APA, es gebe nach Rücksprache mit der österreichischen Botschaft in Prag derzeit keine Hinweise, dass österreichische Staatsbürger von der Schussattacke in Prag betroffen seien. Vor dem Unigebäude legten Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Nach den letzten Angaben wurden 25 Personen verletzt, davon zehn schwer. Manche erlitten Durchschüsse im Kopf- oder Brustbereich oder an den Extremitäten und mussten sofort operiert werden. Alle waren in stabilisiertem Zustand.

Zeugen hörten "merkwürdiges Knallen"

Augenzeugen der Uni-Attacke berichteten von dramatischen Szenen. "Wir hatten Unterricht, und auf einmal hörten wir ein merkwürdiges Knallen", berichtete eine Überlebende im Krankenhaus dem Rundfunk. Dann habe plötzlich jemand durch die Tür geschossen. Erst hätten die Studenten den Eingang mit Bänken verbarrikadiert. Als der Schütze zurückgekommen sei, seien sie aus dem Fenster geklettert, über das Dachgesims balanciert und auf einen darunterliegenden Balkon gesprungen, um sich zu retten. Einsatzvideos der Polizei zeigten eine chaotische Situation und Menschen in Panik.

Schüsse an der Prager Universität
© APA/AFP/MICHAL CIZEK
× Schüsse an der Prager Universität

Weiter Rätsel um Motiv

Es gab weiter keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Uni-Attacke. Innenminister Vit Rakusan kündigte dennoch eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen im Land aus präventiven Gründen an. Dazu zähle eine stärkere Präsenz von Polizisten mit Maschinenpistolen an ausgewählten Orten. Rakusan sagte im Rundfunk, der Schütze habe seine Waffen legal besessen und sei nicht vorbestraft.

Immer mehr Menschen in Tschechien bewaffnen sich. Im vorigen Jahr verfügten 314.039 Bürger über einen Waffenschein. Die Zahl der legal registrierten Schusswaffen stieg um mehr als 53.000 auf fast eine Million, genau 989.348. Das Recht, das eigene Leben oder das eines anderen Menschen mit Waffengewalt zu verteidigen, wurde vor zwei Jahren sogar in die Charta der Grundrechte und -freiheiten aufgenommen, die Verfassungsrang hat.

Kerzen und Blumenkränze für die Opfer des Amoklaufs vor der Karls-Universität in Prag

Kerzen und Blumenkränze für die Opfer des Amoklaufs vor der Karls-Universität in Prag

© APA/AFP/RADEK MICA
× Kerzen und Blumenkränze für die Opfer des Amoklaufs vor der Karls-Universität in Prag

Bereits über halbe Million gespendet

Als Reaktion auf die Schusswaffenattacke richtete die Karls-Universität eine Spendenaktion für die Verletzten und die Angehörigen der Toten ein. Bis Freitagmittag beteiligten sich bereits mehr als 13.000 Menschen daran, wie auf der Internetseite des Stiftungsfonds der Uni zu sehen war. Die gespendete Summe belief sich bis dahin auf umgerechnet mehr als 550.000 Euro.

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